St. Petersburg. Auf einer Pressekonferenz stellte der Leiter des Russischen Museums, Wadim Gussew, in der vergangenen Woche die Pläne seines Hauses vor. Neben der grundlegenden Restaurierung des Petersburger Sommergartens will das zweitgrößte Kunstmuseum der Stadt in die russische Provinz expandieren. Zum Teil mit Hilfe des Internets.
Der Sommergarten – der älteste und beliebteste Garten von St. Petersburg – wird in diesem Jahr 300 Jahre alt. Erstmals 1704 hatte Peter I. dieses von ihm selbst initiierte Projekt in Briefen erwähnt. Die Feier wird zum vorläufigen Schlusspunkt, denn bereits 2005 soll der Garten für mindestens zwei Jahre geschlossen werden, um sich einer grundlegenden Restaurierung zu unterziehen.
Dafür benötigt das Russische Museum etwa 350 Millionen Rubel (10 Millionen Euro). Die Finanzierung hängt noch in der Luft, denn erst vor Kurzem konnte die langwierige offizielle Übergabe des Gartens an das Russische Museum abgeschlossen werden, und dementsprechend sind im Finanzplan noch keine Posten für den Sommergarten vorgesehen. Gussew hofft indes auf föderale Mittel und private Investitionen.
Unklar ist auch, wie die Restaurierung aussehen soll. Wie soll der Garten im Endeffekt aussehen? Wie zu Zeiten Peters I., Katharinas II. oder Alexander Puschkins? Eine prinzipielle Frage, geht es doch u.a. um die unter einer 80 cm dicken Kulturschicht vergrabenen Springbrunnen aus dem 18. Jahrhundert, die 1777 bei einer verheerenden Überschwemmung zerstört worden waren. Ihre Wiederinstandsetzung wäre allerdings äußerst zeit- und geldaufwendig.
Spätestens mit der Übergabe des Sommergartens ist das Russische Museum mit 15 Gebäuden und ca. 30 Hektar Land der größte Grundstücksbesitzer unter allen Petersburger Kultureinrichtungen. Auch die Zahl der Besucher möchte Gussew in Zukunft in die Höhe schrauben – von einer Million pro Jahr soll sie auf vier bis fünf Millionen ansteigen. Und wenn zurzeit nur ein Prozent der vorhandenen Sammlungen gezeigt wird, sollen es bald 10 bis 15 Prozent sein. Dazu muss die vorhandene Infrastruktur erheblich erweitert werden.
Doch nicht nur innerhalb von Petersburg will das Russische expandieren. Ähnlich der Ermitage, drängt es in die Provinz. Ein Programm namens „Russland“ soll die Anbindung der provinziellen russischen Museen garantieren. Erstens werden Wanderausstellungen in verschiedene russische Städte geschickt. Die erste davon – „Drei Jahrhunderte russische Kunst“ – ist bereits unterwegs. Nach Nischni Nowgorod ist sie nun in Saratow zu sehen, und bis Ende 2004 zieht sie noch nach Samara, Petrosawodsk und Murmansk.
Zweitens werden die kleineren Museen aus der Provinz Sonderausstellungen nach Petersburg schicken. Ein Beispiel: In Petrosawodsk werden Werke von Filonow gezeigt, und von dort kommen im Anschluss Arbeiten seiner Schüler nach Petersburg.
Und drittens will das Russische Museum außerhalb von Petersburg ein Netz von „virtuellen Filialen“ eröffnen. Dort können dann die Sammlungen auf Video, CD und DVD und natürlich im Internet begutachtet werden.
(sb/.rufo)
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