St. Petersburg. In der Nacht auf Freitag mussten alle 365 Bewohner, darunter 80 Kinder, aus einem ehemaligen Wohnheim in Hafennähe evakuiert werden. In der Wand des Hauses waren Risse aufgetreten. Das Unglückshaus ist seit langem ein Gefahrenherd. Im Juni 2002 war ein Teil des neunstöckiges Gebäudes eingestürzt, die restlichen Bewohner hatten seitdem ergebnislos ihre Umsiedlung gefordert.
Am Abend hatten die Bewohner verdächtiges Knacken und Knistern vernommen. In der Wand mit den Aufzügen hatten sich neben den seit fast zwei Jahren bestehenden Beschädigungen neue Rissen aufgetan. Die sofort herbeigerufenen Rettungskräfte beschlossen, alle Menschen zu evakuieren. Ein Teil von ihnen kam in einem nahegelegenen Kindergarten unter, der Rest fand bei Freunden und Verwandten Unterschlupf.
Zurzeit arbeitet eine Untersuchungskommission an Ort und Stelle. Sie soll herausfinden, ob das erneut in Bewegung geratene Haus weiter bewohnbar ist. Anfang Juni 2002 war ein Teil des 1971 als Wohnheim gebauten Hauses eingestürzt. Dabei waren drei Menschen ums Leben gekommen, ein 16jähriges Mädchen wird seitdem vermisst.
Das damals eingeleitete Gerichtsverfahren ergab Pfusch am Bau als Unglücksursache. Bereits bei der Errichtung des Hauses 1971 waren grobe Fehler gemacht worden, die 30 Jahre später zu der Katastrophe führten. Im Januar 2004 wurde das Verfahren gegen die Verantwortlichen jedoch wegen Verjährung eingestellt.
Die Bewohner der direkt an den eingestürzten Gebäudeteil angrenzenden Wohnungen leben seitdem in Angst und Schrecken. Ihre mehrfachen Forderungen nach neuem Wohnraum verhallten bisher jedoch ungehört. Die Behörden verwiesen immer wieder darauf, dass das Haus sicher sei.
Nach dem Zwischenfall in der letzten Nacht wird nun erneut eine Untersuchung vorgenommen, die den Grund für die neuen Risse und die Erweiterung der alten Beschädigungen herausfinden soll. Dann wird über das weitere Schicksal der Bewohner entschieden werden.
(sb/.rufo)
|