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Montag, 21.04.2014

Krisen und Chancen: Russland und die Vaterlands-Europäer

Thomas Fasbender, Moskau. Krisen bergen immer auch Chancen. Der massive Medien- und Politikerzorn im Westen, der den größten Teil unserer Eliten derzeit gegen das bockige Russland vereint, spiegelt nicht zuletzt die Enttäuschung über einen jahrelang erfolgreichen Selbstbetrug.
Was hat man nicht unternommen, um dem unter Autokratie und Kommunismus geschundenen Russland eine bessere Zukunft zu sichern? Eine Zukunft im Kreis der europäischen Demokratien, zivilisiert mit Messer und Gabel in der Hand. Alle Türen hat man dem Land geöffnet, an jedem Tisch war ein Platz gedeckt, an allen Segnungen der schönen, heilen Regenbogenwelt hatte Russland teil.

Und dann? Statt der Zukunft nimmt das Land sich die Krim. Statt dem Friedenshelden Obama jubeln die Russen ihrem autoritären Putin zu. Statt sich zu reformieren und schleunigst so postmodern und zeitgemäß zu werden wie die Schweiz oder das Schwabenland kleben sie an ihrer Vergangenheit und ihrem Anderssein.

Russland ist nicht Europa. Das Europa des Westens endet dort, wo einst die Macht der römischen Kirche und ihrer abtrünnigen Erben endete. Und das ostkirchliche Europa tickt nun einmal nicht wie eine Schweizer Uhr (auch Griechenland nicht, aber das fällt nicht weiter auf).

Die Chance, die in der gegenwärtigen Krise liegt, ist die Wiederkehr der Aufrichtigkeit. Fort mit den unerträglichen Blasen: das europäische Haus, die strategische (oder Modernisierungs-) Partnerschaft, Wandel durch Annäherung, Win-win-Situationen, das postnationalistische Zeitalter ...

In Europa verweigert sich eine wachsende Minderheit den Heilsversprechen der westlichen Eliten, in Russland verweigert sich ein ganzes Volk mitsamt seiner Führungsschicht.

In der Tat, in Russland entsteht eine den Staat und die Gesellschaft legitimierende Ideologie aus patriotischen, nationalen und konservativen Elementen. Und das ist beileibe nicht Wladimir Putins eigenes Werk. Es wäre ein grober Fehler, die Verschiebungen im russischen Selbstverständnis allein der Person des Präsidenten zuzuschreiben.

Seit alter Zeit sieht Russland sich als konservativer Antagonist zum Westen. Das begann im 16. Jahrhundert mit dem Mythos vom Dritten Rom und fand einen Höhepunkt in der Heiligen Allianz mit Preußen und Österreich nach 1815 gegen die Kräfte der bürgerlichen Revolution.

Nach einer kurzen, einigermaßen verwirrten Phase der Selbstfindung nach dem Ende des Kommunismus gleitet Russland in alte Fahrwasser zurück. Der Westen hat seinen Zenit durchschritten, und es ist nicht ausgeschlossen, dass der Deutschlandfreund Wladimir Putin als derjenige Politiker in die Geschichte eingehen wird, der nach über 300 Jahren den Abschied Russlands von Europa einläutet.

Dass ist im Übrigen ein durchaus traumatischer Prozess: Europa war ein bequemer Partner mit Fünf-Sterne-Lebensqualität. Eurasien ist ein anderes Kaliber an Herausforderung. Die politischen Sanktionen des Westens sind also geeignet, eine ohnehin anstehende Wendung nur zu beschleunigen. So gesehen sind die Vorgänge in der Ukraine ein Weckruf, für den die russische politische Klasse einst dankbar sein wird.

Der weltanschauliche Konflikt zwischen Russland und dem Westen hat jedenfalls begonnen, unabhängig vom Ausgang der gegenwärtigen Krise. Auf politischer Ebene setzt sich parallel dazu die Rivalität zwischen Washington und Moskau fort. Der große ökonomische und militärische Abstand zwischen beiden Ländern wird durch die russische Nähe zu den eurasischen Konfliktzonen einigermaßen ausgeglichen.

24 Milliarden Dollar im Jahr kosten die USA ihre zehn Flugzeugträger-Kampfgruppen - nicht ganz ein Drittel des russischen Verteidigungshaushalts. Der Kreml kann sich solchen Aufwand sparen; das Land ist auch so ein Flugzeugträger mit Ausmaßen von Nordkorea bis zum Baltikum.

Für Westeuropa hat die weltanschauliche Seite des Konfliktes größere Bedeutung als die ökonomisch-militärische. In das postkommunistische Vakuum kehrt der ideologische Wettbewerb zurück. EU-Skeptiker, Traditionalisten, Patrioten und Konservative gewinnen einen neuen Verbündeten.

Natürlich wird die russische Politik darauf gerichtet sein, die Brüssel-EU zu schwächen und womöglich zu spalten. Mancher Vaterlands-Europäer wird das durchaus begrüßen. Neue Allianzen werden geschnürt und neue Bruchstellen entstehen. Die bequemen Jahre sind auch für Westeuropa vorbei.


Thomas Fasbender lebt seit 1992 in Moskau und ist mit regelmäßigen Kommentaren in seinem Blog und auf Russland Aktuell präsent.


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