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Freitag, 04.01.2013

Moskau als Steueroase: Russischer Pass für Depardieu

Gerard Depardieu bekommt einen russischen Pass (Foto: TV)
Moskau. Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Schönste, was es gibt auf der Welt. Ein Freund, ein guter Freund, der einen Pass vorrätig hält. Gerard Depardieu wird Russe – ein PR-Coup für den Noch-Franzosen und den Kreml.
Russlands Präsident Wladimir Putin persönlich hat den französischen Schauspieler per Erlass eingebürgert. „Ich bin froh, dass mein Antrag angenommen wurde“, ließ Depardieu bereits verlauten gemeinsam mit einem Versprechen, nun eifrig Russisch zu pauken.

Depardieus Steuerstreit


Für den Akteur, der seit den 70er Jahren zu den führenden Charakterdarstellern Frankreichs zählt und mit Filmen wie Cyrano de Bergerac, 1492 oder der Asterix-Reihe auch internationale Berühmtheit erlangte, ist die Geste des russischen Präsidenten ein willkommener Beistand in seinem Steuerstreit mit der französischen Führung.

Nachdem seine Steuerflucht von Premier Jean-Marc Ayrault als „erbärmlich“ kritisiert wurde, inszeniert sich Depardieu als schwer gekränkter Weltstar: Ein Prophet, der in der eigenen Heimat nichts mehr gilt und deswegen das Weite sucht.

Putins neuer Obelix


Putin bietet ihm die passende Bühne. Schon im Dezember stärkte er ihm öffentlich den Rücken. Er verstehe die Gefühle Depardieus, sagte er auf seiner Jahrespressekonferenz, lobte ihn als wahren Franzosen, nannte ihn einen Freund und erklärte, wenn Depardieu einen russischen Pass haben wolle, dann werde er ihn auf jeden Fall bekommen.

Uneigennützig ist die jetzige Einlösung des Versprechens nicht. Auch Putin erhofft sich von der Aktion einen massiven Gewinn: Ein bekannter französischer Schauspieler, der die Gegenbewegung zu den russischen Oligarchen antritt und in den Osten flieht – das verspricht gute PR und eine Aufwertung des putin’schen Russland im öffentlichen Bewusstsein – national, aber auch weltweit.

Depardieu: Russland eine große Demokratie


Bislang spielt Depardieu die ihm zugedachte Rolle mit Begeisterung. Öffentlich hat er Putin und der russischen Kultur bereits seine Liebe gestanden und Russland als „große Demokratie“ geadelt. Der Ausspruch könnte künftig ähnlich oft zitiert werden wie die Worte eines anderen Putin-Freunds, Ex-Kanzler Gerhard Schröder, über einen „lupenreinen Demokraten“.

Ob allerdings Depardieu wirklich nach Russland umziehen wird, steht trotz eines liberalen Steuersatzes von nur 13 Prozent (statt 75 Prozent auf den Frankreichs Präsident Francois Hollande den Spitzensteuersatz anheben wollte) noch nicht fest. Noch fühlt sich Depardieu im belgischen Grenzort Nechin heimisch.

Es ist eine Sache, kurz nach Moskau zu jetten, um Werbespots für Ketchup oder eine Bank zu drehen, bzw. in Grosny zur Geburtstagsparty von Tschetscheniens Republikchef Ramsan Kadyrow ein Ständchen zu bringen. Eine andere Sache ist es, mindestens die Hälfte des Jahres in Russland zu leben.

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