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Russland-Aktuell
Die Netzeitung von .RUFO
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Dienstag, 17.09.2002 | |||
Die Walt Disneys des Ostens |
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Heute wird auf der Jagd nach dem schnellen Geld sogar in Kinderfilmen überall Gewalt und Kriminalität gezeigt\", bedauert Leonid Schwarzman, ein Altmeister des russischen Trickfilms, die Zustände in seiner Branche. Schwarzman, ein bescheidener alter Herr mit weißem Krabbenfischerbart, hat die Tscheburaschka entworfen, ein plüschiges Phantasietierchen mit großen Ohren und rührigen Kulleraugen, das zusammen mit seinem Gefährten, dem Krokodil Gena, auch im DDR-Fernsehen regelmäßig zu sehen war. Vor allem zeitlos liebenswerte, gutmütige Gestalten wie Tscheburaschka und Gena sind das Erfolgsgeheimnis der russischen Animationsfilm-Tradition. Die Zeichentrickfilme haben nichts von ihrer Anziehungskraft verloren, trotz oder gerade wegen des Kontrastes zum übrigen TV-Programm. Weit über 1000 Trickfilme entstanden seit den dreißiger Jahren in den Moskauer Studios von Sojusmultfilm\", dem osteuropäischen Gegenstück zur Filmfabrik von Walt Disney. Die Partei mischte sich erstaunlicherweise kaum in die Arbeit der Filmemacher ein. Eine spürbare Zensur habe es nicht gegeben, erinnert sich Schwarzman: Wir haben gemacht, was wir wollten.\" Zu seinen besten Zeiten hatte Sojusmultfilm\" 600 Mitarbeiter, weniger als die Hälfte ist davon noch übrig geblieben. Mit dem Ende der staatlichen Finanzierung begann für das Studio Anfang der Neunziger Jahre eine Zeit der Wirren. Sojusmultfilm\" wurde privatisiert, die Erlöse aus dem Verkauf der besten Produktionen ins Ausland versickerten in dunklen Kanälen. Ein ehemaliger Direktor reagierte auf seine überfällige Entlassung, indem er das Studio von einer privaten Wachfirma stürmen ließ und flüchtete später ins Ausland. Heute gehört Sojusmultfilm\" wieder dem Staat.
Doch in den vergangenen zehn Jahren sind viele der besten Animationszeichner und Regisseure ins Ausland gegangen oder haben ihre eigenen Privatstudios eröffnet. Wenn ich heute das Geld für die Dreharbeiten bekommen würden, hätte ich die notwendigen Leute nicht mehr\", sagt Ernest Rachimow. Inzwischen sei es eine seiner wichtigsten Aufgaben, die Ausbildung von neuen Mitarbeitern zu organisieren. Leonid Schwarzman freut sich währenddessen darüber, dass die Tscheburaschka gerade in Japan einen ungeahnten Kultstatus erlangt hat. Vor dem Hintergrund dessen, was heute sonst so gemacht wird, haben sie die wohl einfach lieb gewonnen\", meint der Künstler. (epd). |
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