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Echte Graffiti-Künstler können die Kuh vom Eis holen - und in die Wanne stellen (alle Fotos: bags+T.Ziegenhain/SPZ)
Echte Graffiti-Künstler können die Kuh vom Eis holen - und in die Wanne stellen (alle Fotos: bags+T.Ziegenhain/SPZ)
Freitag, 08.12.2006

Graffiti-Szene: Kleine Gangster und wahre Künstler

St. Petersburg. Wie in anderen Großstädten auch sind im Petersburger Stadtbild zunehmend Graffiti zu sehen. Von den einen verdammt, von den anderen bewundert, hat sich auch hier eine kleine Sprayer-Szene etabliert.

„Graffiti ist eine der ehrlichsten Künste. Sie kostet nicht viel und man benötigt kein Eintrittsgeld, um sie zu sehen oder auch keine Bildung, um ihre Message zu verstehen“, sagt Bags. Wie in der Szene üblich, verrät er nur seinen Künstlernamen - und dass er Student ist. Außerdem ist er Mitglied der Graffitigruppe „Milk and Vodka“ auf die man in Petersburg zwangsläufig stößt, wenn man Vertreter dieses Metiers sucht.

Auch in St. Petersburg führt die Graffiti-Kunst ein Leben als Subkultur, muss darum kämpfen, überhaupt als Kunst anerkannt zu werden. Während der Sowjetzeit blieb das Bemalen von Wänden kommunistischen Propaganda-Planern vorbehalten. Erst während der Perestroika wurde im freier werdenden geistigen Klima auch ein Raum für diese westlich geprägte Kunst frei.

Typisches Klein-Graffiti, angefertigt mit einer Schablone
Typisches Klein-Graffiti, angefertigt mit einer Schablone
Großflächige Bilder benötigen tagelange Vorarbeit in Form von Skizzen und Entwürfen bis hin zur Vorbereitung der ausgewählten Fläche durch sorgfältiges Streichen mit Wandfarbe. Das Anbringen von „tags“ mit Sprayfarben (auch unter Hilfe von Schablonen), Faserstiften oder scharfen Gegenständen geschieht hingegen ohne größere Planung, weil es in Sekundenschnelle geschehen kann.

Gerade diese Schmierereien werden aber von der Öffentlichkeit nicht gerne gesehen. Auch Ihre Urheber sind schwer zu kontaktieren, weil sie nicht Teil einer Szene sind, der ihre Kunst am Herzen liegt, sondern eher nur das ebenfalls mit Graffiti assoziierte Unterwelt-Lebensgefühl.

Selbstbekenntnis eines Taggers: „Ich bin Gangster“


Deshalb muss man schon Glück haben, wenn einem in Petersburg ein „tagger“ seine Telefonnummer zur Kontaktaufnahme hinterlässt - wie zum Beispiel „Wowa“ (Sprayername). Auf die Frage was passiert, wenn die Polizei ihn erwischen würde, antwortet er: „Weißt du, ich bin ein fucking Gangster. Shit, ich werde sie verprügeln und ich habe außerdem eine Knarre.“

Verärgert schmeißt Wowa die einzige Dose, die er hatte, auf den Boden, weil sie leer ist. „Fuck. Weißt du, wieviel ich dafür bezahlt habe? Das nächste Mal klaue ich wieder welche.“ Wowa, soviel war noch zu erfahren, ist ebenfalls Student – an der elitären Petersburger Staatsuniversität.

Die Graffiti-Szene besteht aus einzeln Agierenden oder Gruppen („crews“). Auch kann man unterscheiden zwischen Anfängern, Fortgeschrittenen (die sich bereits in der Szene auskennen und eventuell schon einer Gruppe angehören) und dem „harten Kern“, der sich in der Szene bereits Ruhm („fame“) erworben hat und in einer festen Crew aktiv ist.

Hoch droben am Newski - und kaum offiziell gebilligt: ein klassisches Graffiti.
Hoch droben am Newski - und kaum offiziell gebilligt: ein klassisches Graffiti.
In Leningrad hatten die Graffiti-Protagonisten anfangs neben der geringen Akzeptanz noch mit elementareren Problemen zu kämpfen – nämlich der Beschaffung der „cans“, der Spraydosen also. Diese mussten als Mangelware in den 80er Jahren aus Riga besorgt werden. Anders als bei Rockmusik oder Malerei hing die „Kulturhauptstadt“ Petersburg in dieser Sphäre deshalb hinterher – und es war zu dieser Zeit Moskau vorbehalten, zum russischen Vorreiter der Kunst aus der Dose zu werden. In Petersburg etablierte sich erst Mitte der 90er Jahre eine Graffitigemeinschaft, die vor allem von der Gruppe SPP, den „St. Petersburg Patriots“, geprägt wurde.

Einen spezifisch russischen Stil gibt es nicht


Graffiti (von ital. il graffito = das Gekratzte, das Eingekratzte)
steht international als Oberbegriff für eine subkulturelle Artikulation in Form von Schriftzügen und Bildern in unterschiedlichsten Varianten. Graffiti stammen ursprünglich aus den USA, wo in den 70er Jahren Künstler begannen, mit Spraydosen zu arbeiten. Als Graffiti werden heute im Allgemeinen auf geeignete Flächen gezeichnete, gesprühte oder gekratzte Bilder, Buchstaben oder andere Symbole bezeichnet. Neben Sprühdosen dienen auch Faserstifte oder spitze Gegenstände zum Kratzen als Werkzeug. Die Qualität von Graffitis kann sehr unterschiedlich sein. In Deutschland teilt man sie in drei Gruppen ein: großflächige Werke („pieces“, „styles“, „characters“), Namenskürzel bzw. Logos („tags“) und einfache Farbschmierereien. Bevorzugte Objekte für Graffiti sind öffentliche Verkehrsmittel, Wände und Schilder aller Art, frei zugängliche Toiletten, Brücken oder Haltestellenhäuschen.
Wer Unterschiede zwischen russischer und westeuropäischer bzw. amerikanischer Graffitikunst sucht, wird kaum fündig werden: Zwar war das russische Graffiti in der Anfangsphase mehr durch das Sprayen von Bildern als das von Schriftzügen geprägt. Doch inzwischen haben sich auch diese Unterschiede angeglichen. Ein Bezug zur Hip-Hop-Musik ist auch hier grundsätzlich erkennbar, wenn auch dieser Einfluss nicht bei jedem Sprayer zwangsläufig erkennbar sein muss. So gibt es auch in der Petersburger Szene die Konkurrenz zwischen der an Hip Hop orientierten Stilrichtung und einer Underground-Stilrichtung. Und es gibt die Konkurrenz zwischen einzelnen Künstlern, die wie überall in der Graffiti-Szene ihren Höhepunkt im sogenannten „crossen“ findet: das Übersprayen eines Bildes des Konkurrenten mit einem eigenen. Aber nicht nur die Form und die Rituale der Kunst selbst, auch die Probleme mit ihrer Anerkennung sind mit anderen Ländern vergleichbar. Von der Politik wird diese zeitgenössische Kunstform weitgehend ignoriert. Die Materialspenden einiger weniger Politiker für einmalige Aktionen riefen bei den Künstlern eher Spott als Dankbarkeit hervor; zu sehr verfehlten sie die Bedürfnisse und Anforderungen der Sprayer.

In den städtischen Gremien existiert bis dato keine Lobby für die Dosenmaler, weshalb es auch keinerlei finanzielle Unterstützung oder eine legale Bereitstellung von Flächen gibt. So müssen sich die jungen Graffiti-Künstler auf Stadtbereiche konzentrieren, die sie als ungefährlich einschätzen. Teilweise sind die Anwohner in diesen Gebieten sogar dankbar, wenn ihr grauer Betonalltag ein wenig Farbe bekommt.

Andere Areale und Aktionen sind weitaus gefährlicher –insbesondere das „bombing“. Dabei trifft sich eine kleine Gruppe von Sprayern, um in möglichst kurzer Zeit ein Graffiti zu malen. Oft passiert das beispielsweise auf Zügen, die für einige Minuten an einer Station halten. Aktivisten dieser Art des Sprayens - das im übrigen von der öffentlichen Meinung eher als Verbrechen denn als Kunst empfunden wird - sehen sich oft mit der Polizei konfrontiert.

Graffiti an der Newa: Rand- oder Elite-Phänomen?


Graffitis taugen auch für politische Aussagen - auch radikale.
Graffitis taugen auch für politische Aussagen - auch radikale.
„Leute, die diese Sache ernsthaft machen, wären nie bereit, einer Zeitung Auskünfte zu geben und würden nie ihre Telefonnummer herausgeben“, kommentiert Bags das Verhalten von Wowa. Seiner Meinung nach gibt es in Petersburg einen harten Kern von etwa 15 bis 20 Sprayern und einige mehr, die versuchen, deren Stil zu kopieren. „Natürlich gibt es auch Leute, die nur ‚tags’ sprayen und gar keinen Stil haben. Von einem Wowa habe ich übrigens noch nie etwas gehört“, so Bags.

Insgesamt ist Petersburg heute nicht so stark mit Graffitis übersät wie andere europäische Großstädte. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass in Russland auch keine Statistiken über die Zahl von Graffiti-bezogenen Straftaten erstellt werden, wie es sie in Deutschland für jedes Bundesland gibt.

Mehr Graffiti im Internet als an den Wänden?


Dennoch ist die Petersburger Szene im Wachstum begriffen und auch der Austausch mit anderen Ländern schreitet voran. Das Internet spielt wie so oft hier eine wichtige Rolle: In zahlreichen regionalen und überregionalen Foren tauschen die Sprayer sich aus. Auch fand in Petersburg im Juli 2006 erstmals das internationale Graffiti-Festival „Meeting of Styles“ statt, zu dem über 100 Teilnehmer aus diversen Ländern eingeladen waren: Gemeinsam gestalteten sie unter anderem eine ein Kilometer lange Mauer am Prospekt Schukowa.

Einige gute Resultate dieses Festivals sind auch im Internet zu betrachten: siehe www.meetingofstyles.com; www.meetingofstyles.ru; www.milkandvodka.ru und www.dange.ru.

Werbe-Graffiti für die Künstlerkolonie Puschkinskaja 10
Werbe-Graffiti für die Künstlerkolonie Puschkinskaja 10
Hier sind auch mehrere Werke der Petersburger Sprayer Bags, Dange und Petroz zu sehen, die sich 2002 unter der Bezeichnung „Milk&Vodka“ als Gruppe zusammengetan und sich seitdem in der Stadt einen Namen gemacht haben. Wie die drei können inzwischen einzelne Graffiti-Künstler durch Aufträge von Firmen und Institutionen Geld verdienen. Wer als Ausländer nach Petersburg kommt, sollte also neben dem obligaten Eremitage-Besuch auch noch ein Auge für diese umstrittene Kunstform offen halten. Es sieht so aus, als sei sie dabei, sich mittelfristig auch einen Platz in Museen und Galerien zu sichern.

(Ellen Lugert, Tilmann Ziegenhain/SPZ)


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