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Russland-Aktuell
Die Netzeitung von .RUFO
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Donnerstag, 13.03.2008 | |||
Makarenko: Reformpädagoge im Auftrag des Kommunismus |
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Ein blutiger Bürgerkrieg folgt der Oktoberrevolution 1917 in Russland. Rotarmisten kämpfen gegen Weißgardisten, Vater gegen Sohn, Bruder gegen Bruder. Millionen Menschen sind auf der Flucht. Kinder verlieren ihre Eltern. Sie leben auf der Straße, stehlen, rauben, töten. Sie sind Täter und Opfer zugleich. Anton Makarenko hat sich dieser Kinder angenommen. In einem Erziehungslager versucht Makarenko nach dem Zerfall des Zarenreiches den neuen Menschen zu erschaffen. Als Makarenko 1888 als Sohn eines Anstreichers der Eisenbahn geboren wird, deutet nichts darauf hin, dass er einmal der Oberlehrer der Nation werden wird. Er selbst hat lediglich einen Vierklassenabschluss, macht aber dennoch eine Ausbildung zum Lehrer. Bis 1914 ist er Provinzpädagoge in der Ukraine. Aufbau eines Arbeitsheims für SchwererziehbareBekanntheit erlangt Makarenko erst nach der Revolution durch den Aufbau eines Arbeitsheims für straffällig gewordene Kinder und Jugendliche. Schätzungen zufolge sind während des Bürgerkriegs 1918 1920 etwa acht Millionen Kinder eltern- und obdachlos geworden. Diesen Kindern versucht Makarenko nun in der Gorki-Kolonie ein neues Heim zu geben, sie in die neue Gesellschaft einzugliedern. Vom heutigen Standpunkt aus sind seine Erziehungsmethoden dabei widersprüchlich und anfechtbar. Neben dem Unterricht müssen die Zöglinge Makarenkos hart arbeiten. Sie sind auf dem Feld und stellen elektrische Apparate und Fototechnik her, wobei der Großteil der Einnahmen an den Staat abgeführt wird. Doch diese Kinderarbeit formt zugleich auch das Selbstbewusstsein der Jugendlichen. Wer sich zuvor ungeliebt und nutzlos fühlte, spürt nun zunehmend seinen Stellenwert im Kollektiv. Achtung durch harte ForderungenIch fordere Dich, weil ich Dich achte, formuliert Makarenko sein Erziehungsprinzip. Das System ist autoritär und schreckt auch vor Zwang nicht zurück. Der Tagesablauf ist streng geregelt. Doch gleichzeitig schenkt Makarenko den kleinen Strolchen Vertrauen. Er setzt auf die Selbsterziehung des Kollektivs bei weitgehender Zurückhaltung der Erzieher. Zudem schafft er in seiner Kolonie die zu der Zeit noch weit verbreitete systematische Prügelstrafe ab. Erzieher brauchen stählerne NervenDie Arbeit Makarenkos ist unvorstellbar schwer, viele der Jugendlichen sind bereits frühzeitig abgestumpft und kaum zugänglich. Außer pädagogischem Talent braucht ein guter Erzieher eiserne Nerven, Selbstbeherrschung und eine überdurchschnittliche Willenskraft, heißt es im sowjetischen Kinderbuch Schkid Republik der Strolche, das die Lage einer solchen Besserungsanstalt beschreibt. Makarenko verfügt über diese Eigenschaften und seine Erziehungsmethode zeigt Erfolg. Die militärischen Züge mit Fahnenappell, Marschieren nach Musik und Einheitskleidung faszinieren nicht nur die Jugendlichen, sondern auch die politische Führung des Landes. Makarenko selbst ist Kommunist und auch die Jugendlichen werden im Sinne des Kommunismus erzogen. So wird er schnell von der Propaganda entdeckt und gefördert. Ausbildung für den Geheimdienst1927 übernimmt er auf Drängen des sowjetischen Geheimdienstes die Arbeitskommune Felix Dserschinski, benannt nach dem berüchtigten Gründer der Tscheka. Die Kolonie wird später auch zu einer Kaderschmiede für den Geheimdienst. Der Pädagoge darf sich nun auch als Autor versuchen. Seine belletristischen Versuche sind ungelenk, das schriftstellerische Talent Makarenkos begrenzt. Doch Maxim Gorki protegiert ihn und so werden die Werke fast unzensiert veröffentlicht. Nach seinem plötzlichen Tod 1939 gelten sie im Ostblock als Standardwerke der Pädagogik. Eine heutige Einschätzung seines Werks fällt differenzierter aus. Ideologisch war Makarenko in seiner Zeit gefangen, er war ein Vertreter des Kommunismus und schuf mit seiner Umerziehung der Jugendlichen eine Basis für dessen Gewaltherrschaft in der Sowjetunion. Andererseits war er einer der ersten, der den von der Gesellschaft ausgestoßenen Kindern und Jugendlichen eine neue Heimat gab. |
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