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Russland-Aktuell
Die Netzeitung von .RUFO
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Mittwoch, 15.01.2003 | ||||||||||||||||||||||||||
Wodka für das Tränenmeer |
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Von Jürgen Bieniek, Moskau/Peking. Vor 100 Jahren war es eine heldenhafte Pioniertat, von Moskau aus die endlosen Weiten Sibiriens zu durchqueren und sich dabei in die dunklen Regionen des Zarenreichs vorzuwagen. Als wagemutiger Abenteurer konnte sich rühmen, wer dabei heil den Pazifik im Fernen Osten des russischen Imperiums erreichte... |
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Erst als 1906 die ersten Züge über die 9000 Kilometer der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau bis Wladiwostok ratterten, verlief das Abenteuer Sibirien mehr und mehr in geregelten Bahnen. Mit der Transsib begann die Unterwerfung der russischen Taiga. Ob Glanz und Gloria der Zaren, Oktoberrevolution, Stalinismus oder der Zerfall des Sowjetimperiums und der kapitalistische Aufbruch ins neue Russland: Die Transsib hat jeder Epoche als zentrale Verkehrsader des Riesenreichs genutzt. Russland ohne Transsib, das wäre wie die russische Seele ohne Salz und Brot und den Wodka hinterher. Undenkbar.
Immerhin sind auf der längsten Eisenbahnroute der Welt rund 1.000 Züge gleichzeitig unterwegs! Auch Touristen aus Deutschland sind hin und wieder anzutreffen. Reisende, die das außergewöhnliche wie anspruchsvolle Erlebnis suchen. Denn: Einen Hauch von Abenteuer umgibt die Reise mit der Transsib nach wie vor, trotz komfortabler Züge, ebensolchem Service und einer Allround-Organisation, bei der Zufälle noch wirkliche Überraschungen bieten. Erstaunlich quirlig, dieses Moskau in der ersten lauen Sommernacht des Jahres, denkt man verblüfft. Wie weggeschmolzen sind die Klischees über melancholische Menschen, denen die Schattenseiten des kapitalistischen Aufbruchs ins Gesicht geschrieben sind. Spätestens am Bahnsteig, wo der Sonderzug Zarengold die Reisenden nach zwei Tagen Sightseeing erwartet, sind solche Gedanken passé. Vor uns liegt eine Zugreise über Tausende Kilometer, die in einem chinesischen Restaurant bei Pekingente mit Stäbchen enden wird und ein Zug mit zwölf Waggons, der Geschichte ausatmet. Auf Geheiß von Nikita Chruschtschow, dem roten Zaren, der nach Stalins Tod im Kreml einzog, wurden die Luxuswaggons in den 50er Jahren in der DDR gebaut. Nicht fürs Fußvolk aus Arbeitern und Bauern, sondern für die Elite aus Regierung und Partei. In geräumigen gepolsterten Abteilen mit Betten und Duschkabinen ruckelten die Herren vorbei an Kolchosen, Kombinaten und sonstigen Denkmälern des Kommunismus. In den Salon- und Speisewagen prangt üppig sozialistischer Barock aus glänzenden Messingbeschlägen, schweren Brokatvorhängen und geschliffenen Spiegeln. Nach der System- und Zeitenwende machen es sich nun die Arbeiter und Bauern darin bequem als Touristen aus dem Westen.
Der Lockruf heißt »Zarengold«. Ihm folgen der Steuerberater aus Hamburg ebenso wie das Lehrerehepaar aus dem schwäbischen Reutlingen, zwei Landwirte aus dem Brandenburgischen oder der Tierarzt nebst Gattin aus München und der Ingenieur aus Stuttgart. Acht von rund 150 Gleichgesinnten aus allen Winkeln der Republik, die im Juli dieses Jahres die exklusive Sonderzugreise von Moskau durch Sibirien und die Mongolei bis nach Peking gebucht haben. Die einen erfüllen sich damit einen alten Traum, die anderen befriedigen ihr Bedürfnis nach dem gemäßigten Kick fernab von Globalisierung und Massentourismus. »Zarengold«, das ist die Transsib im Stil einer Kreuzfahrt, das sind fremde Welten und Kulturen im Zeitraffer, nach Fahrplan und im gleichförmigen Takt des Gleisgeratters. Reisen pur, Zug um Zug Entfernung von der Heimat und Herantasten an das ferne Ziel. Dazwischen flüchtige wie intensive Eindrücke, Begegnungen mit Menschen und Landschaften, wie sie authentischer kaum sein können.
In einem Zug bleibt da nur eine Antwort: ab in den Speisewagen! Nur von Hotelaufenthalten und Ausflügen entlang der Strecke unterbrochen, wird er auf der 16-tägigen Reise zum geselligen Treffpunkt der Globetrotter. Das Ritual der Mahlzeiten mutiert an Bord eines Zuges zum besonderen Ereignis. Impressionen aus dem Blickwinkel des Abteils, und seien sie noch so banal, werden ebenso ausgetauscht wie Erwartungen an den nächsten Aufenthalt an Land oder die ersten Halbsätze aus dem täglichen Russischkurs im Schnelldurchlauf, landeskundliche Infos inklusive. Wodka und Krimsekt zu bestellen, funktioniert zwar auch sprachlos oder mit Hilfe der deutschsprachigen Reisebegleiter, aber schon der Trinkspruch in radebrechendem Russisch ausgebracht, öffnet die Herzen der russischen Seele nicht nur beim Zugpersonal. Das bestätigen prompt auch die Marktfrauen von Kasan, dem ersten Halt nach Moskau, und setzen ihr freundliches Lächeln auf. In der Hauptstadt der Tataren-Republik werden die ersten Vorboten exotischer Fremde spürbar. Die Millionenstadt an der Wolga gilt als Zentrum des Islam in Russland. 1999 wurde hier die erste islamische Universität des Landes eröffnet. Entsprechend prägen neben den goldenen Zwiebeltürmen russischer Kirchen Moscheen und muslimische Symbole das Stadtbild.
Ein Obelisk mitten im Ural markiert die geografische Grenze zweier Kontinente. Vor uns liegt Asien. Wälder und Steppen wechseln einander ab. Entspannung pur für Augen und Sinne. Da wird auch der Nachmittagstee aus dem Samowar zum Ereignis. Mit Brot und Salz empfängt man den Reisenden am Bahnhof von Nowosibirsk, dem nächsten Stopp der Zarenreise. Mit rund eineinhalb Millionen Einwohnern ist die Metropole am Ob die viertgrößte Stadt Russlands. Hier schlägt das prosperierende Herz Sibiriens, von Handel und Industrie über die Finanzwelt bis zu den zahlreichen Hochschulen und Kulturstätten. Quirlig und dynamisch, und jetzt im Sommer alles andere als sibirisch kühl, versprüht die Stadt, die gerade ihr 110-jähriges Bestehen feierte, immer noch jenes eigentümliche sozialistische Flair, das allen Städten anhaftet, die zu Sowjetzeiten ihre Glanzzeiten erlebten.
Bevor der Zug zur Weiterfahrt anrollt und das grollende Verkehrsgetose hinter sich lässt, sind flugs die Abteilfenster für die nächste Etappe geputzt. Einer der Höhepunkte steht bevor: die Fahrt zum Baikalsee. Am siebten Tag ist es vollbracht. Irkutsk, Hauptstadt Ostsibiriens und Pforte zum tiefsten Binnensee der Erde, liegt dem Besucher zu Füßen. Trotz ihrer 640.000 Einwohner wirkt die Stadt seltsam beschaulich. Die typischen Holzhäuser mit reichen Schnitzereien und pastellfarbenen Anstrichen wärmen das Auge. Unweigerlich kommen romantische Gefühle und Sehnsucht nach Idylle auf. Beim Besuch der überbordenden Märkte wähnt man sich angesichts von Farben, Gerüchen und Geräuschen in südlichen Gefilden. Ein Übriges steuern die Marktfrauen bei, die, knallig blondiert und mit strahlenden Goldzahnkronen lächelnd, jede Zurückhaltung des fremden Besuchers entwaffnen. Selbst ein Taiga-Abendessen am Kaminfeuer im entlegenen Waldrestaurant macht deutlich: Es gibt einen Unterschied zwischen gefühltem und geografischem Breitengrad.
Zu Gast bei Vater BaikalAlle Tränen, die Menschen jemals vergossen haben, aus Glück oder aus Kummer, sind hier gesammelt, meint die uralte Legende der Einheimischen am Baikal. Von seinem Fassungsvermögen über 1.600 Meter tief, mehr als 600 Kilometer lang und bis zu 80 Kilometer breit könnte das mit der Legende schon hinhauen. Ein Fünftel des Süßwassers der Welt, mehr als die fünf großen nordamerikanischen Seen fassen, sind hier gespeichert. Bis in 40 Metern Tiefe lässt sich der Baikal in seine Seele blicken, so kristallklar ist das Wasser. Ein Naturwunder, in der Tat. Selbst die Abwässer der Papierfabriken aus Sowjetzeiten konnten das Tränenmeer nicht trüben. Unbeschreiblich und sagenhaft bleibt die Natur bei einer Baikal-Schifffahrt im Gedächtnis: die schneebedeckten Gipfel der umgebenden Bergketten, das satte Sommergrün der steilen Uferhänge, die sonnendurchflutete klare Luft, die jede Entfernung relativiert und die Wasseroberfläche in eine gigantische zitternde Silberhaut verwandelt, und nicht zuletzt eine majestätische, fast gespenstische Stille. So ehrfürchtig kann Natur, so natürlich Ehrfurcht sein. Wer beim Picknick am Seeufer einen Schluck aus dem Wodkaglas ins Wasser schüttet, kopiert nicht nur folkloristisch einen uralten Brauch, sondern versteht vielleicht für einen Moment lang den religiösen Sinn dieses Opferrituals.
Im Schneckentempo zuckelt man noch rund 80 Kilometer auf einer einsamen, stillgelegten Strecke der Transsib direkt am Ufer des Sees entlang, bevor die Weichen in eine neue fremde Welt gestellt werden. Bereits die Gesichtszüge der Menschen am Baikal verraten, dass die Grenze zur Mongolei nicht mehr fern ist. Schon hinter Ulan-Ude, der letzten russischen Großstadt vor der Grenze, erobert mit jedem Kilometer die mongolische Grassteppe das Blickfeld. Eine Reise in eine andere Zeit, in eine Welt, die fast wie ausgestorben anmutet. Viereinhalb mal so groß wie Deutschland, leben nur knapp zweieinhalb Millionen Menschen in diesem Riesenland, allein ein Viertel in der Hauptstadt Ulaan-Baatar, der nächsten Station. Gewiss kein architektonisches Schmuckstück, eher eine lieblose Mischung aus sozialistischen Plattenbauten und anderen Betonfantasien, dazwischen immer wieder die typischen Jurten, jene Rundzelte aus Tierhäuten, wie sie die Mongolen seit jeher als Nomadenvolk bewohnen. Trotzdem verbreiten Stadt und Menschen einen unergründlich angenehmen Charme.
Oder ist es nur die Projektion des Reisenden aus dem Westen, der sich nach dem Ursprünglichen sehnt oder den Sinn seines komplexen Lebens aus den Augen verloren wähnt? Der Reisende mag darüber ins Grübeln kommen, ist am Ende aber immer fasziniert ob nach dem Besuch eines buddhistischen Klosters oder beim Picknick in einer Jurtensiedlung außerhalb der Stadt. Kommunistisch im Stau Mit der Reise in diese entrückte, auf kleinster Flamme lodernde Welt ist es spätestens nach der Durchquerung der Wüste Gobi und dem Eintritt ins Reich der Mitte vorbei. Die Volksrepublik China brummt. Die gefühlte Geschwindigkeit des Zuges steigt mit jeder Stunde an, die man Peking näher rückt. Von der mongolischen Grenze sind es noch 18 Stunden bis in die Mega-Metropole, in der der Rubel schon etwas länger und erfolgreicher rollt als bei den Brüdern und Schwestern in Moskau. Jetzt bietet sich die Gelegenheit, Chinas Weitsprung in den Kapitalismus selbst in Augenschein zu nehmen. Peking ist Boomtown. Überall wird gebaut und gebuddelt, gewerkelt und gewuselt. Die Leuchtreklame hängt selbstredend neben dem Mao-Portrait, und beim Stau zur Rush-Hour sind alle kommunistisch gleich: stolze Besitzer eines Honda, VW, Daimler-Chrysler, Mitsubishi oder Toyota. Nur die Hunderttausenden von Fahrradfahrern rücken das Bild vom wuselnden Ameisenhaufen wieder zurecht. Fast blockiert es einem die von der langen intensiven Zugfahrt ausgeschlafenen Sinne. Wie gut, dass historische Sehenswürdigkeiten wie die Verbotene Kaiserliche Stadt, der Platz des Himmlischen Friedens und nicht zuletzt ein Ausflug zur Großen Mauer der turbulenten Landung im Hier und Jetzt die ausgleichende Balance verschaffen. Der Rückflug nach Frankfurt wäre sonst ein echter Kulturschock! 16 Tage von Moskau nach Peking mit dem Sonderzug Zarengold von den Eindrücken und Erlebnissen dieser einzigartigen Reise wird man in Reutlingen und Hamburg, Potsdam oder Stuttgart noch lange zehren. Bereuen wird sie niemand. Und das liegt am allerwenigsten an Wodka, Kaviar und glasierter Peking-Ente. |
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