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Irgendwo in einem Petersburger Keller: Ein Versteck von Straßenkindern (Foto: Ostrow)
Irgendwo in einem Petersburger Keller: Ein Versteck von Straßenkindern (Foto: Ostrow)
Dienstag, 06.02.2007

Eine Insel für Waisenkinder ohne Heim und Hoffnung

St. Petersburg. Das Thema „Petersburger Straßenkinder“ hat heute weit weniger Publicity als in den 90er Jahren. Ein Besuch beim Hilfsprojekt „Ostrow“ zeigt, wie groß die Not mancher junger Menschen nach wie vor ist.

Die 17-jährige Tanja besitzt keinen Ausweis. Sie weiß noch nicht einmal ihren Geburtstag. Als sie ein Jahr alt war, wurde sie von ihrer Mutter, einer Zigeunerin, ohne Dokumente an eine ältere Frau übergeben. Diese „Oma“ hat sie in einem Ort außerhalb von Petersburg groß gezogen. Mit 14 Jahren ist Tanja weggelaufen. Seitdem lebt seit in St. Petersburg – obdachlos und noch nicht einmal volljährig.

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Dies ist ein Schicksal von rund 15.000. So viele „Straßenkinder“ ohne elterliche Aufsicht gibt es nach mehr oder weniger offiziellen Schätzungen in St. Petersburg – die Dunkelziffer mag weitaus höher liegen. Sie hausen in düsteren Kellern vom Zentrum bis zum Rande der Stadt oder auf leerstehenden Dachböden. Wo genau, verraten sie nicht. Solche Verstecke gelten aber auch nicht als offizielle Wohnungen. Mit einer solchen „Adresse“ kann man sich nicht anmelden und demzufolge auch keine legalen Papiere erhalten – wie etwa den ersten Pass mit 14 Jahren. Bürokratisch gesehen gibt es diese obdachlosen Kinder einfach nicht.

Alkoholismus bei den Eltern führt zu Drogensucht bei den Kindern


Tanja zieht oft gemeinsam mit ihrer gleichaltrigen Bekannten Kristina, die ebenfalls seit drei Jahren auf Petersburgs Straßen lebt, durch das Stadtzentrum. Indem sie Leute um ein paar Rubel anschnorren, kommen sie an Geld. Auf die Frage, ob sie denn auch Drogen nehmen, sagt Kristina, dass sie früher geschnüffelt habe. Doch dies sei jetzt vorbei, weil sie den Freundeskreis gewechselt hätte.

Kristina hätte eigentlich ein Zuhause, wenn der Vater nur nicht so viel Alkohol trinken würde. Mit der Mutter hat sie sich verstritten. Deshalb schläft sie, gerade zur kalten Jahreszeit, entweder bei Freunden oder manchmal bei ihrer Schwester.

Mehr dazu im Internet
• Webseite des Straßenkinder-Hilfsprojekts Ostrow und des Zentrums Innovationen

www.aktuell.RU ist nicht verantwortlich für die Inhalte externer Internetseiten.
Für Experten ist dies ein typischer Fall: Die Ursachen für das Obdachloswerden haben meist familiäre Hintergründe. Zunehmender Alkoholismus und die damit oftmals einhergehende Gewalt in den Familien und das Vernachlässigen der eigenen Kinder führt dazu, dass Minderjährige lieber auf der Straße hausen als daheim zu sein. Ihr trister Alltag wird dann oft genug von Drogen und Kriminalität bestimmt. Sie schnüffeln gegen Hunger, Kälte und aus Angst; einige prostituieren sich, um an Geld heranzukommen.

Auch unter den Obdachlosen gibt es Gruppenbildungen: So wollen Minderjährige niemals etwas mit Erwachsenen zu tun haben – und umgekehrt. Auch vermischen sich kaum Kinder, die Drogen nehmen mit denjenigen, die sich prostituieren. Während die Jüngeren auf billige Drogen zurückgreifen, die sie sich durch Klauen beschaffen, nehmen die Älteren bereits Heroin. Doch der Preis für Heroin ist wesentlich höher: Bei den Älteren kommt es damit zu einem Zusammenspiel von Drogenmissbrauch und Prostitution.

Bevölkerung und Öffentlichkeit möchten das Schicksal der kleinen Obdachlosen am liebsten ignorieren, sie werden weitgehend sich selbst überlassen. Präsident Wladimir Putin hat zwar einmal versprochen, sich des Problems anzunehmen – aber zu konkreten und koordinierten Lösungsansätzen hat das auch nicht geführt. Eher ist es so, dass jede Institution und Behörde auf ihre Weise versucht, den kleinen Obdachlosen zu helfen und ihre Zahl einzudämmen. Nicht selten kommt es deshalb wie eh und je zu Razzien und sogenannten „Säuberungen“ durch die Polizei.

Eine „Insel“ der Wärme und Hoffnung


Doch den Mitarbeitern des Zentrums „Innovationen“ in St. Petersburg ist das Schicksal dieser Kleinen nicht egal. Zwei Mal wöchentlich kursieren die Mitarbeiter mit einem Kleinbus um Metrostationen und Bahnhöfe, wo sich die Straßenkinder aufhalten. Sie überreichen Kleidung, warme Getränke und bieten einen kleinen Imbiss sowie medizinische Hilfe an. Ziel ist es, einen Erstkontakt herzustellen, um sie zu „auf die Insel“ einzuladen.

Denn im Rahmen des schon seit zehn Jahren laufenden Projektes „Ostrow“ (dt. Insel) erhalten sowohl Straßenkinder als auch Kinder aus sozial schwachen Familien medizinische, soziale, psychologische und pädagogische Unterstützung. „Ostrow“ wird unter anderen durch die deutsche „Kindernothilfe“ und durch den Admiralitätsbezirk der Stadt Petersburg finanziell unterstützt.

Ab und zu gibt es für die Kids im Ostrow auch eine riochtige Party (Foto: Ostrow)
Ab und zu gibt es für die Kids im Ostrow auch eine riochtige Party (Foto: Ostrow)
Die Anlaufstelle am Pereulok Makarenko 9 ist montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr geöffnet. Hier befinden sich in einer Erdgeschosswohnung ein großes Spielzimmer bzw. Aufenthaltsraum, ein Arbeitszimmer mit genügend Schreibtischen und ein kleines Zimmer für die ärztliche Erstversorgung. Täglich schauen hier 30 bis 50 Kinder und Jugendlichen vorbei. Betreut werden sie durch vier Mitarbeiter, die Leiterin Vera Klimowa und den deutschen Zivildienstleistenden Lukas. 10 bis 15 der Kinder haben keine Eltern mehr. Neben Christina und Tanja, die drei Mal pro Woche im „Ostrow“ erscheinen, zählt zu dieser Gruppe der Straßen-Waisen auch Vera und Ruslan.

Vera ist ebenfalls 17 und von ihrem obdachlosen Freund schwanger, der sich mit Hilfsarbeiterjobs durchs Leben schlägt. Derzeit arbeitet er, wie viele andere Straßenkinder auch, auf einer Baustelle. Dort, in einem noch unvollendeten Haus, leben Vera und ihr Freund derzeit auch. Von Vera ist zu erfahren, dass ihre Eltern gestorben sind. Fünf Jahre habe sie in einem Kinderheim gewohnt, dann fing sie eine Lehre als Näherin an. Die Ausbildung beendete sie jedoch nicht, da es ihr schwer fällt, sich an einem Platz für längere Zeit aufzuhalten.

Zur Zeit ist das Team von „Ostrow“ bemüht, sich um eine bessere Wohnstätte für Vera und ihr zukünftiges Kind zu kümmern: Entweder kann sie in das derzeit durch die Großmutter vermietete Zimmer ihrer verstorbenen Mutter einziehen oder sie geht in ein Mutter-Kind-Haus. Vera sagt selbst, dass sie eigentlich noch nicht bereit für ein Kind sei und sich deshalb auch nicht wirklich auf das Baby freuen kann. Und niemand weiß, ob das verdiente Geld ihres Freundes für drei Personen reichen wird.

Wie Arbeit finden – die auch ehrlich bezahlt wird?


Mutlos und perspektivlos: Jungs in einer Petersburger Metrostation (Foto: Ostrow)
Mutlos und perspektivlos: Jungs in einer Petersburger Metrostation (Foto: Ostrow)
Ruslan ist 16, lebt seit vier Jahren auf der Straße und hat früher zusammen mit dem Freund von Vera auf er gleichen Baustelle gearbeitet. Er erhielt jedoch, wie einige andere auch, keinen Lohn, weil er keine Dokumente und damit auch keine Rechte hat. Dennoch bemüht sich Ruslan weiter um Arbeit. So fragt er oft an den Verkaufskiosken auf dem Sennaja Ploschtschad nach einen kleinen Job. Manchmal darf er bei seiner Schwester übernachten. Ruslan kommt seit zwei Jahren regelmäßig alle zwei Tage zu „Ostrow“, weil – so erzählt das Team - „er hier seine Sachen waschen darf, an einem Computerkurs teilnehmen kann und er die Spielturniere so liebt, bei denen es Kleinigkeiten wie Snickers zu gewinnen gibt.“ Ruslan sagt, es hoffe darauf, eines Tages doch noch in die Gesellschaft integriert zu werden.

Dennoch ist, wenn man mit diesen Jugendlichen spricht, Antriebslosigkeit und das Fehlen von Willenskraft spürbar, ohne die dieser Teufelskreis nicht zu durchbrechen ist. Zum Beispiel bei Kristina: Sie hat wie viele ihrer Schicksalsgefährten nur die 8. Klasse beendet. Zwar möchte sie arbeiten gehen, sucht aber nicht nach Arbeit. Über ihr weiteres Leben macht sie sich keine Gedanken. Einzig Vera hat aus diesem Kreis den Willen zum Lernen gezeigt – dabei muss sie ganz unten anfangen: Sie möchte Schreiben und Lesen lernen. Ihre Namensvetterin, die Projektleiterin Vera Klimowa, versprach, ihr dabei zu helfen.

Eco-Therapie: Ein paar Tage der Stadt entfliehen


Wald, Boot, Zelt, Lagerfeuer: Für Straßenkinder eine ganz andere Welt (Foto: Ostrow)
Wald, Boot, Zelt, Lagerfeuer: Für Straßenkinder eine ganz andere Welt (Foto: Ostrow)
Neben Lebenshilfe, einer warmen Mahlzeit, Kleidung, Medikamenten und Spielen bietet „Ostrow“ auch die sogenannte Eco-Therapie an. Dies bedeutet, dass Kindergruppen für einige Tage mit Psychologen hinaus ins Grüne fahren. Dort wohnen sie in Zelten oder kleinen Hütten und leben im Einklang mit der Natur. Durch das gemeinsame Kochen, Aufräumen oder Holz sammeln für das Lagerfeuer werden die Kinder und Jugendlichen abgelenkt und geschult. Sie lernen ein Leben ohne Drogen kennen und werden so aus ihrer üblichen Umgebung herausgerissen, machen neue Erfahrungen und lernen Verantwortung für eine Gruppe und für sich selbst zu übernehmen.

Der Traum von Vera Klimowa ist es aber, einmal regelmäßigen Schulunterricht anbieten zu können. Derzeit werden nur Programme zur Drogen- und HIV-Prävention und „Lehrgänge“ in Hand- und Hausarbeiten durchgeführt. Vera ist überzeugt, dass Obdachlosigkeit „nicht nur ein soziales Problem ist, sondern der Mensch selbst bestimmt, was mit seinem Leben geschieht“. Schließlich gebe es viele Möglichkeiten der Rehabilitierung – die allerdings bei dieser Klientel sehr vorsichtig angegangen werden müssen: „Kaum übt man ein wenig Druck auf die Kinder aus, schon kommen sie nicht mehr wieder.“

Traum-Karriere: Von der Straße ins Grand Hotel


Hoteldirktor Thomas Noll verschaffte Jana und Nastja Jobs im Grand Hotel Europe (Foto: Astrid Wenkel)
Hoteldirktor Thomas Noll verschaffte Jana und Nastja Jobs im Grand Hotel Europe (Foto: Astrid Wenkel)
Allerdings, es gibt auch motivierende Gegenbeispiele – etwa in Person der beiden 17 Jahre alten Mädchen Jana und Nastja, die faktisch bei „Ostrow“ groß geworden sind. Jana ist Vollwaise und lebt in einem Kinderheim, Nastja hat nur noch eine Mutter, mit der sie sich nicht versteht. Doch für sie ergab sich eine fast traumhafte Perspektive, als Thomas Noll, der General Manager des Grand Hotel Europe, vor einiger Zeit „Ostrow“ anbot, von dort Mitarbeiter einzustellen.

Anders als ihre oft lustlosen Altersgenossen haben sich Nastja und Jana dann aus eigenem Antrieb im Hotel vorgestellt – und für diese beiden Aschenputtel von der Straße wurde das Märchen wahr: Seit Sommer arbeitet Jana nun in der Konditorei und Nastja als Zimmermädchen, wobei beide sich ihre Arbeitsstelle aus allen möglichen Jobs in dem noblen Fünf-Sterne-Haus aussuchen konnten.

(Ellen Lugert/SPZ)

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