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Foto: www.purgenrecords.ru
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Dienstag, 30.08.2005

Punks in Moskau: Die wilden Jahre sind vorbei

Felix Herrmann, Moskau. Die Zeiten, in denen durch Moskau ziehende Punks die Blicke aller auf sich zogen, sind vorbei. Heute lassen sich die abgebrühten Hauptstädter nur noch schwer mit Äußerlichkeiten beeindrucken.


Noch Ende der 90er Jahre konnte eine Gruppe Punks einen Metro-Waggon in Aufregung versetzten und allein durch ihr Aussehen Aufmerksamkeit und oft auch Unmut auf sich ziehen. Doch mittlerweile ist es schwer geworden, die Moskauer mit Äußerlichkeiten zu beeindrucken. Zu groß ist die Vielfalt der Jugendkulturen und der nach Außen präsentierten Identitäten. Angesichts von Dreadlock-tragenden Rastafaris und vor Metall klirrenden Gothic-Fans reichen Lederjacke und Irokesenschnitt für die große Provokation nicht mehr aus.

Punkrock provoziert nicht mehr

Musikalisch schon vor Jahren von härteren und erst recht von innovativeren Spielarten der Rockmusik überholt, können auch die Texte des russischen Punkrock dem Rüpel-Image nicht mehr gerecht werden. Zumal in einer Zeit, in der Bands wie „Leningrad“ mit dreckigster Sprache ein Massenpublikum in Verzückung versetzen.

Korol i Shut: Märchenerzähler

Die gegenwärtig erfolgreichste Punkband Russlands „Korol i Shut“ hat sich denn auch gleich auf Märchen spezialisiert. Untermalt von seichtem, poppigen Punkrock erzählt sie in ihren Liedern allseits bekannte Kindergeschichten auf absurde Weise neu. Den Kindern – Punks sind oft gerade mal Teenager und selten über 20 Jahre alt – gefällt es und sie pilgern zu tausenden zu den Konzerten, z.B. in die Gorbushka oder auch mal nach Lushniki – eine Bühne, die den anderen Punkbands mangels mobilisierbarer Masse in der Regel verschlossen bleibt.

Rund tausend Zuschauer ziehen die Konzerte gewöhnlich an, wenn eine der bekannteren Moskauer Bands aufspielt. Fast jede dieser Band steht für eine eigene Stilrichtung, für eine spezifische Subszene. In ihrem Fahrwasser tummeln sich weniger bekannte, meist junge Gruppen ähnlichen Stils. So stehen „Naive“ und „Tarakany“ für kalifornisch inspirierten Pop-Punk, der zu Gunsten einer lebensbejahenden Fröhlichkeit auf Tiefsinn weitgehend verzichtet.

Distemper: Für Hanfplantagen und gegen Rassismus

Inhaltlich anspruchsvolles sucht man auch bei „Distemper“ vergeblich. Stattdessen gibt es Partystimmung aus der Verbindung schmissiger Ska-Melodien mit harten Gitarrenriffs und einem knüppelnden Schlagzeug. Untermalt von Trompete und Posaune wirbelt das Bandmaskottchen – ein riesiger Hundekopf aus Plüsch auf dem Hals seines triefend nassen Trägers – über die Bühne, als ob derlei Animation die ohnehin brodelnde Stimmung noch weiter heben könnte.

Ska-Punk kommt an, nicht nur in Russland. Auch auf Tourneen in Westeuropa finden „Distemper“ ihr Publikum. Und auch wenn die Texte thematisch über sommerliches Trinken am See und die Fußballfeld-großen Hanfplantagen Jamaikas nicht hinaus kommen, gehören klaren Ansagen gegen Rassismus inzwischen zum festen Repertoire nicht nur „Distempers“, sondern fast aller Punkbands.

Purgen: Moskaus bekannteste Hardcore-Punkband

Foto: www.purgenrecords.ru
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Dies ist auch bei „Purgen“ der Fall, der bekanntesten Hardcore-Punkband Moskaus. Existent seit den frühen 90er Jahren liegt einiges an Entwicklung hinter der Gruppe, die es von ihren ersten Krachereien auf Topfdeckeln, Pioniertrommeln und zum Verstärker umgebauten Radio zu inzwischen neun Albumveröffentlichungen im In- und Ausland gebracht hat. Deren jeweilige Auflagen liegen mittlerweile bei mehreren zehntausend Tonträgern.

Textlich dominiert zumeist ein ambivalentes Verhältnis zu technologischen Fortschritt und urbanem Leben. Während der Texter Ruslan Purgen mit seiner Heimatstadt Moskau – die in früheren Alben durchgängig als lebensfeindlich dargestellt worden war – seinen Frieden gemacht zu haben scheint, ist eine positive Bewertung Russlands nach eigener Aussage nicht zu erwarten.

Als Aufruf zu politischer Aktivität will man das aber nicht verstanden wissen, wohl auch, weil die Erinnerung an die Gesetzlosigkeit der Umbruchphase noch allzu frisch ist und die von Punkern im Westen verbal angestrebte Anarchie daher nicht allzu verlockend erscheint. Seit Jahren wird der Song „Ne golosui!“ – „Geh nicht wählen!“ auf jedem Konzert gespielt.

Grazhdanskaya Oborona: Sympathie für Nationalbolschewistische Ideen

Abschreckend dürfte auch die Entwicklung von „Grazhdanskaya Oborona“ gewirkt haben. Diese Band aus Novosibirsk gilt als Begründerin des russischen Punkrock und formulierte zur Perestroika-Zeit die Unzufriedenheit einer ganzen Generation. Die aggressiv-negativen, depressiven Texte stellten zusammen mit einer destruktiven musikalischen Schlichtheit ein krasses Gegenmodell zur offiziellen Fortschrittsgläubigkeit dar.

Die beißende Kritik an der sowjetischen Realität wurde mit Repressionen gegen Kopf und Herz der Band - Egor Letov - beantwortet. Er erlangte einen Heldenstatus, der sich mit den politischen Umbrüchen voll entfalten konnte. Verwirrenderweise hielten seine eigenen Erfahrungen mit den kommunistischen Machthabern ihn nicht davon ab, seinen künstlerischen Einfluss ausgerechnet der National-Bolschewistischen Partei zur Verfügung zu stellen.

In der Folge dividierten sich die Band und die Punkszene weit auseinander. Aus Kreisen um die Gruppe ist zu hören, dass sich das politische Engagement nicht eben positiv auf das Geschäft auswirkte. Als vor einiger Zeit ein Punk bei Auseinandersetzungen mit Faschisten, die verstärkt zum Publikum von „GrOb“ zählten, getötet wurde, trennte sich die Band von ihren politischen Partnern.

Punk ohne Verbindung zu linksradikalen Kreisen

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Eine mehr oder minder starke Anbindung an radikal linke Bewegungen, wie sie überall in Europa besteht, existiert aus diesen Gründen in Moskau nicht. Seit Jahren schon gibt es keine Punk-Konzerte mehr im anarchistisch-pazifistischen Klub Jerry Rubin unweit des Leninskij Prospektes, auch weil er, ähnlich wie der R-Klub nahe der Metrostation Avotozavodskaya, inzwischen für Punkkonzerte zu klein geworden ist - oder aber die Eskapaden des Publikums fürchtet.

Als während eines Konzertes ein unbeteiligter älterer Bürger durch einen Flaschenwurf verletzt wurde, sperrte der R-Klub seine Bühne für Punkbands. Bei Randalen nach einem „Purgen“-Konzert wurden vor drei Jahren ein Trolleybus und mehrere Metrowagen demoliert. Seitdem herrscht weitestgehend Ruhe und Punkkonzerte finden in Klubs wie „Estakada“ am Ryazanskij Prospekt, dem „Relax“ an der Marksistskaya oder dem „Tochka“ an der Oktyabrskaya Metrostation des Öfteren statt. Jeden Donnerstag treffen sich hier vor dem Lenin-Denkmal neben anderen Neformaly auch Punks.

Zunehmende Akzeptanz in der Gesellschaft und Hinwendung zur Spaßgesellschaft

Die Punkszene hat es auch in Moskau geschafft, sich aus den Hinterhöfen und Kellern hervor zu arbeiten. Es bestehen Möglichkeiten im In- und Ausland aufzutreten, Aufnahmen zu machen und diese zu verkaufen. Zu sowjetischer Zeit konnte man davon nur träumen, genau wie von dem Musikangebot, das neben spezialisierten Rock-Läden inzwischen selbst Sojus-Geschäfte bereit stellen. Und die gesellschaftliche Pluralisierung ermöglicht es Punks, sich offen und frei im Stadtbild zu bewegen.

All dies geht einher mit einer Entradikalisierung des Denkens und Auftretens, mit einer Entschärfung der Kritik an Gesellschaft und Kultur. Protest und Resistenz sind einem Streben nach Party und Fröhlichkeit gewichen. Diese Entwicklung wird innerhalb der Punkszene überwiegend nicht in Frage gestellt – wenn sie überhaupt wahrgenommen wird.

(Felix Herrmann)


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