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Schlafraum in einem russischen Kinderheim: Ordnung und Disziplin werden durchgesetzt - mit teils fragwürdigen Methoden (foto: Archiv/.rufo)
Schlafraum in einem russischen Kinderheim: Ordnung und Disziplin werden durchgesetzt - mit teils fragwürdigen Methoden (foto: Archiv/.rufo)
Mittwoch, 30.04.2008

Wer sich nicht einfügt, landet in der Psychiatrie

Moskau. Ein Kinderheim überweist gesunde Kinder, nur weil sie den Heimalltag stören, temporär in eine psychiatrische Klinik. Kein Einzelfall: Diese Bestrafung gehört in vielen russischen Waisenhäusern zum Alltag.

Anmerkung der Redaktion
*Die Namen der zitierten Personen, die im betroffenen Kinderheim arbeiten, und der Name des Heimes sind der Redaktion bekannt, werden aber zum Schutz der Informanten nicht genannt.
Rund 90 Kinder leben gegenwärtig im dem Kinderheim im Zentrum von X.* Es hat einen guten Ruf in der Großstadt, die nur vier Zugstunden von Moskau entfernt liegt. Anna ist seit einem halben Jahr hier als ausländische Freiwillige tätig. Sie erzählt vom großen Angebot, dass den Kindern am Nachmittag nach der Rückkehr von der Schule, die sie gemeinsam mit anderen Kindern aus der Stadt besuchen, zur Verfügung steht: Bastelkurse, Malstunden, Instrumentalunterricht.

Von Außen betrachtet ist das Heim eine heile Welt. Doch nach einigen Monaten, in denen Anna auch besser Russisch gelernt hat und deshalb mehr davon versteht, was sich innerhalb der Institution abspielt, ist sie Zeugin von Praktiken der Heimleitung geworden, die diese Welt in einem völlig anderem Licht erscheinen lässt: Eines der Kinder, zu dem sie ein gutes Verhältnis aufgebaut hatte und das für sie völlig gesund schien, wurde für einige Wochen in eine psychiatrische Klinik eingeliefert.

Im gleichen Zeitraum befanden sich noch zwei Heimkinder für temporäre Aufenthalte in der Klinik. Eines davon nach persönlicher Einschätzung von Anna und anderen Mitarbeitern des Heimes völlig gesund. Gespräche Annas mit weitern Kindern ergaben, dass fünf ebenfalls schon in dieselbe Klinik eingeliefert wurden.

Außerdem musste sie feststellen, dass die befragten Kinder diese Klinikaufenthalte als Bestrafung für Verfehlungen gegen die Heimordnung verstanden. Sie waren zum Beispiel weggerannt oder hatten sich geweigert am Unterricht teilzunehmen.

Bestrafungsmethode mit langjähriger Tradition


Oksana, Pädagogin im gleichen Kinderheim, beschreibt einen der jüngsten Fälle. Der 12-jährige Junge sei mehrmals weggerannt und hätte allgemein Schwierigkeiten gehabt sich ins Heimkollektiv einzufügen. Aber diese Probleme hätte man anders als mit einer Einlieferung in die „Psychuschka“ lösen können, ist Oksana überzeugt.

Natürlich seien viele Heimkinder schwierig, was bei ihrem harten bisherigen Leben nicht erstaune. Aber würden sie in einer Familie aufwachsen, hätte man sie nie in eine psychiatrische Klink eingeliefert. „Doch in diesem Heim existiert die Praxis, dass Kinder, die häufig weglaufen, in die Klinik eingewiesen werden, schon seit dem ich vor mehreren Jahren angefangen habe hier zu arbeiten.“

Alkohol in Kinderhand wäre ein angebrachter Grund für eine ärztliche Behandlung (Foto: Korotkowskaja/.rufo)
Alkohol in Kinderhand wäre ein angebrachter Grund für eine ärztliche Behandlung (Foto: Korotkowskaja/.rufo)
In welchem Ausmaß dies im Heim aus X. geschieht versuchten auch die russische Volontärin Olga und eine weitere Angestellte, die erst seit kurzem hier arbeitet, herauszufinden. Im vergangen Jahr zählten sie ein Dutzend Kinder, die teilweise mehrmals eingeliefert wurden. Olga hat ein Kind in der Klinik besucht und auch mit dem behandelnden Arzt gesprochen. „Man gab ihm Beruhigungsmittel und hat diese dann nach einiger Zeit wieder abgesetzt.“

Beide erheben schwere Vorwürfe gegen die Heimleitung und die Betreuerinnen. Die Klinik helfe nicht, die Probleme der Kinder zu lösen. Die Überweisung in die Psychuschka sei bloß der einfachste Weg, um sich eines schwierigen Kindes zu entledigen.

Missbrauch des Rechts auf medizinische Behandlung


750.000 Minderjährige leben in Russland in Heimen. Die große Mehrheit von ihnen hat aber noch Eltern – sind demnach Sozialwaisen. Trotz Wirtschaftswachstum gehen die Zahlen auch in den letzten Jahren nicht zurück, berichtet Boris Altschuler, Leiter der russischen NGO „Recht des Kindes“.

Die 1996 gegründete Organisation wird von „HumanRightsWatch“ als führende russische NGO im Bereich Verteidigung von Kinderrechten erwähnt. Altschuler bezeichnet die Bestrafung mittels Psychuschka als „sehr verbreitet“. In den ihm bekannten Fällen hätten die Heimkinder jeweils große Angst vor einer möglichen Überweisung in die Klinik gehabt – die Bestrafung sei unter ihnen also allgemein bekannt gewesen.

Pädagoge Maxim Jegorow kennt zahlreiche Fälle von fragwürdigen Psychiatrie-Einweisungen (Foto: Phoenix)
Pädagoge Maxim Jegorow kennt zahlreiche Fälle von fragwürdigen Psychiatrie-Einweisungen (Foto: Phoenix)
Wieso gerade diese Methode angewendet wird, begründet er so: „Grundsätzlich ist sie per Gesetz erlaubt. Wenn ein Kind krank ist, hat es das Recht auf eine Behandlung. Dafür zu sorgen, ist die Pflicht des Vormundes des Kindes. In unserem Fall der Heimleitung.“ Für diese sei es nun ein Leichtes den Kindern psychische Probleme anzudichten und der Nachweis im Nachhinein, dass die Überweisung bloß aus disziplinarischen Gründen stattgefunden hat, äußerst schwierig.

Schließlich werden Heimkinder in Russland auch schon bei leichten Erkrankungen sofort in ein Krankenhaus verlegt.

Auch Maxim Jegorow bestätigt die Aussage über die weite Verbreitung dieser Strafe. Der Pädagoge führt zusammen mit seiner Frau in der Stadt Dimitrow, eine Zugstunde von Moskau entfernt, eine private Alternative zu den staatlichen Kinderheimen.

Bei ihm leben gegenwärtig sechs Pflegekinder vom Kleinkind bis zum Teenager. Jegorow will seinen Kindern das bieten, was sie in den staatlichen Heimen nicht bekommen: Ein möglichst familiennahes Leben. Die finanziellen Mittel dazu erhält seine Organisation vor allem von Sponsoren aus dem Ausland.

Nicht bereit für das Leben danach


Eines der Kinder, die momentan bei ihm leben, war von einem Heim in die Psychiatrie überwiesen worden. Ein weiteres, mittlerweile erwachsen, vor einem halben Jahr ausgezogen und heute Student in Moskau, sogar dreimal. Jegerow berichtet von zahlreichen weiteren Fällen, von denen er dank seiner langjährigen Beschäftigung mit staatlichen Heimen Kenntnis hat. Schuld daran sei das System, unter dem diese geführt würden.

Waisenkinder bis 4 Jahre werden in Russland üblicherweise separat in speziellen Heimen (hier in St. Petersburg) betreut. Dann folgt ein oft traumatischer Wechsel in schlechtere Lebensbedingungen (foto: ld/.rufo)
Waisenkinder bis 4 Jahre werden in Russland üblicherweise separat in speziellen Heimen (hier in St. Petersburg) betreut. Dann folgt ein oft traumatischer Wechsel in schlechtere Lebensbedingungen (foto: ld/.rufo)
Es mangle an qualifiziertem Personal. Zu den im Heim bezahlten niedrigen Löhnen arbeiteten fast nur ältere Damen, teilweise schon im Pensionsalter, als Betreuerinnen. Und gut ausgebildetes medizinisches Personal ließe sich zu diesen Konditionen auch nicht einstellen. Weiter erhielten die Kinder im Heim kein Zuhause, sondern würden in Gruppen von zehn oder mehr Kindern bloß ausgehalten.

Die Heime seien deshalb auch unfähig die Kinder auf ein Leben danach vorzubereiten. Maxim Jegorow wird deutlich: „Sie produzieren eine Armee unselbständiger Erwachsener.“ Im Heimalltag würden ihnen alle Entscheidungen abgenommen. Das ganze Leben sei durchgeplant.

„Viele sehen beim Verlassen des Heimes mit dem Erreichen der Volljährigkeit zum ersten Mal Geld.“ Die Folgen sind katastrophal. Nur eine Minderheit findet nach dem Austritt den Weg in ein normales Leben.

Bei Russland-Aktuell
• Kaliningrad: Spenden-Flut für die „Wodka-Waisen“ (19.03.2008)
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• Russland schränkt Adoptionen für US-Bürger ein (12.04.2007)
• Freizeit-Projekte gegen Kinderobdachlosigkeit (06.03.2007)
• Eine Insel für Waisenkinder ohne Heim und Hoffnung (06.02.2007)

Vetternwirtschaft auf höchster Ebene


Wie ist es aber möglich, dass Ärzte in psychiatrischen Kliniken gesunde Kinder unter Medikamente setzen? Die Kliniken haben nichts mit den Heimen zu tun – erstere sind Teil des Gesundheitsdienstes, letztere der Erziehungsbehörden. Ein Interesse der Ärzte ist auf den ersten Blick nicht sichtbar. Sowohl Jegorow als auch Althauser begründen dies damit, dass die Beschäftigten in beiden Institutionen aus Angst um ihren Arbeitsplatz schweigen und mitmachen würden.

Wohl seien die Institutionen offiziell klar von einander getrennt, aber es gebe andere Verbindungen. Die Vorsteher der beiden Departemente hätten sich auf eine Zusammenarbeit geeinigt. Die Untergebenen befolgten demnach einfach die Anordnungen ihrer Vorgesetzten.

„Was die Ärzte dann in Wirklichkeit mit den gesunden Kindern machen, weiß ich nicht“, so Althauser. „Einige werden wohl die Krankheit nur formell behandeln, andere mit leichten Beruhigungsmitteln, wieder andere wenden starke Medikamente an.“

Diesem System entgegenwirken will „Recht des Kindes“. „Der Kollektivismus soll ein Ende finden. Jedes Kind hat das Recht auf eine Familie. Sei es bei Adoptiv- oder vom Staat finanzierten und fachmännisch betreuten Pflegeeltern“, beschreibt Boris Altschuler eines der Ziele seiner Organisation.

Doch zu viele persönliche Interessen hingen an den Waisenhäusern. Zu viele Pfründe könnten verloren gehen. Das System sei nicht bereit, sich selbst zu ändern. Zur Lösung des Problems könne deshalb nur die Einführung von unabhängigen Zufallsinspektionen beitragen.

(ldc/.rufo/Moskau)


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