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Mittwoch, 23.12.2015

Russland wartet noch auf weiße Weihnacht

Väterchen Frost kommt in Russland im blauen Mantel daher (Foto: Ballin/.rufo)
Moskau. Während in Deutschland Weihnachten vor der Tür steht, müssen sich russische Kinder noch gedulden. Die zeitliche Verschiebung ist aber nicht der einzige Unterschied zwischen Heiligabend und „Roschdestwo“.
Angesichts von Blütenpracht und Frühlingstemperaturen richtet sich manch neidischer Blick in der Adventszeit gen Osten: In Russland muss es doch noch echten Winter geben. Denkste! Auch Moskau ist in Grau gehüllt. Russische Kinder haben die Hoffnung auf weiße Weihnacht aber noch nicht aufgegeben.

Kein Glühwein und kein Adventskalender


In Moskau ticken die Uhren nämlich anders. Kremlchef Wladimir Putin wird ja nicht müde zu betonen, dass Russlands Werte und Traditionen sich von denen des Westens unterscheiden. Und zumindest beim Weihnachtsfest sind die Unterschiede augenfällig: Adventskalender, Nikolaus und Weihnachtsmarkt sind den Russen fremd. Auch Weihnachtsmann und –baum sind zwischen Kaliningrad und Wladiwostok kein Begriff, ja selbst das Fest findet zwei Wochen später statt.

Die Verspätung hängt mit dem Kirchenkalender der russischen Orthodoxie zusammen. Während die Bolschewiki 1917 mit den Überresten des Zarenreiches auch den julianischen Kalender entsorgten, hält das Moskauer Patriarchat bis heute daran fest, womit „Roschdestwo“, der russische Begriff für Weihnachten auf die Nacht vom 6. auf den 7. Jänner fällt. Zu der Zeit sollte der obligatorische „Weihnachtsfrost“ tatsächlich schon Eis und Schnee gebracht haben.

Geschenke gibt es zu Neujahr


Neben der Weihnachtsandacht verbinden viele Russen das Fest auch mit ganz unreligiösen Traditionen wie Wahrsagerei und Mummenschanz. Zu alter Zeit dürfte die festliche Stimmung auch durch das Ende des Weihnachtsfastens gehoben worden sein.

Geschenke gibt es zum orthodoxen Heiligabend freilich nicht, denn das mit Abstand wichtigste Familienfest ist Neujahr in Russland. Daher liegen die Geschenke auch unter der frisch geschmückten „Neujahrstanne“ (dem sowjetischen Pendant zum Weihnachtsbaum) oder werden von Väterchen Frost zu Silvester gebracht.

Väterchen Frost in Begleitung


Väterchen Frost ist Teil der slawischen Mythologie, der später auch Eingang in die russischen Märchen fand - als gutmütiger alter Mann, der den Helden im rechten Tun mit seiner Zauberkraft unterstützt. Vom Weihnachtsmann unterscheidet er sich in mehrfacher Hinsicht. So kommt er nicht vom Nordpol, sondern hat eine Residenz im nordrussischen Städtchen Weliki Ustjug.

Gezogen wird sein Schlitten auch nicht von Rentieren, sondern einer Troika zumeist weißer Pferde. Das wichtigste Detail jedoch: Er kommt in weiblicher Begleitung - mit seiner Enkeltochter „Snegurotschka“ (Schneeflöckchen).

Gedicht aufsagen ist Pflicht


Die Russen witzeln dazu selbstironisch: „Worin unterscheiden sich Santa Claus und Väterchen Frost? Santa Claus kommt immer nüchtern mit Geschenken, Väterchen Frost betrunken mit irgendeinem Weibsbild.“ Blau ist Väterchen Frost tatsächlich, allerdings im Idealfall nur äußerlich, denn zumeist trägt er einen blauen Mantel.

Trotz aller Unterschiede: Auch russische Kinder werden gefragt, ob sie denn auch immer artig waren. Wenn sie dann noch ein Gedicht aufsagen oder ein Lied vorsingen können, öffnet sich auch Väterchen Frosts großer Sack mit allerlei Geschenken und Süßigkeiten. Das ist ja fast wie Weihnachten.

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