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Die letzten Zeitzeugen der Deportation aus Könisberg: Michael Wieck und Nechame Drober (Foto: Plath/.rufo)
Die letzten Zeitzeugen der Deportation aus Könisberg: Michael Wieck und Nechame Drober (Foto: Plath/.rufo)
Sonntag, 26.06.2011

Kaliningrad gedenkt der Deportation Königsberger Juden

Kaliningrad. Auf dem Kaliningrader Nordbahnhof ist eine Gedenktafel enthüllt worden, die an die erste Deportation Königsberger Juden im Juni 1942 erinnert. Drei Jahre brauchten die Behörden, diesem Mahnmal zuzustimmen.

An den 24. Juni 1942 erinnert sich Michael Wieck immer noch in vielen dunklen Einzelheiten. Vor allem dieser eine letzte Blick von seiner Tante Fanny Berg brennt ihm bis heute im Gedächtnis. Dieser Blick ins Leben zurück.

Bei Russland-Aktuell
• Jüdische Spuren in Kaliningrad fast ganz ausgelöscht (26.06.2011)
An jenem 24. Juni trieb die SS in Königsberg erstmals Juden zur Deportation zusammen. Niemand von ihnen wusste, wohin die Reise ging, aber alle ahnten Furchtbares. Wieck, selbst aus einer alten jüdisch-ostpreußischen Familie stammend, half seiner geliebten Lehrerin Rosalie Wolf, solange es ging, das schwere Gepäck zu tragen zur Güterrampe des Nordbahnhofs, der befohlenen Sammelstelle.

„Und ich erinnere mich, wie wir auf dem langen Weg dorthin an meiner vor Erschöpfung am Straßenrand sitzenden Tante Fanny vorbeikamen. Ich hätte ihr unbedingt helfen müssen. Aber wie? Die Kolonne wurde von bewaffneten Soldaten vorangetrieben, die erlaubten kein Stehenbleiben. Nur ganz kurz drehte ich mich noch nach meiner Tante um, und da begegneten sich unsere Augen, da traf mich dieser bittende, angstvolle Blick. So etwas bleibt ein lebenslang quälender Abschied.“

 Denk-Mal: Gegen den Text auf der Tafel gab es behördliche Einwände (Foto: Plath/.rufo)
Denk-Mal: Gegen den Text auf der Tafel gab es behördliche Einwände (Foto: Plath/.rufo)

465 Kinder, Frauen, Männer


69 Jahre danach steht Michael Wieck wieder am Nordbahnhof, der nun Sewerny Woksal heißt, doch immer noch fahren hier die Züge zu den Seebädern an der Bernsteinküste ab. Der 24. Juni 2011 ist ein kühler Tag, auf dem Bahnsteig warten nur wenige Fahrgäste. An der Brücke über die Gleise zum Siegesplatz hin haben sich an die hundert Menschen versammelt, einige tragen Blumen bei sich.

Im Halbkreis stehen sie um einen Eckpfeiler, an dem eine Gedenktafel enthüllt werden soll. In deutscher und russischer Sprache gedenkt sie jener 465 Kinder, Frauen und Männer, die am 24. Juni 1941 in der ersten Deportation jüdischer Königsberger im Rahmen des nationalsozialistischen Massenmordes an den Juden Europas in das Vernichtungslager Malyj Trostenez bei Minsk verschleppt und dort drei Tage später ermordet wurden.

Bei Russland-Aktuell
• Jüdische Spuren in Kaliningrad fast ganz ausgelöscht (26.06.2011)
• Holocaust-Denkmal in Jantarny eröffnet (31.01.2011)
• Wider das Vergessen: Das Massaker von Palmnicken (01.02.2010)
• Kaliningrad: Vandalismus auf jüdischem Friedhof (07.04.2007)
• Kaliningrad: Gedenken an Holocaust bei Ex-Synagoge (30.09.2006)

Ort ehrenden Gedenkens


Die Tafel werde nun dazu beitragen, dass das furchtbare Verbrechen des Holocaust auch in Kaliningrad nicht in Vergessenheit gerät, sagt Viktor Schapiro, Vorsitzender der Kaliningrader Jüdischen Gemeinde „Adat Israel“, zur Eröffnung.

In vielen europäischen Ländern gäbe es solche Mahnmale und Gedenkzeichen, in Kaliningrad erinnere bis heute kaum etwas an diese dunkle Zeit des Faschismus. „Dies soll ein Ort des ehrenden Gedenkens nicht nur für die Juden, sondern für alle zivilisierten Menschen sein. Damit auch unsere Kinder und Enkel erfahren, was hier geschah, und sich so etwas nie mehr wiederholt.“

Viele Menschen, die sich an diesem Morgen am Nordbahnhof versammelt haben, gehören der israelitischen Gemeinde Kaliningrad an, einer Gemeinde, die sich seit einigen Jahren immer stärker auch dem Andenken der unter den Nazis ausgelöschten jüdischen Kultur in der Hauptstadt Ostpreußens zuwendet.

Auch Deutsche sind zum Gedenken an die Deportation gekommen. Einige leben und arbeiten in der russischen Exklave an der Ostsee, andere sind eigens aus Deutschland angereist.

Persönlich für die Gedenktafel engagiert: Aristide Fenster, Deutschlands Generalkonsul in Kaliningrad (Foto: Plath/.rufo)
Persönlich für die Gedenktafel engagiert: Aristide Fenster, Deutschlands Generalkonsul in Kaliningrad (Foto: Plath/.rufo)
In ihrer Muttersprache hören sie, dass Aristide Fenster, Generalkonsul der Bundesrepublik in Kaliningrad, die Gedenktafel „Ausdruck der gemeinsamen deutsch-russischen Verständigung und Zusammenarbeit bei der Aufarbeitung eines wichtigen Kapitels der Geschichte dieses Gebietes in deutscher Zeit“ nennt. Über das Leben der deutschen Juden in Königsberg und Ostpreußen sei allgemein wenig bekannt. „Umso wichtiger ist, dass hier nun an einem authentischen Ort an das Schicksal der jüdischen Opfer erinnert wird.“

„Weil wir nicht schweigen dürfen“


Sein eigenes Haus ließ der Diplomat in der Aufzählung aus. Dabei waren es in Kaliningrad, neben dem Europainstitut Klaus Mehnert, gerade das deutsche Generalkonsulat, das sich für die Gedenktafel engagierte. Auch Aristide Fenster persönlich. Weil, wie er sagt, „weil wir einfach nicht schweigen dürfen über den nationalsozialistischen Massenmord.“

Behörde sorgt sich um Business-Center


Drei ganze Jahre brauchte das schlichte Gedenkzeichen von der Idee bis zu seiner symbolischen Einweihung. Die Probleme auf diesem Weg zeigen auch, wie schwer es eine öffentliche Kultur des Erinnerns an das Schicksal der Königsberger Juden noch hat in Kaliningrad, das doch gern auf seine große religiöse und ethnische Toleranz verweist.

Michael Wieck, Kaliningrad (Foto: Plath/.rufo)
Michael Wieck, Kaliningrad (Foto: Plath/.rufo)
Ende 2008 nahm Uwe Neumärker erste Kontakte auf für das Projekt, sprach mit Michael Wieck, mit der jüdischen Gemeinde in Kaliningrad. Partner waren bald gefunden, das Generalkonsulat, das Europainstitut, die Stadtgemeinschaft.

Seitens der Kaliningrader Behörden zeigte man sich weniger kooperativ. Das ursprüngliche Ansinnen, die Gedenktafel am Haupteingang des Nordbahnhofs anzubringen, scheiterte am Veto der Stadt: Ein solches Mahnmal passe nicht zum heutigen Charakter des Gebäudes als Business-Center.

Auch der Besitzer des historischen Baus wehrte sich gegen das „Judendenkmal“, den Alternativvorschlag wiederum, die Tafel direkt am Bahnsteig anzubringen, lehnte die Eisenbahngesellschaft ab: Man könne, so nah am Gleis, nicht für die Sicherheit der Gäste während der Einweihung und offizieller Gedenkveranstaltungen garantieren.

Auch das Kultusministerium hatte Einwände – an der geplanten Inschrift. Man störte sich vor allem an der Anzahl der deportierten Juden: 465, so eine niedrige Zahl verharmlose die Dimension des Holocaust.

Gäste der Gedenkfeier 2011 (Foto: Plath/.rufo)
Gäste der Gedenkfeier 2011 (Foto: Plath/.rufo)

Gäste reisen umsonst an


Viele kleine Verzögerungen führten dazu, dass die im Sommer vorigen Jahres geplante Enthüllung der Tafel in letzter Minute abgesagt werden musste. Alle Gäste waren bereits angereist, zum Teil aus Israel, doch die letzte amtliche Genehmigung blieb aus.

Wirkte hier jener hinter Formalien versteckte Antisemitismus, wie ihn die seit Jahren um die Baugenehmigung für eine Synagoge kämpfende jüdische Gemeinde der Stadt immer wieder beklagt?

Generalkonsul Aristide Fenster äußert sich da vorsichtiger. „Mein Eindruck ist nicht, dass man in den Kaliningrader Behörden etwas gegen Juden hat oder im konkreten Fall gegen diese Gedenktafel. Es ist eher eine allgemeines Problem der hiesigen Bürokratie, niemand will etwas entscheiden, sich gewissermaßen aus der Deckung wagen.“

Christian Welscher vom Europainstitut kann den Schwierigkeiten rückblickend auch etwas Gutes abgewinnen. „Im Nachhinein haben wir den vielleicht besten Platz gefunden, hier auf dem Übergang vom Nordbahnhof zum Siegesplatz findet die Gedenktafel viel Beachtung.“

Nechame Drober, Kaliningrad 2011 (Foto: Plath/.rufo)
Nechame Drober, Kaliningrad 2011 (Foto: Plath/.rufo)

„Wir haben uns nicht mal richtig verabschiedet“


Auch die beiden wohl letzten noch lebenden Zeitzeugen des Holocaust in Ostpreußen sind nach Kaliningrad gekommen, zwei Menschen, die die Hölle des Nationalsozialismus und die Nachkriegszeit erlebt – und wie durch ein Wunder überlebt haben: Michael Wieck, der seine Erlebnisse aus Jude in Königsberg in einem bewegenden Buch niedergeschrieben hat (Zeugnis vom Untergang Königsbergs – ein „Geltungsjude“ berichtet, Heidelberg 1988) und Nechame Drober, die mit ihrem Sohn aus Israel angereist ist.

Frau Drober, gebürtige Insterburgerin, verlor gleich bei der ersten Deportation nach Malyj Trostenez auf einen Schlag viele Verwandte, ihren geliebten Onkel Artur und seine Frau Anna, ihre beiden Cousins, Lehrer ihrer jüdischen Schule und Schulkameradinnen, darunter ihre beste Freundin Ruth Marwilsky, wie sie vor der Gedenktafel berichtet. „Wir haben uns nicht mal richtig verabschiedet, wir ahnten ja nicht, dass wir uns nie wiedersehen würden.“

Erst vor zwei Jahren habe sie aus Dokumenten erfahren, wohin die SS die Menschen brachte und ermordete. Nechame hält ihre kurze Rede erst auf russisch, und dann auf deutsch. Sie hat nach dem Krieg, nach der Zwangsarbeit, nach der Todesangst, viele Jahre in Moldawien gelebt, ehe sie nach Israel auswanderte.

Menschen wie sie tragen Tragik und Glück eines ganzen dramatischen Jahrhunderts in ihrer Seele. Was mag Nechame Drober wirklich fühlen diesem 24. Juni 2011 auf dem kühlen Kaliningrader Nordbahnhof, als sie eine dunkelrote Rose unter der Gedenktafel ablegt? „Wir werden die von uns geliebten Menschen in unseren Herzen bewahren, solange wir leben“, hat sie gesagt.

Michael Wieck bei der Gedenkfeier (Foto: Plath/.rufo)
Michael Wieck bei der Gedenkfeier (Foto: Plath/.rufo)

Erinnerung lebendig halten


Auch Michael Wieck spricht, und er spricht auf deutsch. „Wenn wir dazu beitragen wollen, dass sich schlimme Verbrechen nicht wiederholen, dann müssen wir die Erinnerung an sie im Bewusstsein der Menschen lebendig halte“, sagt er und lässt es von Dolmetscherin Swetlana Kolbanjowa ins Russische übersetzen.

„Deshalb sind Denkmäler so wichtig. Sonst würden auch die 465 Königsberger Juden bald vergessen sein, die man damals von diesem Bahnhof nach Minsk abtransportierte.“ Darum habe er die Idee einer solchen Gedenktafel so sehr begrüßt, dass er auch zum zweiten Mal zur Einweihung gekommen sei, sagt der 82-Jährige und verrät den Versammelten einen Wunsch:

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„Dass dieses Gedenkzeichen mehr sein möge als nur eine Erinnerung an Geschehens. Was einmal geschah, das kann selbst Gott nicht ungeschehen machen, aber ich kann mir sehr wohl eine Menschheit vorstellen, die in der Lage ist, das ganz schlimme Böse, den Krieg, in Zukunft zu verhindern.“

Sagt es und schlägt einen Bogen zu Königsbergs „kleinem Mann mit dem großen Geist“ – und dessen Traktat Zum ewigen Frieden. „Möge diese Tafel also auch in Kants Sinn zu einer Botschaft für den Betrachter werden.“

Am Abend Wiener Walzer


Es geht auf Mittag zu, als das Gedenken endet. Viktor Schapiro singt zum Abschluss ein israelitisches Klagegebet, dann löst sich die Versammlung auf. Ein paar Regentropfen fallen, zwei blutjunge Radioreporterinnen, fast noch Kinder, sammeln eilig ihre Interviews.

Ein halbleerer Zug verlässt den Nordbahnhof, bringt Sommergäste nach Selenogradsk, das alte Seebad Cranz. Zwei Straßenfegerinnen in orangefarbenen Warnjacken betrachten neugierig die schwarze Gedenktafel an dem Eckpfeiler.

Für den Abend ist ein Kaliningrader Sinfonieorchester unter Arkadij Feldman angekündigt, Michael Wieck, viele Jahre selbst Geiger in der Stuttgarter Philharmonie, hat eine Einladung.

Er mag Feldman, doch er weiß noch nicht, ob er ins Konzert gehen wird. Es soll Wiener Walzer geben. Michael Wieck ist heute nicht nach Wiener Walzer. (tp/rufo/Kaliningrad)



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