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Die Tränen der Götter wird er auch genannt - Bernstein von der Ostseeküste (Foto: Plath/.rufo) |
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Montag, 05.06.2006
Russischer Bernstein Tagebau, Raubbau und SchmuggelKaliningrad. Nirgends gibt es soviel Bernstein wie an den Küsten des Kaliningrader Gebietes. Geologen sprechen von fast 95 Prozent des Weltvorkommens. Dementsprechend blüht hier an der Ostsee die Wirtschaftskriminalität.
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Die Ausbeute in den beiden derzeit betriebenen Jantarny-Gruben ist in den letzten Jahren gesunken. Angeblich lag das an den immer tiefer liegenden Glaukonit-Schichten. Doch trägt wohl vor allem der organisierte Schmuggel von wertvollen großen Rohbernsteinbrocken zu diesem Trend bei: Gefördert wird nicht weniger. Das Geförderte verschwindet allerdings aus dem offiziellen Betriebsergebnis.
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Seit 150 Jahren industrielle Förderung |
Seit fast 150 Jahren wird das Gold der Ostsee an der samländischen Küste bei Palmnicken (heute Jantarny) industriell gefördert. Anfangs von Tauchern und von dampfgetriebenen Schiffsbaggern aus, später dann im Bergbau. Der ersten, 1899 von den ostpreußischen Kaufleuten Stantien und Becker gegründeten Grube Anna folgten bald jene Tagebaue, in denen der Rohbernstein bis heute aus der so genannten Blauen Erde, wissenschaftlich Glaukonit, abgebaut wird: 600 bis 800 Tonnen Rohbernstein jährlich. Zum Teil immer noch mit der alten deutschen Fördertechnik. |
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Jahr für Jahr werden an den Grenzübergängen mehrere Tonnen Schmuggelbernstein beschlagnahmt.
Das Geschäft ist so gefährlich wie lukrativ. Ein Bernsteinbrocken von 150 Gramm in einem seltenen Farbton bringt auf dem Schwarzmarkt leicht eintausend Dollar und mehr.
Bernsteingraben auf eigene Faust oft geübt, aber lebensgefährlich
Darum blüht der Handel mit dem Sonnenstein und auch das illegale Bernsteingraben überall zwischen Jantarny und der Kurischen Nehrung. Ein Kubikmeter Erde enthält an den richtigen Stellen bis zu 800 Gramm des fossilen Harzes.
Doch das Raubgraben ist auch gefährlich. Weil streng verboten, von der Miliz verfolgt und drakonisch bestraft, wühlen sich die Bernsteingräber durch kleine Einstiegslöcher in die Erde und höhlen den Boden darunter zu riesigen, bis zu zehn Meter tiefen Gruben aus. Oft stürzen diese ein und begraben die Männer unter sich. Reich werden die Bernstein-Maulwürfe mit ihrer lebensgefährklichen Buddelei trotzdem nicht. Das schaffen erst die Skuptschiki, die privaten Aufkäufer.
Treckerfahrer entdeckt beim Pflügen gigantische Bernstein-Lagerstätte entdeckt
Ein Mangel an Rohstoff besteht nicht. Bernstein findet sich auf Samland-Halbinsel westlich von Kaliningrad buchstäblich überall.
Bei Muromskoje, 10 Kilometer vor der Küste bei Selenogradsk (Cranz), wühlte ein Traktorist beim Pflügen des Ackers einen anderthalb Kilogramm schweren Bernsteinklumpen aus dem Boden. Geologen nahmen das Areal daraufhin genauer unter die Lupe und entdeckten den wahrscheinlich nächsten Bernstein-Tagebau. Geschätztes Vorkommen bei Muromskoje: 200 000 Tonnen.
(tp/.rufo)
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