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Am 9. Mai gemeinsam gegen den Rechtsruck. Volles Programm im Treptower Park. (Foto: BO 8.Mai) |
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Mittwoch, 04.05.2011
Fest zum Tag des Sieges in Berlin Hitler kaputt!Berlin. Verschiedene Aktionsbündnisse gegen Rechts richten eine fröhliche Veranstaltung zum Tag des Sieges im Treptower Park in Berlin aus. Ein deutsch-russisches Fest unter dem Motto: Wer nicht feiert, hat verloren.
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Am 9. Mai 2011 begehen Berliner Bündnisse gegen Rechts den 66. Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation Nazideutschlands und damit den Sieg über den Faschismus. Zumindest den vorläufigen
Dieses Fest soll bewusst dazu aufrufen, vergangene Geschehen nicht vergessen zu machen, sondern neue Tendenzen nach Rechts zu verhindern.
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Es war einmal ein 9. Mai
Die halbe Welt befand sich in einem Krieg, der nach sechs verheerenden Jahren 1945 am 9. Mai (eigentlich war es ja gegen Mitternacht am 8. Mai, nur gehen in Moskau die Uhren zwei Stunden vor) endlich beendet wurde. Die Welt schien befriedet.
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Das deutsche Reich war ein Trümmerfeld und damit Geschichte. Die Siegermächte urteilten über die Urheber des Wahnsinns und alles schien soweit demokratisch, praktisch, gut. Die Deutschen durften ihre Republik gründen, die Nazis waren aus den Köpfen der Gesellschaft getilgt. So dachte man
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Brecht hat Recht!
Fruchtbar noch ist der Schoß, aus dem das kroch! Und wie Recht sollte Berthold Brecht mit seinen Worten behalten. Die Generation der ewig Gestrigen, die das ganze Malheur noch miterlebt hatten, war nach wie vor der Ansicht, dass die Schuld die Anderen trügen.
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Aus dieser Generation sind nur noch die wenigsten am Leben. Und dennoch macht sich unter dem Phänomen Neonazismus eine Bewegung breit, die Mitte der siebziger Jahre, die Hoffnung zunichtemachte.
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Als sich alle in einer verbesserbaren Demokratie wähnten, wurde durch die ersten Aktivitäten rechtsradikaler Gruppierungen plötzlich auch dem Letzten bewusst, dass die Entnazifizierung ein Wunschdenken war.
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Wann und wo |
09.05.2011, ab 14.00 Uhr Berlin, Puschkinallee im Treptower Park, Parkplatz Rosengarten |
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Das Braune erlebt eine Renaissance
Mit der Wehrsportgruppe Hoffmann, die paramilitärische Kriegsübungen in fränkischen Wäldern exerzierte, rückte das Problem von Rechts das erste Mal sichtbar in den Vordergrund. Anfangs wurden sie noch als harmlose Spinner verniedlicht.
Spätestens nach Gefängnisaufenthalt wegen bezichtigten Mordes, Misshandlung mit Todesfolge und Waffengeschäften mit dem Libanon waren die Relationen wieder hergestellt. Aber es fand sich dummerweise eine enorme Schar an Nachläufern.
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Schulhof-CDs und Markenklamotten
Heutzutage robben sie nicht mehr im Tarnanzug durch den Wald, sondern wenden sich schleichend an die Öffentlichkeit. Diese Neo-Gestrigen bekleiden höhere Positionen und laufen adrett durch die Gegend. Die Springerstiefel mit der unvorteilhaften Kurzhaarfrisur dienen lediglich dem Fußvolk.
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Inzwischen wird subtiler angeworben. CDs mit rechtsradikalen Stücken werden kostenlos auf Schulhöfen verteilt, in den Läden hängen Designerklamotten mit dem Thor Steiner-Szenelogo, und der Nazi von heute könnte jederzeit der freundliche Nachbar sein.
Widerstand ist machbar, Herr Nachbar!
Gott sei Dank gibt es genügend Menschen, die diesem braunen Umtrieb die Stirn bieten. Auch am diesjährigen 9. Mai, wenn die Basisorganisation (BO) 8. Mai mit Unterstützung der Antifa Berlin und dem Antifaschistischem Bündnis, wieder zu ihrem alljährlichen Kulturfest einlädt.
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Informations- und Bücherstände sind vor Ort zu Hauf, Zeitzeugen werden zu ihren eigenen Erfahrungen referieren und um 18.00 Uhr gibt es eine Führung zum sowjetischen Ehrenmal.
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Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Essensstände bieten unter anderem Borschtsch, Pelmeni und Gegrilltes. Ein Kinderprogramm wird die kleinen Widerständler bei Laune halten. Und natürlich gibt es jede Menge guter und lauter Musik.
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dieter liedtke 04.05.2011 - 22:30
Fest zum Tag des Sieges in Berlin- Hitler kaput
Als Ostpreuße hat der Tag des Sieges auch einiges an Bitternis, den Verlust der Heimat, den Verlust der Angehörigen in Königsberg. Sicher auch ich bin froh, daß die Zeit des Nationalsozialismus beendet wurde, vom Kopf her eine ganz klare Sache, daß das Verbrechen ein Ende hatte. Doch mein Gefühl empfindet unendliche Trauer, so für mich allein , als Mensch, der so viel verloren hat, bei mir kann trotzdem keine Freude aufkommen. Mein Vater fiel in Pillau, März 1945, meine Großeltern und die anderen Angehörigen ( 11 Personen) überlebten nicht das Jahr 1947.
Ich fühle mich heute noch, ich bin über 70 Jahre alt, entwurzelt.
Ich war bereits 4 Mal in Ostpreussen auf Besuch, - dort sind meine Wurzeln.Ich glaube und hoffe, daß auch ein Russe mich verstehen kann.
Ja, ich hoffe und glaube, daß Russen und Deutsche wieder, wie früher, Freunde werden können, - wir ergänzen uns.
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