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Am heutigen Montag ist Schluss mit lustig. Die karnevalistische Butterwoche ist vorbei, die Fastenzeit beginnt - trotz Weltfrauentag. (Foto: Archiv/.rufo) |
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Montag, 07.03.2011
Fasten oder Feiern? Gewissenskonflikt am FrauentagWaldai. Die Feiertage heute und morgen stürzen manche Russen in schwere Gewissenskonflikte. Ist doch einerseits der Weltfrauentag am 8.März einer der höchsten Feiertage überhaupt - und andererseits beginnt am heutigen Montag in diesem Jahr die Osterfastenzeit. Was tun?
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Die Lösung ist für die meisten Russen schnell und pragmatisch zu finden.
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Allerdings bereitet der Gewissenskonflikt russisch-orthodoxen Russen und Russinnen doch einige Seelenschmerzen. Denn die Osterfastenzeit, die gleich nach dem russischen Karneval, der Butterwoche (Masleniza) beginnt, ist für die russisch-orthodoxe Kirche die wichtigste der Fastenzeiten. Grosse Fastenzeit wird sie genannt.
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Kein Alkohol, keine Milch und Milchprodukte, kein Fisch, kein Fleisch, keine fleischlichen Gelüste, so lautet das strenge Fastengebot dauert 40 Tage lang bis zum Osterfest.
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Andererseits ist der Weltfrauentag in Russland längst seines puritanisch-politischen Inhaltes entkleidet und wird seit Jahrzehnten als Fest des Frühlings, den Lebens, der Liebe und der Frauen begangen.
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Auch hier sind die Rituale streng wie in der russisch-orthodoxen Kirche: die Herren der Schöpfung machen Frühstück, waschen Geschirr - oder kaufen sich von diesen Pflichten durch maximal teure Blumensträusse frei - plus mindestens eine Flasche Schampanskoje.
Meist endet der (Welt)Frauentag wie er enden muss: mit einem feucht-fröhlichen gemischtgeschlechtlichen, meist ziemlich unerotischen Gelage, dem sich niemand entziehen darf.
Gott sei Dank werden diese Gelage nur in diesem Jahr durch die Gewissensbisse der russisch-orthodoxen Gläubigen gewürzt. Die russischen Moslems, Juden, Buddhisten, Schamanisten, Paganisten und Atheisten kümmern sich sowieso nicht um diese Regeln - und die allermeisten russisch-orthodoxen passen sich ihnen pragmatisch an.
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Auf diese Art wirkt also wohl dieser Gewissenskonflikt und seine pragmatische Auflösung sozusagen als vereinende, konstitutionelle Elemente im russischen Vielvölkerstaat.
Hauptsache, man nimmt nicht alles bierernst. Prost!
Gisbert Mrozek, Waldai
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