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Die Differenzen im russischen Herrscher-Tandem sind selbst in Gedichtform im russischen Fernsehen tabu (Foto: Archiv/.rufo)
Die Differenzen im russischen Herrscher-Tandem sind selbst in Gedichtform im russischen Fernsehen tabu (Foto: Archiv/.rufo)
Dienstag, 29.03.2011

TV: Gedicht über Putin-Medwedew-Streit zensiert

Moskau. Der Fernsehsender „Doschd“ hat eine Sendung der Reihe „Poet und Bürger“ aus dem Programm genommen, in der ein spöttisches Gedicht über das gestörte Verhältnis im "Tandem" verlesen werden sollte.

Das Gedicht verfasst der streitlustige Journalist und Dichter Dmitri Bykow, der schon für mehrere Sendungen der Reihe die Textvorlage im Stil russischer Klassiker geliefert hatte.

Natalja Sindejewa, die Generaldirektorin von „Doschd“ , begründete das Sendeverbot mit „Sätzen, die nicht den Politiker, sondern den Menschen beleidigen könnten“, was der Kanal vermeiden solle. Welcher der beiden Menschen des Führungstandems gemeint ist, erklärte sie auf ihrer Facebook-Seite hingegen nicht. Es sei Prinzip ihres TV-Senders, „offen und ehrlich“ zu sein, so Sindejewa.

Bei Russland-Aktuell
• Putin: Für die Außenpolitik ist der Präsident zuständig (23.03.2011)
• Kreuzzug ? Libyen-Konflikt entzweit Kreml-Tandem (22.03.2011)
• Medwedew erlaubt sich Kritik an Putin und ER-Partei (24.12.2010)
• Weißrussisches TV lästert über Putins Fernfahrt (02.09.2010)
• Kein Platz mehr für Opposition im nationalen TV (16.10.2009)
Der Beleidigte dürfte wohl eindeutig Wladimir Putin sein, der in dem inzwischen im Internet veröffentlichten Gedichttext sich über einen Freund beklagt, dem er „das Skifahren und die Nicht-Herausgabe der Kurilen“ beigebracht habe, der ihn nun aber plötzlich nicht mehr besucht und nun „alles umgekehrt“ sagt.

Reizthemen Chodorkowski und Libyen


Als Beispiele dafür werden zwei Fälle aus der jüngeren Vergangenheit angeführt, in denen Dmitri Medwedew öffentlich Aussagen von Putin kritisiert hat: Einmal dessen Erklärung im Zusammenhang mit dem damals noch nicht abgeschlossenen Chodorkowski-Prozess (Putin: „Ein Dieb gehört ins Gefängnis“), zum anderen in Hinsicht auf die UN-Resolution zu Libyen (Putin: „Kreuzzugs-Mentalität“).

Medwedew hatte dies als unzulässige Beeinflussung des Gerichts bzw. Aufstachelung zu ethnischen Konflikten gebrandmarkt.

Darüber, ob die Sendesperre bei der bisher gegenüber der Staatsführung gelegentlich giftigen Sendung (was im russischen Fernsehen sehr selten ist) in diesem Falle angebracht oder voreilige Selbstzensur war, diskutieren nun eifrig russische Blogger.



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