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Das erste Foto von Michail Chodorkowski in Freiheit: Hans-Dietrich Genscher begrüßt ihn in Berlin-Schönefeld (Foto: khodorkovsky.ru)
Das erste Foto von Michail Chodorkowski in Freiheit: Hans-Dietrich Genscher begrüßt ihn in Berlin-Schönefeld (Foto: khodorkovsky.ru)
Freitag, 20.12.2013

Begnadigung: Genscher holt Chodorkowski nach Berlin

Moskau. Russlands prominentester Häftling ist frei – und in Deutschland: Mit einer professionell eingefädelten „Evakuierung“ gelangte der von Putin begnadigte Michail Chodorkowski direkt ins Berliner Hotel Adlon - ohne auch nur einem Journalisten zu begegnen.

Um 15.08 Uhr Ortszeit landete in Berlin-Schönefeld ein Privatjet. An Bord befand sich Michail Chodorkowski – der ehemalige Inhaber des vom Kreml zerschlagenen Ölkonzerns Yukos und Wladimir Putins schärfster Gegner. Die letzten zehn Jahre und zwei Monate hatte er in russischen Gefängnissen zugebracht.


Zuletzt lebte Chodorkowski in einem Straflager in Segescha, einer Kleinstadt in Karelien, wo er Aktenmappen zusammennietete. Doch immer wieder meldete er sich mit scharfsinnigen und kritischen Aufsätzen und Kommentaren zur Lage in Russland zu Wort. Die Haft, die eigentlich noch bis August 2014 dauern sollte, hat Chodorkowski weder moralisch noch gesundheitlich gebrochen.

"Genschman" hilft bei Freilassung


In Berlin wurde der Freigelassene von Hans-Dietrich Genscher empfangen und ins Nobel-Hotel Adlon begleitet. Wie sich herausstellte, hatte der ehemalige Außenminister von deutscher Seite die reibungslose Einreise koordiniert. Der 86 Jahre alte Genscher war nach eigenen Angaben in dieser Sache zweimal bei Putin in Moskau gewesen.

Bei Russland-Aktuell
• Chodorkowski ist frei – und nach Deutschland unterwegs? (20.12.2013)
• Putin zeigt sich gnädig: Chodorkowski kommt frei (19.12.2013)
• Putin befreit Wirtschaftskriminelle – von einer Amnestie (24.05.2013)
• Urteil: Chodorkowski verlässt 2014 das Gefängnis (20.12.2012)
• Oberstes Gericht reklamiert Chodorkowski-Verfahren (24.07.2012)
Die Freisetzung Chodorkowskis wurde von den russischen Behörden bestens durchorganisiert und perfekt abgeschirmt: Niemand bekam den offenbar sogleich mit einem frischen Reisepass ausgerüsteten Ex-Häftling zu sehen – geschweige denn, dass dieser nur die geringste Gelegenheit gehabt hätte, vor russischen Medien auch nur ein Wort zu sagen.

Erst in einem nach der Landung in Berlin veröffentlichten kurzen Statement erklärte Chodorkowski, er habe bereits am 12. November „aus familiären Gründen“ ein Gnadengesuch an den russischen Präsidenten gerichtet. Irgendeine Schuld habe er darin nicht eingestanden. Er warte jetzt sehnsüchtig auf den Moment, an dem er seine Angehörigen in die Arme schließen könne. Chodorkowski bedankte sich auch bei allen, die all die Jahre den Yukos-Fall verfolgt und ihn, seine Familie sowie alle zu Unrecht Verurteilten unterstützt hätten.

Chodorkowski überfliegt wartende Reporter


Nach der von Wladimir Putin am Donnerstag angekündigten Begnadigung Chodorkowskis hatten sich zahlreiche Reporter und TV-Teams nach Segescha aufgemacht, um nicht den Moment zu verpassen, in dem der VIP-Häftling vor das Gefängnistor tritt. Doch sie kamen vergeblich: Kaum hatte der Kreml den Ukas mit der Begnadigung Chodorkowskis veröffentlicht, als dieser auch schon mit einem Hubschrauber des russischen Katastrophenschutzes direkt vom Gefängnis zum St. Petersburger Flughafen gebracht wurde. Anders war es nicht zu erklären, dass Chodorkowski schon einige Stunden später mit einem Privatjet einer deutschen Firma in Berlin einschwebte.


Die direkte Ausreise nach Berlin wurde von russischer Seite damit begründet, dass der 50 Jahre alte Chodorkowski sofort zu seiner kranken Mutter reisen wollte, die in Deutschland im Krankenhaus sei. Das ist allerdings nur bedingt richtig: Die 80-jährige Marina Chodorkowskaja wird zwar von deutschen Ärzten wegen eines Krebsleidens behandelt – doch ist sie vor etwa zehn Tagen nach Russland zurückgekehrt.

Sie verfolge mit ihrem Gatten seit dem Vortag „völlig verblüfft“ die Vorgänge um die Freilassung des Sohnes, erklärte sie einem russischen TV-Sender.

Möglicherweise wusste Chodorkowski in der Tat nichts von der Rückkehr seiner Mutter nach Moskau, weshalb die russischen Behörden ihm seinen Wunsch, sofort nach Deutschland reisen zu können, gerne erfüllten – schließlich vermieden sie so die spektakuläre Wiederkehr des Kreml-Kritikers im eigenen Land.

Weiterreise zu Frau und Geld in die Schweiz?


Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass Chodorkowski im Gegenzug für den Hafterlass zugesagt hat, ins Exil zu gehen. Am Freitag umgehenden Gerüchten zufolge plane er eine Weiterreise in die Schweiz, wo sich angeblich seine Ehefrau Inna aufhält. Chodorkowski teilte über seine weiteren Pläne nur mit, er wolle „im Familienkreis die anstehenden Feiertage begehen“.

Nach Angaben von „Spiegel Online“ erhielt Chodorkowski von den Berliner Behörden eine Aufenthaltsgenehmigung für die Schengen-Zone für ein Jahr.

Obwohl sein Vermögen und sein Ölkonzern wegen angeblicher Steuerschulden in Milliardenhöhe von der russischen Justiz enteignet wurde, steht der Ex-Magnat nicht mittellos da: Deutsche Steuerfahnder stießen nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung von 2011 auf Unterlagen, wonach Chodorkowski bei der Schweizer Bank Julius Bär zwischen 15 und 20 Mio. Euro liegen habe. Damals wurde von der Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen des Anfangsverdachts der Geldwäsche eingeleitet.

Chodorkowskis Freilassung wurde in Russland einhellig begrüßt – selbst von dessen schärfsten Kritikern wie etwa dem Rechtsaußen Wladimir Schirinowski.

Kompagnon Lebedew will keine Gnade von Putin


„Ich freue mich sehr für Michail Borissowitsch“, ließ auch Platon Lebedew aus dem Gefängnis in der nordrussischen Stadt Welsk ausrichten: Chodorkowskis zur gleichen Strafe verurteilter Kompagnon bemüht sich nach Angaben seiner Anwälte auch weiterhin nur auf dem Rechtsweg um seine Freilassung, von einem Gnadengesuch sei keine Rede.


Lebedews Haftstrafe läuft am 2. Mai 2014 ab. Der „Fall Yukos“ ist also noch nicht aus der Welt.



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Fritz 23.12.2013 - 10:49

Gustl Mollath war länger weggesperrt

Den meisten unserer \"Menschenrechtler\" und \"Genschmänner\" war dies jedoch entgangen.


Royaler 21.12.2013 - 02:17

Hose voll vorm Wintermärchen

Hose voll - die Stimmung kippt.

Die Begnadigungs-Show vor der
Staatspräsentations-Show im Wintermärchen-Land von Olympias Gnaden.
Die Angst-Show greift nicht mehr, weil sie nun umschlägt, den Peinigern entgegen,fürs Konzept des Schmeichel-Glanzes unpassend.
Wenn sich zu Viele mit den Freiheitssuchenden solidarisieren und der Schmeichel-Show fernbleiben, wird die Angst-Show, unter der die jetzt freigelassenen
leiden mussten, fürs Regime unrentabel und hat sich schon auf diese absurde Weise für die vielen Opfer der Gefangenen amortisiert. Absurder Vorgang auch nochmal verdeutlicht durch die Verweichlichung des Härtekurses, der durch rechtsbeugende Angstmacheurteile
gekennzeichnet war, jetzt so leicht im Vollzug außer Kraft gesetzt.


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