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Wintersport zwischen Palmen - hier vor dem Stadion für Eisschnelllauf im Olympiaparkk von Sotschi (Foto: sc-os.ru) |
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Mittwoch, 08.01.2014
Olympische Spiele in Sotschi: Der vergoldete KaukasusSotschi. In einem Monat werden in Sotschi die Olympischen Winterspiele eröffnet und sie werden Geschichte machen. Es handelt sich um die teuerste Olympiade aller Zeiten. Putin ließ nicht kleckern, sondern klotzen.
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Eigentlich finden die erste von Russland ausgerichtete Winter-Olympiade gar nicht in Sotschi statt, jenem verschachtelten Kur- und Badeort, in dem einst privilegierte Nutznießer des sowjetischen Staatstourismus Ferien in Sanatorien machen konnten.
Wer mit der Bahn zu den Spielen reist, fährt noch gut 25 Kilometer über das alte Sotschi hinaus, an der immergrünen Küste des Schwarzen Meers entlang. Vom Winter ist hier selbst in der kalten Jahreszeit wenig zu spüren: In den Gärten stehen Palmen und Mandarinenbäume. Willkommen in den Subtropen!
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Der Höhenflug von Adler - auch finanziell
Ein nagelneuer, hypermodern gestylter Bahnhof namens Adler ist das Tor zu der sich hier auftuenden neuen Olympiawelt: Im gleichnamigen Stadtteil von Groß-Sotschi der Name hat nichts mit dem hier gelegenen Flughafen zu tun, sondern ist eine russische Verballhornung des alten türkischen Ortsnamens Artlar befinden sich die wichtigsten Olympia-Objekte.
1,5 Billionen Rubel, so die letzte offizielle Angabe, wurden für die Spiele investiert. Dies sind 33,3 Mrd. Euro oder 45,5 Mrd. Dollar. Damit schlägt Sotschi-2014 sogar die für ihren immensen Aufwand gescholtenen Sommerspiele von Peking vor sechs Jahren, die 43 Mrd. Dollar verschlangen.
Korruption: Kommt der Tag der Abrechnung noch?
Allerdings fragt man sich in Russland oft, aber bislang vergeblich, wie viel von diesen gewaltigen Summen wohl veruntreut, verschleudert oder als Schmiergelder abgezweigt worden ist. Gegenwärtig ist das Thema tabu, weil dem olympischen Frieden unzuträglich aber manche Insider gehen davon aus, dass nach den Spielen der Justiz-Kehrhaus noch folgen wird.
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Wenn schon klotzen, dann richtig: Der Olympiapark von Sotschi an der Küste des Schwarzen Meeres - aufgenommen im August 2013 (Foto: sc-os.ru) |
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Der Staat hat dabei aber nur einen Bruchteil der Riesensumme bezahlt. Putin nahm für sein Prestigeprojekt die führenden Unternehmen des Landes in die Pflicht: Gazprom, die Bahn-Gesellschaft RZD, die Sberbank oder die Oligarchen Wladimir Potanin und Oleg Deripaska sie alle hatten in und um Sotschi ihre eigenen Großprojekte zu stemmen.
Schnelle Enteignungen für die Olympiabauten
Nachdem Russland 2007 vom IOC den Zuschlag bekommen hatte, wurde vor allem die Niederung des Flusses Msymta umgekrempelt: Wo sich bis dahin bescheidene Privathäuser in üppigen Obstgärten verloren, wurde der Olympiapark aus dem Boden gestampft. Ein eigens verabschiedetes Olympia-Gesetz erlaubte den Behörden, für das Weltsportevent beliebigen Privatbesitz ohne Widerspruchsmöglichkeit zu enteignen. Die olympische Karriere ihres Heimatorts begann deshalb für zahlreiche Sotschier mit einem Leben in Notunterkünften: Sei es, weil ihre Häuser Schwarzbauten waren oder weil die gezahlten Entschädigungen nicht ausreichten, um auf dem überteuerten Immobilienmarkt der Boom-Town neuen Wohnraum zu erwerben. Und auch jene, deren Häuser stehen blieben, hatten jahrelang unter irrwitzigem Baustellenverkehr, Lärm, Staub, Staus und Wasser- und Stromabschaltungen zu leiden. Die Eröffnung der Spiele wird ihnen wie eine Erlösung vorkommen.
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Riesige Wintersportstadien - am Strand zwischen Palmen
Ein solcher Sportpark wurde für Winterspiele noch nie geschaffen: In einem Ring sind fünf Eishallen aufgereiht. Das Pressezentrum und eines der drei olympischen Dörfer stehen nebenan. Direkt am Meer und umweht von milden Winden werden alle Disziplinen ausgetragen, für die es weder Schnee noch Gefälle braucht: In zwei Hallen mit 12.000 und 7.000 Plätzen wird Eishockey gespielt, je eine dient dem Eisschnelllauf, dem Curling und eine kombiniert für Eiskunstlauf und Short-Treck-Rennen.
TV-Sport en gros: Ein WM-Stadion mit Formel-1-Strecke
Das größte Bauwerk im Rund ist das Olympiastadion mit 40.000 Plätzen: Mangels passender Wintersport-Disziplinen finden hier nur die Eröffnungs- und die Schlussfeier statt. Nach den Spielen soll es als Fußballstadion dienen. Doch da es in Sotschi keinen Club gibt, der auf russischem Erstliga-Niveau kickt, wird der nächste Großeinsatz des Stadions wohl erst 2018 bei der Fußball-WM sein.
Apropos Folgenutzungen: Einige der Eisarenen sollen demontiert und andernorts aufgebaut werden, eine soll als Messehalle, eine andere als universelle Sporthalle weiter funktionieren. Ein Asphaltband, das sich momentan eher unauffällig um die Bauten des Olympiaparks schlängelt, wird hingegen schon am 12. Oktober zum Schauplatz des ersten Formel-1-Rennens auf russischem Boden.
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Estosadok, ein Ortsteil von Krasnaja Poljana, wurde in eine schnieke Hotel-Stadt verwandelt (Foto: sc-os.ru) |
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Schöne neue Skiwelt in den Kaukasus-Bergen
Am Oberlauf der Msymta geschah ähnlich Drastisches: Ein Teil des auf 550 Meter Höhe liegenden Kaukasus-Bergdorfs Krasnaja Poljana gleicht heute einer von Disneyland-Architekten gestalteten Kopie des k.u.k-Kurortes von Karlsbad samt dessen Luxushotels. Dies ist das Zentrum des olympischen Berg-Clusters von der Küste in 30 Minuten erreichbar dank einer neuen Autobahn und Bahnstrecke, wobei jeder Meter der 48 Kilometer langen Zufahrt stolze 137.000 Euro verschlang.
In der Umgebung wurde Russlands erster und einziger Weltklasse-Eiskanal, ein Langlauf- und Biathlonstadion, die Austragungsorte für alle Alpin-Wettbewerbe, zwei olympische Dörfer für die Athleten sowie auf einem notorisch abrutschenden Berg (und deshalb siebenmal teurer als geplant) eine Ski-Doppelschanze geschaffen. Außer einigen Pisten, Skiliften und Hotels gab es hier vorher nicht viel.
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Hier kann man sich selbst ein Bild machen |
Webcam am Olympiapark in Adler
Webcams in und um Krasnaja Poljana
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Von all diesen neuen Attraktionen soll langfristig ganz Sotschi profitieren genauso wie von den gewaltigen sonstigen Infrastruktur-Investitionen, die im Rahmen des Olympia-Projekts in der schwachbrüstig entwickelten Region gemacht wurden: Sotschi bekam zu den Spielen neben einem neuen Flughafengebäude erstmals hinreichend Kraftwerks-Kapazitäten, eine Umgehungsautobahn und eine Kläranlage, die jetzt alle Abwässer erfasst. Vorher badeten die Urlauber hier unter Umständen in ihren eigenen Bio-Produkten.
Nächster Halt nach Olympia: Gjatschrypsch
Adler wird also zu einem mondänen Sport-Park, in dem noch so manches Großereignis abgehalten werden wird, ungeachtet der Tatsache, dass nur vier Kilometer weiter die im Westen bekannte Welt abrupt endet: Der nächste Nachbarort namens weit weniger klangvoll Gjatschrypsch liegt schon in der von kaum einem Staat anerkannten, bettelarmen Mini-Republik Abchasien, die sich von Georgien abgespalten hat. Wie auch Südossetien, um das sich 2008 ein heftiger, aber kurzer Krieg zwischen Russland und Georgien entzündete, steht Abchasien faktisch unter russischem Protektorat.
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Noch nie gab es olympische Spiele so nah an einem Krisenherd von der Gefährdung durch den im Süden Russlands besonders aktiven islamischen Terrorismus ganz abgesehen. Die beiden blutigen Terroranschläge in Wolgograd waren ein Menetekel.
Organisatoren zu Terror-Angst: Die Spiele sind super-sicher
Allerdings versichert Russlands NOK-Chef Alexander Schukow, dass es deshalb keine zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen gibt die vorgesehenen seien absolut ausreichend: So erfolgt erstmals eine Akkreditierung nicht nur für Aktive, Betreuer und Presse, sondern auch für die Zuschauer: Jeder von ihnen braucht einen Fan-Pass, um in eines der schwer gesicherten Olympia-Objekte zu kommen.
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Durchgedrückt und dick aufgetragen: Regionalentwicklung a la russe
Ist Sotschi-2014 also ein Produkt von Putins Geltungssucht? Oder doch nur ein gut überlegtes Großprojekt zur Vitalisierung einer auserwählten russischen Region? Beides ist richtig und das Vorhaben steht in bester russischer Tradition.
Denn schon einige große Entwicklungssprünge in der Geschichte Russlands sind solchen von oben durchgedrückten Mammutprojekten gelegen am Rande des Staatsgebietes, des technisch Machbaren wie auch des Wahnsinns zu verdanken: Man denke an den Bau der Transsibirischen Eisenbahn. Oder die Gründung von Sankt Petersburg.
Sotschi boykottieren gelingt nicht recht
Putin wird also mächtig stolz sein bei der Eröffnung seiner Spiele am 7. Februar. Barack Obama, Francois Hollande und Angela Merkel wollen gerade deshalb fernbleiben. Aber ansehen müssen sie sich Putins neue Sportpracht dennoch zwangsweise: Russland hat in diesem Jahr den Vorsitz in der G8 inne.
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Und wo veranstaltet der Kreml im Juni den fälligen Gipfel? Wie hinterhältig, in Sotschi ...
(Lothar Deeg, St. Petersburg)
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Royaler 20.01.2014 - 00:09
Krasnaja Poljana und die Tscherkessen
Vor 150 Jahren, ein Jubiläumsjahr also, 1864, wurden genau im Gebiet des heutigen Sotschi, die dort ansässigen Tscherkessen, die ADYG, von der zaristischen Armee und den Kosacken brutal aus ihrem Land vertrieben.\\r\\nEs wäre achtenswert für jeden, der über diese Winterolympiade berichtet, diesen russischen Holocaust nicht zu verbergen.\\r\\nDas offizielle Russland will sich sogar erinnern:\\r\\nWährend der Spiele in Sotschi ist in Krasnaja Poljana eine Wiederholung der Siegesparade von 1864 geplant. Kosacken in historischen Uniformen. Gut, dass schon die Kosackenfahne weht über dem internationalen Friedensfest.\\r\\nWie viele Pulverfässer gibts noch, auf denen Russland, nicht nur rund Sotchi sitzt. Russland ist des Teufels.\\r\\nEine glühend explosive \\r\\nSzenerie im coolen Schwarzmeerparadies von Putins Gnaden.Russland ist wohl bei der Anhäufung von Missetaten mit seiner jüngsten Machtelite des Teufels. Und das nicht nur von Georgien aus betrachtet, das den Spielchen des Nachbarn als einziges Land wohl fernbleiben wird.\\r\\n
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