Moskau. Die Galerie Regina zeigt – quasi als Ergänzung zu der Ausstellung ‚Moskau-Berlin 1950 - 2000’ im Historischen Museum – sechs ausgewählte Werke der jungen deutschen Malerei. Die noch bis zum 21. April ausgestellten Arbeiten geben einen guten Einblick in die aktuellen Tendenzen.
Gemeinsam ist den ausgestellten Künstlern lediglich, dass sei zwischen 30 und 40 Jahre alt sind, aus Deutschland kommen und sich bereits einen Namen in der Kunstszene gemacht haben. Der Stil der sechs Maler könnte unterschiedlicher nicht sein und spiegelt die ganze Bandbreite der aktuellen Bildkunst.
Frank Bauer bedient sich des Foto- es ließe sich auch sagen ‚Videorealismus’, um Geschichten aus dem alltäglichen Leben zu erzählen. Er greift Szenen aus dem Leben Jugendlicher heraus und fixiert die Personen in Situationen, die viel über den Charakter der Menschen aussagt, einiges aber auch nur andeutet und im Dunkeln lässt. Auf diese Weise konstruiert er eine tiefgründige Ebene hinter der platten ‚Spaßgesellschaft’.
Sein Kollege Sven Kroner widmet sich einer gänzlich anderen Thematik. Fast traditionell malt er großformatige Landschaftsansichten – allerdings unter einer vollkommen neuen Perspektive. So wirkt auch das in der Galerie Regina ausgestellte Alpenpanorama durch das sich eine Straße schlängelt, nicht mehr natürlich. In Kroners Erinnerungen ist die Welt verzerrt, manchmal scheint sie kurz davor, auseinander zu fallen.
Eine Transformation anderer Art nimmt Tatjana Doll in ihren Bildern vor: Ihr Thema ist der Verkehr, den sie – wie den Jeep in der aktuellen Ausstellung – in Originalgröße auf Leinwand bannt. Fortbewegungsmittel und Verkehrsschilder entwickelt sie zu malerischen Gegenbildern der Wirklichkeit, die im neutralen Ausstellungsraum eine Mehrdeutigkeit entwickeln, die die Originale nicht besitzen.
Bei Anton Hennings Blumenstilleben erinnert nichts mehr an eine Abbildung – geschweige denn an das Original. Ornamental fließen die Motive in satter Farbigkeit über die Leinwand, auch wenn der Künstler gegenständlich malt.
Weniger harmonisch geht es Jonathan Meese zu, dessen Thematik und Malstil eine Mischung verschiedenster (Stil)epochen darstellt. In dem in Moskau ausgestellten Ölgemälde ‚Dr. Sushi’ treffen nicht nur Neoexpressionismus und Graffitis aufeinander, sondern eine Flut von Bildern und Lebenswelten.
Eindeutiger zu lesen sind die Arbeiten des Malers Norbert Bisky, der wegen seiner dem Faschismus nahen Ästhetik in den vergangenen Monaten in Deutschland für Schlagzeilen sorgte. Der Direktor der Galerie Regina, Wladimir Owtscharenko, ließ sich nicht durch die Kritik an den totalitären Motiven in knalliger Pop-Art-Farbgebung beeindrucken. Für die Auswahl der Werke, sagte Owtscharenko, sei allein ihr künstlerisches Niveau ausschlaggebend.
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