St. Petersburg. Die Stadt an der Newa scheint seit geraumer Zeit eine gewisse Resistenz gegen ungeliebte Denkmalsentwürfe entwickelt zu haben. Bereits vor knapp zwei Jahren war die Idee, das 300. Gründungsjubiläum Petersburgs in einem Monument zu verewigen, gescheitert. Ein ähnliches Schicksal könnte nun das geplante „Denkmal für die Seemannsfrau“ ereilen.
Der Wettbewerb war im Dezember letzten Jahres ausgerufen wurden, wofür eigens ein Fonds gegründet worden war. Dem Sieger winken 60.000 Dollar, Zweit- bzw. Drittplazierter sollen 20.000 bzw. 10.000 Dollar erhalten. Auf Erlass der Stadtregierung wurde in der Mündung des Smolenka-Flüsschens auf der Wassili-Insel ein Plätzchen für das Denkmal reserviert.
Am Montag stellte sich jedoch heraus, dass keines der eingereichten Projekte den Wünschen der Jury entspricht. Lediglich vier Entwürfe wurden als „relativ besser als der Rest“ anerkannt; sie erhalten eine Urkunde des Architekten-Verbandes. Um jedoch den „weiten Meeresraum“ auf der Wassili-Insel zu verschönern, sind auch sie zu schwach.
Petersburgs Hauptarchitekt Iwan Uralow verhehlte seine Enttäuschung nicht: „Die eingereichten Arbeiten sind entweder zu pathetisch oder voller Trauer oder architektonisch zu raffiniert konzipiert“, sagte er dem Korrespondenten der „Iswestija“. Tatsächlich bedient die Mehrzahl der 14 Projekte den Mythos der auf die Rückkehr des Mannes wartenden Seemannsfrau – meist sind dies in verschiedenen Posen dargestellte Madonnen mit Kind. Es kommen allerdings auch kinderlose, mit Tüchern oder fackelähnlichen Gegenständen winkende Figuren vor.
Welcher Künstler sich hinter welchem Entwurf verbirgt, blieb für die Besucher der Ausstellung ein Geheimnis. Gemäß der Ausschreibung bekam jeder Autor lediglich eine sechsstellige Nummer zugewiesen.
Unter dem Publikum war Erleichterung zu vernehmen, als die Jury das Ergebnis ihrer Beratung vorlegte. „Gott sei Dank wurde keine dieser Missgeburten ausgewählt“, meinte eine Frau, die sich als „Seemannsfrau mit 40jähriger Dienstpraxis“ vorstellte. Der Folgewettbewerb um das Matrosinnen-Denkmal soll in einem Monat ausgerufen werden.
(sb/.rufo)
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