 St. Petersburg. Die herbe Enttäuschung stand der First Lady des Weltturnsports ins Gesicht geschrieben, als sie am Donnerstag Abend ihre Silbermedaille entgegennahm. Im Einzel-Mehrkampf unterlag sie hauchdünn der Amerikanerin Carly Patterson. Ihr Traum, die Karriere mit einem Sieg zu beschließen, war geplatzt. „Wenn ich 2008 nach Peking fahre, dann nur als Touristin“, sagte sie vor der Presse.
Swetlana fehlten am Ende 116 Tausendstel zum Sieg. Trainer wie Sportreporter griffen natürlich sofort nach der altbewährten Methode, den Kampfrichterinnen Voreingenommenheit vorzuwerfen. Diesmal vergeblich, denn Chorkina zeigte gewisse Unsicherheiten am Schwebebalken und bekam dort zu Recht „nur“ 9,462 Punkte (was trotz alledem das beste Tagesergebnis an diesem Gerät war).
Die 25jährige Swetlana Chorkina ist seit Jahren die ganz große Dame des Turnsports. Der charismatischen mehrfachen Weltmeisterin und Olympiasiegerin von Atlanta und Sidney gelang aber nie der ganz große Wurf – der Sieg im Einzel-Mehrkampf (Pferdsprung, Stufenbarren, Schwebebalken, Boden), des „Königs-Wettbewerbs“ bei den Turnern.
Nach der Bronzemedaille im Mannschafts-Mehrkampf und dem gestrigen Silber hat Chorkina die Chance, in den noch anstehenden Einzelübungen (Pferdsprung und Stufenbarren) ihre Autorität zu beweisen. Danach will sie neben dem Sport, der sie zurzeit 40 Trainingsstunden pro Woche kostet, aktiver als bisher im Turnverband mitarbeiten. Die Teilnahme 2008 in Peking schließt sie aus – es wären ihre vierten Olympischen Spielen. (sb/.rufo)
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