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21-07-2003 Neue Reportagen

Volkssport „Gorodki“: Mit Stöcken gegen Maschinengewehre

Gorodki-Weltmeister A. Babitsch (foto: ld./.rufo)Von Lothar Deeg, St. Petersburg. Ob Sumo-Ringen in Japan, Baseball in den USA oder Waffenlauf in der Schweiz: Zur nationalen Kultur vieler Länder gehören – wie der Biologe sagen würde – „endemische“ Sportarten. Auch Russland hat etwas Eigenes zu bieten: Der fast vergessene Nationalsport „Gorodki“ ist eine Art Kegeln mit geworfenen Stöcken. In St. Petersburg gab es jetzt einen Wettbewerb mit Teams aus neun Ländern – und einer technischen Neuerung aus Deutschland.

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Wo und wann Gorodki erfunden wurde, kann niemand sagen. Wahrscheinlich hatten schon Steinzeitmenschen ihren Spaß daran, mit Stöcken Zielwurfübungen zu machen. Hätte es in den sumpfigen Weiten Osteuropas mehr ebene und feste Flächen gegeben, wären wohl auch die Urslawen zu Kugeln übergegangen und hätten ihre Version von Bowling, Boccia oder Boule entwickelt.

Gorodki-Weltmeister A. Babitsch (foto: ld/.rufo)Doch so blieb man dem Stockwurf treu: Ob Peter der Große, Tolstoj oder Stalin – sie alle versuchten in Frischluft-Mußestunden, mit einer ausholenden Bewegung den „Bit“ genannten Schläger auf fünf zu bestimmten Figuren aufgebauten Holzklötzchen zu schleudern. Nur mit Glück – oder Können – gelingt es, alle fünf 20 cm langen „Gorodki“ mit einem Schlag vom „Platz“ zu fegen. Was liegen oder stehen bleibt, muss mit weiteren Würfen aus halber Entfernung abgeräumt werden. Dann kommt die nächste von insgesamt 15 Figuren an die Reihe.

Wozu ein Gorodki-Spezialist fähig ist, bewies zum Auftakt des Wettbewerbs Alexander Babitsch, der amtierende Weltmeister aus der Ukraine: Auf dem Platz vorne und hinten je ein hölzerner „Gorodok“, dazwischen eine volle Sektflasche. Babitsch schleudert aus gut 10 Meter Entfernung den metallbeschlagenen Prügel so geschickt, dass er die beiden Klötze abräumt, der „Shampanskoje“ in der Mitte aber unversehrt bleibt. Na sdarowje!

Erst 1923 war mit der jungen Sowjetmacht Ordnung in das urige Volksvergnügen gekommen: Zum ersten Allunions-Wettbewerb in Moskau wurden feste Regeln aufgestellt, im Prinzip gelten sie bis heute. Viele der 15 Klötzchen-Kompositionen als Wurfziele atmen deshalb noch immer den Geist der Revolution: Es gilt eine Kanone, das Maschinengewehr, die Artillerie und auch ein Flugzeug abzuschießen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Gorodki nach Fußball die zweitpopulärste Sportart in der Sowjetunion. In vielen Parks, Erholungsheimen, Jugendlagern und sogar in Fabriken gab es Gorodki-Bahnen. „Vor 40 Jahren gab es hunderttausende aktive Spieler“, so der Vorsitzende des Gorodki-Weltverbands, Jewgeni Artamonow aus St. Petersburg. „Jetzt sind in Russland vielleicht noch 20.000 übrig.“

Warum Gorodki so aus der Mode kam, vermag niemand so recht zu erklären. Edwin Feser, der Chef des deutschen Teams, glaubt an ein „Problem ästhetischer Art“: Die bis zu fünf Kilogramm schweren metallbeschlagenen Holzprügel sehen ziemlich brutal aus. Außerdem überfordern sie Kinder und schrecken Frauen ab. „Dabei ist Gorodki der ideale Breitensport für alle Altersklassen und dazu fast ohne Verletzungsrisiko“, meint Feser.

Er selbst lernte Gorodki noch in der Sowjetunion kennen, bevor er nach Deutschland aussiedelte. Als Berufsschullehrer und Jugendarbeiter in Karlsruhe kam Feser vor sieben Jahren dann die Idee, Gorodki-Bits als Lehrobjekte herzustellen – und mit dem ebenso alten wie exotischen Sport ein Identifikations- und Integrationsprojekt für russlanddeutsche Jugendliche aufzubauen: Seit 2001 gibt es in Karlsruhe die einzigen Gorodki-Anlage Deutschlands und beim örtlichen FSV Hardeck eine eigene Abteilung. 25 Jugendliche kommen regelmäßig zum Training. „Sonst stünden die vielleicht mit Stöcken auf der Straße“, so Feser lakonisch. Die beiden Besten durften nach einem ein Jahr dauernden Qualifikationsturnier jetzt mit nach St. Petersburg – und erkämpften sich unter den 25 Athleten aus neun Ländern einen 12. und 13. Platz.

Im Internet
• Webseite der Karlsruher Gorodki-Spieler (dt.)

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Und noch ein Achtungserfolg für die Russlanddeutschen: Erstmals wurde ein Gorodki-Turnier in Russland mit den inzwischen in Karlsruhe entwickelten Kunststoff-Schlägern ausgetragen. Sie wiegen nur 1,5 Kilogramm und machen auch weniger Krach beim Aufschlag. „Diese neuen Bits sind ein wichtiger Schritt, um Gorodki international und unter den breiten Massen populär zu machen“, lobte Verbands-Chef Artamonow die Innovation made in Germany.

Erfinder Feser sieht seine „Revolution“ aber noch nicht am Ende: Sein Ziel ist ein transparenter Bit – am besten von innen leuchtend. Ohne TV-tauglichen Showeffekt habe schließlich keine neue Sportart mehr eine Chance, meint er. Solche Schläger würden dann wie Darth Vaders Laserschwert aus „Star Wars“ durch die Luft schwirren. Wenn das mal die alten Slawen sähen.
(ld/.rufo)

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