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16-09-2004 Neue Reportagen

Auswanderungsland Russland: Land ohne Ende

Auswanderer Hanspeter Michel vor seinem Traktor in Kaluga (Foto: stahel/.rufo)Von Claudia Stahel, Kaluga. „Die Schweiz war mir einfach zu eng und zu klein,“ sagt Josef Lussi. „Ich brauchte eine neue Herausforderung.“ Gefunden hat sie der 37-jährige Bauer aus dem Kanton Nidwalden in Russland. Zusammen mit dem 41-jährigen Berner Hanspeter Michel und dem 57-jährigen Zürcher Jakob Bänninger, übernahm Josef diesen Frühling einen Milchbetrieb in Kaluga, dreieinhalb Stunden Zugfahrt südwestlich von Moskau.

Die drei stehen auf ihrem gepachteten Land. Weit und breit ist keine Menschenseele, kein Kuhglockengebimmel, nur Wald und Wiesen. Ein Dreigespann, unterschiedlichsten Alters und Herkunft, mit zwei Gemeinsamkeiten: Der Liebe zur Landwirtschaft und dem Wunsch, es anderswo neu zu versuchen.

von links: Hanspeter Michel, Josef Lussi und Jakob Baenninger (Foto: stahel/.rufo) Dass die Wahl auf Russland fiel, sei ein Zufall gewesen, erzählt Jakob Bänninger. „Wir hatten alle drei höchstens Tolstoi im Regal stehen, aber nie gelesen.“ In die Europäische Union auszuwandern kam gar nicht in Frage. „In fünf Jahren ist die EU genau so weit in der Landwirtschaft wie die Schweiz. Ich bin jetzt 57 Jahre alt und will noch etwas erleben.“

Kennen gelernt hatten sich die drei Landwirte vor einem Jahr auf einer „Schweizer Bauer“-Leserreise nach Russland. Auswandern wollten sie alle schon lange, nur das gelobte Land fand bis zur Leserreise keiner. „Die Weite Russlands und das brachliegende Land“ waren ausschlaggebend für Jakob. „Wenn du wie ich, als Bauer aus der Schweiz kommst, wo du jedem Quadratmeter nachrennst, geht mit Russland ein Bubentraum in Erfüllung: Einmal soviel Land besitzen, dass du sagen kannst - ich habe genug!“

Gesucht sind Allrounder, keine Spezialisten

Zu dritt machten sich Jakob Bänninger, Josef Lussi und Hanspeter Michel letzten November auf die Suche nach einem geeigneten Betrieb. Vom russischen Frühwinter, einem grauen Alptraum ohne einen einzigen Sonnenstrahl, ließ sich das Trio nicht verunsichern. Das Abenteuer lockte, und die Auswahl war groß. Viele der ehemaligen staatlichen Großbetriebe sind heute bankrott. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion fehlte es an Allroundern, die in der Lage waren, einen mittelgroßen Betrieb selbstständig zu leiten. Die Planwirtschaft mit ihrem Spezialistentum hatte nur Traktorfahrer, Melkerinnen, Buchhalter und Direktoren geschaffen. Ihre Ausbildung war ausgerichtet auf eine Landwirtschaft, die wie eine Fabrik funktioniert - eine Ausbildung zum einfachen Bauer gab es nicht.

„Wir hatten Glück und fanden mit „Schweizarskoje Moloko“ (russ. Schweizer Milch) einen funktionierenden Betrieb mit einer bereits existierenden Stammkundschaft,“ erinnert sich Jakob. Unterstützt von der Schweizerischen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, DEZA, wurde „Schweizarskoje Moloko“ vor fünf Jahren gegründet. Ziel war der Aufbau eines Pilotbetriebes zur Produktion von Qualitätsmilch. Die Milch wird direkt auf dem Hof pasteurisiert und abgepackt. Doch zunehmende Misswirtschaft bewog die Projektleiter, den Betrieb zum Verkauf auszuschreiben.

Bei russland-aktuell:
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Am 1. Mai 2004 haben die drei den Hof gekauft: Alle Gebäude, alle technischen Einrichtungen und alles was dort lebt – einschließlich der hundert Milchkühe und den 150 Stück Jungvieh. Übernommen wurden auch die 32 Angestellten, von der Milchabpackerin, über die Milchverkäuferin bis zur Melkerin. Wieviel die Auswanderer der Hof gekostet hat, wollen sie dabei lieber für sich behalten. Zusätzlich pachteten die Schweizer 360 Hektar Kulturland. Damit ist der Betrieb fast doppelt so groß wie das Fürstentum Monaco. Der Kaufpreis für die 360 Hektar liege gegenwärtig bei 50.000 Euro, verrät Jakob. Soviel habe er etwa vor eineinhalb Jahren in der Schweiz für nur einen einzigen Hektar bezahlt: „Zum gleichen Preis bekämest du in Russland ein ganzes Königreich.“

Fehlende Mechanisierung das größte Hindernis

„Beim Personal, der Sprache und dem Gesundheitszustand des Viehs habe ich anfangs die meisten Bedenken gehabt,“ sagt Jakob Bänninger. Das Personal arbeite jedoch zuverlässig, mit jedem Tag falle es leichter, sich in Russisch zu verständigen und der Gesundheitszustand der Kühe sei auch besser als erwartet. Die Ärmel hochkrempeln, verstünden auch die Russen als Aufruf zur Arbeit. Die größten Schwierigkeiten stellten sich wider Erwarten beim Maschinenpark.

Milchabpackerin Lilja Viktorowna sitzt an der Abpackmaschine (Foto: stahel/.rufo) Alle Maschinen waren defekt. „Einer von uns ist rund um die Uhr mit Reparaturarbeiten beschäftigt.“ Jakob schaut entsetzt auf die kürzlich überholte Ballenpresse, die gerade mit lautem Geknatter im Leerlauf dreht. Er seufzt: „Wegen der schlechteren Leistung und kürzeren Lebensdauer sind die Kosten im Endeffekt höher als bei westlichen Maschinen. Wir dachten russische Maschinen halten nur halb so lange, sind aber auch halb so teuer. Dass sie aber ein vielfaches an Reparaturaufwand benötigen, damit haben wir nicht gerechnet.“

Zweifel an der Ausdauer äußert auch die russische Seite. Sie würde gerne sehen, dass sich etwas zum Guten ändere, meint Lilja Viktorowna, seit vier Jahren Milchverarbeiterin auf dem Betrieb. „Eine Zukunft gibt es nur, wenn sie den russischen Winter überleben.“ – „Die Kühe?“ – „Nein, die Schweizer.“

Demokratie und Bedingungen wie in den Schweizer Alpen

Nach vier Monaten auf dem Hof, sagt Hanspeter Michel, wisse er, daß die Entscheidung richtig war. „Ich habe gelernt, wieder zu genießen,“ sagt er und schmunzelt, „Sprachprobleme? Ich bin frisch verliebt!“ Noch weitere 25 Jahren in der Schweiz und er wäre endgültig als Miesepeter geendet. „Mein Hof lag mitten im Dorf. Ausbaumöglichkeiten hatte ich keine. Bei ständig sinkendem Einkommen machte die Arbeit keine Freude mehr.“ Sein Vater und ein Kollege sehen jetzt daheim nach dem Hof. Die Kühe hatte Hanspeter verkauft. Das schmerzte, denn er war stolz auf seine Zucht. Aber auch loslassen gehört dazu: „Ich musste lernen, dass es keine Rolle spielt, welche Farbe die Kühe haben, ob schwarz oder braun.“

Josef Lussi zieht ebenfalls eine positive Bilanz: „Von Anfang an haben wir uns gut verstanden und hatten den Eindruck, uns gut zu ergänzen.“ Und gibt es keine Probleme bei der Meinungsfindung? „Nein, wir sind zu dritt, da sind zwei die Mehrheit und es gilt wie im Schweizerischen Bundesrat das Mehrheits- und Kollegialitätsprinzip.“

Trotz der guten Erfahrungen, kann Jakob Bänninger Russland als Auswanderungsland nicht jedem Bauern weiter empfehlen. Die bürokratischen Hindernisse sind groß: „Oft geht es nicht darum, ob sich etwas gut verkauft, sondern ob es erlaubt ist.“ Und ein bisschen Wissen in der Berglandwirtschaft kann auch nicht schaden: „Man muss wissen, welche Pflanzen kälteverträglich sind. In den Schweizer Alpen auf 1.500 Meter Höhe herrschen ähnliche Bedingungen.“

Ein Bubentraum geht in Erfüllung

Täglich produzieren die hundert Milchkühe in zwei Molken eine Tonne Milch. Mit der pasteurisierten und abgepackten Milch werden 40 Betriebe in und um Kaluga beliefert. Der erzielte Milchpreis liegt mit 40 Cent pro Literpaket im europäischen Durchschnitt. Die Nachfrage nach der Schweizer Qualitätsmilch ist groß und die drei hoffen, die Milchleistung bis zum Jahr 2006 zu verdoppeln. „Sobald wir zwei Tonnen Milch am Tag abpacken, wird Moskau als Absatzmarkt interessant“, träumt Jakob Bänninger.

Der Bauernhof der drei Schweizer in der Naehe von Kaluga (Foto: stahel/.rufo) Ein anderer Traum ging für ihn jedenfalls schon in Erfüllung. Heute besitzt Jakob Land im Überfluss. Soviel, dass er sogar dankend auf fünf Hektar verzichten konnte. Die Fläche in der Größe von Jossef Lussis ehemaligem Hof, wäre den drei Schweizern kostenlos zur Nutzung überlassen worden. Etwa die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Kaluga liegt brach. Das erste Mal konnte Jakob Bänninger sagen: „Ich habe genug Land – sogar viel zuviel!“

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