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Straßenkünstler Viktor Kolzow in seinem Atelier (foto: Schnorbusch/SPZ)
Straßenkünstler Viktor Kolzow in seinem Atelier (foto: Schnorbusch/SPZ)
Montag, 30.01.2006

Straßenmaler: Frieren für künstlerische Freiheit

St. Petersburg. Ein klarer Sonntag im Dezember: Ich sitze frierend auf einem Klapphocker am Newski Prospekt. Mir gegenüber sitzt ein Künstler und zeichnet mit kalten Fingern und Pastellfarben meine Züge auf Papier.

Er ist sichtlich bemüht, zum Ende zu kommen, bevor die Kälte ihm die Finger steif werden lässt.

„Im Winter ist es nicht leicht“, erklärt mir Viktor Kolzow am nächsten Morgen in seinem Atelier auf der Wassili-Insel, das zugleich Küche und Schlafraum des 31jährigen ist. „Die Finger werden kalt und steif und das Pastell lässt sich in der Kälte schlechter bearbeiten.“

Kolzow ging in Tschkalowsk zur Schule und arbeitete am dramatischen Theater der Stadt in der Kulissengestaltung, bevor er vor 15 Jahren nach St. Petersburg kam um am Ilja–Repin–Institut, „dem besten Ort der Welt für klassische Malerei“, wie er sagt, zu studieren.

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„Meine Eltern konnten mir das Studium nicht finanzieren. So begann ich auf dem Newski meine Bilder anzubieten und zu porträtieren, um leben und studieren zu können“, erzählt er. Anfangs lief es überraschend gut für den jungen Künstler. Auf dem sich gerade gen Westen öffnenden Kunstmarkt der frühen 90er Jahre finden seine impressionistischen und realistischen Bilder schnell Absatz. „Heute ist es schwieriger“, erzählt Kolzow.

Wenn die Touristen rar werden, braucht es einen Nebenjob



Während er im Sommer vom Verkauf seiner Bilder und dem Porträtieren auf dem Newski leben kann, ist er im Winter, wenn die Touristenströme verebben, auf Nebenjobs angewiesen. Viktor gestaltet dann Innenräume für Firmen, malt Ikonen für Kirchen oder arbeitet wie zu Anfang seiner jungen Künstlerlaufbahn im Kulissenbau der ansässigen Theater. 2002 engagierte ihn die Kunstkammer im Zuge der Restauration des Gebäudes zur 300-Jahrfeier Petersburgs für die Gestaltung des zweiten Stockwerkes.

Derartige Jobs, in denen er, wenn schon nicht frei, so doch zumindest künstlerisch arbeiten kann, sind jedoch nicht immer zu finden, wenn das Geld gerade knapp wird. Bei einem unserer Treffen fragt mich Kolzow, ob an meinem Arbeitsplatz nicht noch jemand gebraucht werde ... das wäre im Altenheim. Zur Zeit seien die Wasserleitungen undicht in seiner Wohnung, erzählt mir Kolzow dann. Den Klempner bezahle er, indem er dessen Tochter male.

Dauerhaft einer geregelten Arbeit nachzugehen, kommt für ihn aber auch nicht in Frage. Zuviel liegt ihm doch an seiner Freiheit als Künstler - und er liebt das Malen auf dem Newski: „Im Sommer ist das wie ein Karneval. Kostüme aus aller Herren Länder promenieren über den Boulevard und die buntesten davon male ich.“

Saisongeschäft: Im Winter stundenlang umsonst frieren, im Sommer geht es Schlöag auf Schlag



Während es im Winter nicht selten vorkomme, dass man stundenlang umsonst in der Kälte stehe, könne man im Sommer bis zu fünf Porträts am Tag schaffen. Einfache Karikaturen gibt es ab 10 Euro, aufwendige Porträts in Öl veranschlagt er um die 200 Euro.

„Und es ist interessant,“ erzählt der Künstler, „trotz des Trubels auf der Straße kommt man einigen der Menschen, die man malt, doch näher. Im Porträt treffen sich Modell und Künstler.“

Einmal habe er eine junge Deutsche porträtiert, erzählt Kolzow. „Julia hieß sie“. Er habe sie aus der Menge gegriffen und ihr angeboten, sie zu malen – umsonst, wenn sie kein Geld dabei habe, wie er es manchmal macht, wenn ihm ein Gesicht zu besonders erscheint, um es vorbeiziehen zu lassen. Sie war einverstanden. Während des Porträtierens fragte sie ihn dann unerwarteterweise, ob sie ihn nicht einmal besuchen kommen dürfe. „Da war ich einverstanden.“ Ein Monat verstrich, ohne dass er weiter etwas von ihr hörte. Dann stand sie vor seiner Wohnungstür. „Sie hat dann zwei Monate bei mir gewohnt, bis ihr Visum ablief und sie nach Deutschland abreiste.“

Die anderen Künstler, mit denen ich vor der Jekaterinenkirche spreche, erzählen mir andere, nicht weniger bunte Geschichten. „Einmal karikierte ich einen Dicken mit einem lustigen Gesicht“, erzählt ein älterer Künstler, der unweit von Kolzow seine Bilder anbietet. „Er sah von sich aus schon lustig aus, aber die Karikatur gelang mir doch besonders. Ich musste lachen und wie mich der Dicke lachen sah, fing auch er zu lachen an. Er lachte so, dass er vom Stuhl fiel. Auch ich fiel dann samt Karikatur und Stift lachend vom Stuhl. Lachend auf der Erde liegend malte ich die Karikatur zu Ende.“


Trotz der Konkurrenz – alle sind gute Kollegen


Das Verhältnis der Straßenkünstler untereinander sei freundschaftlich, erzählt Kolzow. Man interessiere sich für die Bilder der Anderen, man unterhalte und helfe sich.

Einmal erlebe ich, wie einer der Künstler an der Jekaterinenkirche, offensichtlich betrunken und erfolglos an diesem Tag, Hals über Kopf seine Bilder und Malutensilien zusammenpackt und wankend und fluchend davoneilt. Er vergisst seine Kopie der „Mona Lisa“, die unter den Künstlern allgemein Anerkennung findet. Eine Straßenkünstlerin, die dabei steht und das ganze mit traurigen Augen verfolgt, nimmt die „Mona Lisa“ an sich, um sie dem Betrunkenen am nächsten Tag zurückzugeben. „Er ist ein guter Künstler“, sagt sie, „aber er trinkt oft und viel. Er geht unter.“

Sie selbst, erzählt sie mir, hat ihre Arbeit als Verkäuferin aufgegeben, um sich ganz der Malerei widmen zu können. „Hier auf dem Newski verdiene ich über das Jahr gesehen besser als in meinem früheren Beruf und ich muss nicht mehr so oft auf die Uhr sehen.“

Kolzow hat an diesem Tag Glück gehabt. Mit einer jungen Dame, die ein Porträt bestellt hat, geht er in das kleine Künstlerkaffee, das versteckt hinter der Kirche in einem Keller liegt. Dort ist es warm und es gibt Tee für fünf Rubel. Lange hätte er nicht mehr warten können, erzählt er mir später. Für den Trolleybus zum Newski habe er an diesem Wintertag seine letzten 10 Rubel ausgegeben.

(Alexander Schnorbusch/SPZ)



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