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Moskauer Hebamme (Foto: Gripas/rUFO)
Moskauer Hebamme (Foto: Gripas/rUFO)
Freitag, 15.09.2000

Nicht die natürlichste Sache der Welt

Von Karsten Packeiser, Moskau. Abgenabelt, festgeschnürt in Windeln und Bettlaken, mit einem Milch-Glukosegemisch aus der Flasche ruhig gestellt und dann weg geschafft auf die Kinderstation zu einer plärrenden Schar Neugeborener. Genau so und dadurch wenig einladend beginnt meist das Leben einer kleinen Russin oder eines kleinen Russen.

Niemand kann behaupten, die Menschen in Russland wären nicht kinderfreundlich. Kein Russe würde auf die Idee kommen, sich zu beschweren, weil die Nachbarskinder zu laut spielen, oder auch nur daran denken, bei der Vermietung seiner Wohnung einem kinderlosen Paar den Vorzug zu geben. Und dennoch ist den Russen die Lust auf das Kinder kriegen scheinbar ein wenig vergangen, klagen Politiker und Intelektuelle doch pausenlos über eine demografische Krise im Land. Die schwere wirtschaftliche und soziale Lage vieler Familien, die kleinen Wohnungen, in denen Eltern und verheiratete Kinder oft noch zusammen leben, machen Kinder, schon gar mehrere, zu einem Luxus.

Aber auch das als Sowjetzeiten geerbte Gesundheitswesen schafft keine Voraussetzungen für einen Babyboom ein. „Früher gab es nur die staatlichen gynäkologischen Frauenberatungsstellen“, erinnert sich Anatolij Naminatsch, Dozent für Schwangerenpsychologie an der Moskauer Lomonossow-Universität. „Dort ging auch meine Frau hin, als sie schwanger wurde. Das einzige, was sie bei dieser Beratungsstelle zu hören bekam, war, wie furchtbar und gefährlich das Ganze ist. Als Folge davon hatte meine Frau furchtbare Angst vor der Geburt.“

Moskauer Entbindungsklinik (Foto: Gripas/rUFO)
Moskauer Entbindungsklinik (Foto: Gripas/rUFO)
Während es in Westeuropa schon seit den 70er Jahren normal ist, dass Väter dabei sind, wenn ihr Nachwuchs das Licht der Welt erblickt, galten solche Praktiken den russischen Medizinern lange als eine unhygienische Unnötigkeit. Die Väter, davon sind auch heute noch manche russischen Hebammen überzeugt, würden bei der Gelegenheit doch nur in Ohnmacht fallen. Und Hausgeburten gar gelten in Russland auch heute noch als reinstes Teufelszeug. Erst ganz langsam setzt ein Umdenken ein.

Aber natürlich lebt auch die russische Gesellschaft heute nicht mehr in dem Informationsvakuum wie noch vor Beginn der Perestroika, das während einer russisch-amerikanischen Telebrücke in dem unfreiwillig komischen Wortbeitrag einer Zuschauerin aus dem Moskauer Aufnahmestudio kulminierte: „Bei uns gibt es keinen Sex.“

Heute wimmelt es in Moskau nur so von Elternzeitschriften und aus dem Englischen übersetzten Schwangeren-Ratgebern. Wer den staatlichen Vorsorgeuntersuchungen und Krankenhäusern (zurecht) misstraut, kann gegen das nötige Kleingeld die Dienstleistungen unzähliger privatwirtschaftlich organisierter Einrichtungen in Anspruch nehmen. Gegen eine Zahlung von durchschnittlich 500 US-Dollar gewähren Gynäkologen der Moskauer Entbindungskliniken Mutter und Kind auch eine Vorzugsbehandlung, organisieren etwa Einzelzimmer für die Zeit nach der Entbindung und liberalere Besuchsmöglichkeiten für die Angehörigen. Viele Kliniken bieten es Schwangeren auch offiziell an, zusätzlich zum staatlich garantierten kostenlosen Minimalservice einen Vertrag abzuschließen, der ihnen bessere Bedingungen garantiert.

Schwangerschafts-Kursus in Moskau (Foto: Packeiser/rUFO)
Schwangerschafts-Kursus in Moskau (Foto: Packeiser/rUFO)
„In Moskau gibt es heute auch schon jede Menge Kurse für werdende Eltern“, sagt Anatolij Naminatsch, der selbst eine „Papa-und-Mama-Schule“ ins Leben gerufen hat. „Leider aber basieren viele von denen auf unkonventionellen Ansichten über die Medizin, oder aber sind einfach spekulative und esoterische Zirkel. Wir dagegen arbeiten trotz allem dagegen auf einem wissenschaftlichen Fundament und versuchen, eine Art Gegengewicht darzustellen.“ Dass sich viele russische Kliniken immer dagegen sträuben, weltweit bereits Jahrzehnte lang bewährte Methoden anzuwenden und etwa den Müttern oft unverhältnismäßig lange nach der Geburt ihre Kinder vorenthalten, erklärt Naminatsch dagegen damit, dass die „Medizin nun einmal eine furchtbar konservative Wissenschaft ist.“

Swetlana Bannikowa, Kursleiterin der „Papa-und-Mama-Schule“, trifft sich zwei Mal wöchentlich mit ihren Schülerinnen und Schülern zur Schwangerschaftsgymnastik, zeigt, wie Windeln gewechselt werden und lädt Frauen- und Kinderärzte zu Vorträgen ein. Die Kursteilnehmer gehören meist zur kleinen russischen Mittelklasse. Immer wieder klingeln in der Runde aus Unternehmerfrauen, Chefbuchhalterinnen und Anwältinnen die Handys.

Manche Frauen können ihre Männer überreden, mitzukommen. „Mein Hauptziel ist es“, sagt Kursleiterin Bannikowa, „dass eine werdende Mutter während der neun Monate, die sie mit einem Bauch durch Welt läuft, möglichst viel Freude damit verbinde und auch das Kind Genuss am Beisammensein mit seinen Eltern empfindet.“ Viel zu häufig werde in Russland eine Schwangerschaft immer noch wie eine Krankheit empfunden.

Die größten Herausforderungen warten auf junge russische Eltern aber erst in der Zeit nach der Geburt des Sprösslings. In den Tagen nach der Geburt infiziert sich mindestens jedes zweite Neugeborene mit Staphylokokken, obwohl alle russischen Entbindungsstationen jährlich zur Totaldesinfektion für mehrere Wochen geschlossen werden. „Unser nationales Gesundheitsproblem“, kommentiert die Kinderärztin Alina Tschasowa. Der überfüllte Moskauer Personennahverkehr ist an Kinderfeindlichkeit nicht zu übertreffen: lange Treppen der Straßenunterführungen und Metrostationen sind mit Kinderwagen praktisch unpassierbar. Die alljährlichen Grippewellen fegen in Moskau ganze Kindergärten leer.

Und schließlich können sich die meisten Familien nicht den Luxus eines verlängerten Mutterschaftsurlaubs leisten. Aus der Klemme hilft dann wie eh und je die Oma. Die altbewährte Institution „Babuschka“ bringe viele Vorteile mit sich, da oft beide Elternteile arbeiten müssen und die russischen Kinderkrippen stark zu wünschen übrig ließen, meint Swetlana Bannikowa. Sie weiß aber auch: „Wenn Mutter und Großmutter unter einem Dach wohnen und in allen Erziehungsfragen ständig unterschiedlicher Meiunung sind, dann ist das schon eine Tragödie.“

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Hauptsache, man lässt sich die Laune nicht verderben.Dann lässt es sich auch im hintersten russischen Dorf noch recht gut leben.( Topfoto: Mrozek/.rufo)


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