Moskau. Putin gratulierte Bush zu dessen Wahlsieg, noch bevor dessen Konkurrent John Kerry seine Niederlage eingestand. Der Sieg des Texaners löste zwar keine großen Jubelfeiern in Russland aus, die meisten Analytiker und Spitzenpolitiker sind aber davon überzeugt, dass ein Präsident Bush für Russland ein leichterer Partner sei als Kerry. Einig ist man sich im Kampf gegen den Terror.
Bush Realpolitiker, kein Idealist
Wjatscheslaw Nikonow, einer der profiliertesten Politikwissenschaftler Russlands, erläuterte, warum der russischen Führung Bush gelegen kommt. Republikaner hätten sich in der Vergangenheit stets durch eine größere Realpolitik ausgezeichnet, während Demokraten mehr Gewicht auf prinzipielle Fragen wie Menschenrechte legten, sagte er im russischen Fernsehen.
Mit anderen Worten, die Mittel der russischen Armeeführung im Tschetschenienkrieg hätten sich unter Kerry zu einem Reizthema entwickeln können, während die Bush-Administration den Konflikt als Kampf gegen den Terror allgemein gut heißt.
Bush steht innenpolitisch für die Steuerentlastung der großen Öl- und Energiekonzerne, seine Außenpolitik, vor allem die im Nahen Osten, führten aber zu einer spürbaren Anhebung des Ölpreises. Ein handfester wirtschaftlicher Grund für den Ölgroßexporteur Russland, sich über dessen Sieg zu freuen.
Freilich könnte ein (möglicher) Militärschlag der USA gegen den Iran den Russen Milliardenverluste einbringen. Schließlich arbeitet das Atomministerium mit den Machthabern in Teheran bei der Ausarbeitung des iranischen Nuklearprogramms zusammen.
Duma für Bush
Dennoch hat sich das russische Parlament mit der Wiederwahl Bushs schnell angefreundet. Duma-Chef Boris Gryslow wiederholte im großen die Argumentation Putins indem er auf den gemeinsamen Kampf gegen den internationalen Terrorismus hinwies: „Mit der jetzigen US-Administration verbinden uns viele ähnliche Ansichten zu Fragen der internationalen Politik", sagte Gryslow.
Sein Stellvertreter von der LDPR, Politclown Wladimir Schirinowski, bezeichnete Bush als „das kleinere Übel“. „Kerry könnte die Truppen aus dem Irak abziehen und möglicherweise den Kampf gegen den Terror ganz aufgeben“, sagte Schirinowski. Dann wäre die ganz Last auf Russlands Schultern gelegt und ein Konflikt mit der islamischen Welt wahrscheinlich. So könne sich Russland heraus halten, begründete der bekennende Saddam-Freund Schirinowski seine Vorliebe für Bush.
(ab/.rufo)
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