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BULGAKOW AUF DER SPUR

Jeder, der Bulgakow liest, wird früher oder später von einem eigenartigen Gefühl gepackt. "Gefühl der topografischen Echtheit" könnte man dieses Gefühl nennen. Einfach ausgedrückt: je unerhöhrter die Ereignisse werden, über die etwa in "Der Meister und Margarita" erzählt wird, desto sicherer spürt der Leser, dass es alle Straßen, Plätze und Hinterhöfe wirklich gibt, an denen sich die Romanhandlung abspielt. Und dieses Gefühl betrügt nicht einmal den naivsten Bulgakow-Fan. Michail Afanasjewitsch Bulgakow war zwar ein hoffnungsloser Phantast und Mystifikator, aber gleichzeitig kennzeichnete ihn eine eigenartige Verbundenheit mit der Moskauer Wirklichkeit, in der sein Leben ablief.

Seine Romanhelden quartierte er gewöhnlich in den selben Häusern und Wohnungen ein, in denen er selbst irgendwann einmal lebte, oder dort, wo er oft bei Freunden und Bekannten zu Besuch war.

Als er 1921 nach Moskau zog, wurde das Haus Nummer zehn in der Ulitsa Bolschaja Sadowaja zum ersten Dach über dem Kopf des später berühmten Schriftstellers. Dieses luxuriöse Haus, damals sprach man von einem "einträglichen", war Anfang des Jahrhunderts vom Moskauer Tabakfabrikanten I. Pigit gebaut worden und nur für die elegantesten Bewohner gedacht gewesen. Nach der Revolution war davon nichts mehr zu spüren, die komfortablen ("hochherrschaftlichen" wie man zu sagen pflegte) Wohnungen wurden in Gemeinschaftswohnungen umgewandelt, und vor allem von Arbeitern der Tabakfabrik "Dukat" bezogen. Ganz dem Zeitgeist entsprechend machten die das Haus zu einer "Arbeiterkommune". Und in eben dieser Kommune bekam Bulgakow ein Zimmer mit Blick auf den Hof zugeteilt. Dieses Zimmer wird in vielen Erzählungen beschrieben, sowohl im "Theater-Roman", als auch danach: als Bulgakow später "Der Meister und Margarita" schrieb, machte er seine Wohnung Nummer 50 zur Residenz Volands, des Fürsten der Finsternis höchstpersönlich.

Auch die Umgebung seiner Arbeiterkommune verarbeitete der Schriftsteller literarisch. Mit seinen Programmen schwarzer Magie tritt der Ausländer bei seinem Besuch in der roten Hauptstadt im Theater "Varietee" auf, im heutigen Theater "Satiry" an der Sadowaja 18. Viele sonderbare Ereignisse spielen sich im benachbarten ehemaligen "Aquariumgarten" in der Sadowaja 16 ab.

Seinen Anfang nimmt der grandiose Roman keine drei Minuten Fußweg von der ersten Moskauer Wohnung Bulgakows enfernt an den Patriarchenteichen, wo sich seitdem kaum etwas verändert hat. Lediglich die Straßenbahn, die auf verhängnisvolle Weise einem der Romanhelden den Kopf abriss, verläuft heute nicht mehr die Malaja Bronnaja und auch nicht mehr die Jermolajew-Gasse entlang. Der Geist Bulgakows ist im ganzen Viertel präsent. In fast jeder Gasse lebten hier Bekannte von ihm, hier ging er oft spazieren und verabredete sich mit seinen Geliebten zum Rendezvous.

Wenn man die Malaja Bronnaja bis zum Twerskoi Bulvar hinuntergeht, dann kommt man zum Gitter um ein altes Moskauer Stadtanwesen, dass einmal Gerzen gehört hatte und in dem sich heute das Literaturinstitut befindet. In "Meister und Margarita" wird dieses Gebäude "Girbojedow-Haus" genannt, in dem sich die Schriftstellervereinigung MASSOLIT befindet und die Moskauer Boheme in dem angeschlossenen Restaurant zecht. Dorthin versuchten auch Volands Begleiter Asasello und Begemot vorzudringen - unter dem Vorwand, selbst Schriftsteller zu sein. Und zwei Minuten Fußweg von diesem bekannten Haus entfernt zieht sich parallel zum Boulevard die Bolschoi-Gnesdikowski-Gasse entlang, in der die "Liebe plötzlich hervorsprang, wie der Mörder mit dem Messer", als der Meister zum ersten Mal Margarita begegnete. Auch Bulgakow selbst lernte seine dritte Frau Jelena Sergejewna Schilowskaja in dieser Gasse in einem vom Architekten Nirnseje gebauten Haus kennen, das man damals den "ersten Moskauer Wolkenkratzer" nannte. Dieses Gebäude sieht auch heute noch hervorragend aus, und in den Räumen der Zeitung "Nakanune" (die übrigens in Berlin gedruckt wurde) befindet sich heute eine Übungsbühne des Theaterinstituts.

Noch ein zweites Moskauer Stadtviertel lässt sich ohne den Namen Bulgakow nicht denken. Er selbst nannte es "Pretschistenka" nach der gleichnamigen, malerischen Straße, die von der Christerlöserkathedrale zum Gartenring verläuft, und dachte dabei an ein Netz gemütlicher typisch Moskauer Gassen, die von der Pretschistenka abgehen. Hier gibt viele alte Stadthäuser im vorrevolutionären Jugend- oder auch im Biedermeierstil und überhaupt eine ganz spezifische städtische und menschliche Umwelt, die sich wie durch ein Wunder allen Kataklismen der russischen Geschichte zum Trotz erhalten hat. Auch Bulgakow selbst lebte an verschiedenen Orten in der Gegend um die Pretshistenka (die Häuser sind aber leider nicht erhalten) und oft besuchte der ausgebildete Arzt auch mit demWissen eines Fachmanns die örtliche Apotheke (die es glücklicherweise noch gibt), und auch seine Romanhelden gestaltete er nach den Menschen dieses Viertels. Der Roman "Hundeherz" beginnt auf dieser Straße und enwickelt sein Geschehen in der von der Pretschistenka abgehenden Gasse Tschistyj Pereulok. Im Haus Nummer 9 in der Mansurowski-Gasse brachte der Schriftsteller in einer Kellerwohnung seinen geliebten Meister unter. Wohl deshalb, weil er selbst oft bei Freunden zu Gast in diesem Haus war und sich wohl nur zu oft vorstellte, wie angenehm sein Leben in diesem von Gott behüteten Hinterhof ablaufen würde.

Vom Subowski-Platz am Gartenring verläuft für Moskauer Verhältnisse ungewöhnlich gerade die Bolschaja Priogowskaja Ulitsa in Richtung Neujungfrauen-Kloster. Hier lebte Bulgakow im heute umgebauten Haus Nummer 35a. Ende der Zwanziger und Anfang der Dreißiger schrieb er hier seine bekanntesten Werke. In diesem Haus rief ihn auch einmal Stalin an, der aus einer unerklärlichen Laune heraus den respektlosen Witzbold nicht im Straflager zu Staub zerreiben ließ. Seine allerletzte Ruhe fand der vielleicht "mokauerischste" aller russischen Schriftsteller dreihundert Meter entfernt auf dem Neujungfrauen-Friedhof.

Anatolij Makarow


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