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| 20-05-2004 Neue Reportagen |
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Moskwitsch pleite – lange Nase für Buratino
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 Von André Ballin, Moskau. Etwa 350 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen fünf und 17 Jahren lernen im Ensemble „Buratino“ das ABC des Tanzens. Die Buratino-Schützlinge geben Konzerte sowohl in Russland als auch im Ausland. Doch der letzte Vorhang könnte schon bald fallen, denn ihre Bleibe, das Kulturhaus des Moskwitsch-Werkes, soll wegen der Altschulden des stillgelegten Betriebes verkauft werden.
Der Autobauer, der 2002 seine Pforten schließen musste, sitzt auf einem Schuldenberg von circa 300 Mrd. Rubel (knapp eine Mrd. Euro). Der Verkauf des Kulturhauses wäre kaum mehr als der Tropfen auf den heißen Stein, doch die Gefahr eines Rauswurfes für die Mieter ist groß. Von Plänen eines Casino-Baus ist hinter vorgehaltener Hand die Rede.
18 Vereine sind in dem Gebäude untergebracht. Am bekanntesten ist das Tanzensemble „Buratino“, das schon seit 27 Jahren hier zu Hause ist. Seitdem leitet Jelena Postnowa das Kollektiv.
„Kostüme und Bühnendekorationen lagern im Haus. Wenn wir hier raus müssen, weiß keiner wohin mit ihnen“ klagt Postnowa. Sie befürchtet aber vor allem, dass nach einem Umzug viele Kinder aufhören werden. „Die meisten unserer Kinder kommen aus der Nachbarschaft. Außerdem liegt das Kulturhaus günstig an einer Metrostation. Nach einem Umzug, wer weiß wohin, bleiben sicher viele zu Hause.“
Die Theaterleitung kämpft gegen den drohenden Untergang. Bei Eltern und Zuschauern sammelten sie Unterschriften für den Erhalt des Kulturhauses. Einen Brief wollen die Verantwortlichen an Moskaus Bürgermeister Juri Luschkow schicken. „Vielleicht kauft die Stadt Moskau das Haus, dann wären wir unsere Sorgen los“, hoffen sie. Eine vage Hoffnung, denn Luschkow verspricht schon einige Jahre lang das Kulturhaus zu übernehmen, um die Zukunft der Vereine in dem Haus zu sichern.
 Bei Buratino lernen Kinder ab dem sechsten, manche sogar schon ab dem fünften Lebensjahr das Tanzen. Die Palette reicht vom klassischen Ballett über Step und Jazz bis hin zu RockÂ’n Roll oder Folkloretänzen. Bei den Vorstellungen glänzen die kleinen Akteure mit meisterlichen Darbietungen.
Das ist nicht selbstverständlich, denn die Kinder treten bei „Buratino“ praktisch schon im ersten Jahr auf. In vielen anderen Tanzgruppen sehen die Kinder die ersten drei Jahre nichts anderes als die Ballettstange und den Trainingssaal.
Doch auch bei Buratino ist das Training alles andere als ein Zuckerschlecken. Schon die Kleinen müssen mehrmals pro Woche repitieren, die Solisten sogar täglich. Ein Spagat ist die Mindestanforderung, auch das Tanzen auf Zehenspitzen erfordert von den einzelnen Darstellern Kraft und Konzentration. „Das Tranining ist unheimlich schwer“, gibt die siebenjährige Tanja zu, „aber die Konzerte sind Klasse. Da will ich unbedingt immer auftreten.“
Genau deshalb verlassen die Abgänger das „Buratino-Ensemble“ mit 17 Jahren nur mit Tränen in den Augen. Tränen werden sicher auch fließen, wenn das Theater endgültig die Pforten dichtmacht.
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