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04-04-2005 Politik

Kommt der neue Papst nach Moskau?

Unter einem neuen Papst dürfte das Verhältnis des Vatikan zur orthodoxen Kirche besser werden (Foto: www.newsru.com)Von Karsten Packeiser, Moskau. Der erste Papst aus Osteuropa habe eine außerordentliche Liebe für Russland empfunden, erklärte der katholische Erzbischof von Moskau, Tadeusz Kondrusiewicz. Gleichzeitig erreichten die schon immer schwierigen Beziehungen zwischen dem Moskauer Patriarchat und dem Vatikan unter Johannes Paul II. einen neuen Tiefpunkt. Unter einem neuen Papst könnte das Verhältnis wieder besser werden.

Schon das Beileidstelegramm des russischen Patriarchen Alexi II. war relativ zurückhaltend formuliert. „Ich hoffe, dass die beginnende neue Periode im Leben der Römisch-Katholischen Kirche dabei hilft, Beziehungen gegenseitiger Achtung und brüderlicher christlicher Liebe zwischen unseren Kirchen wiederherzustellen“, hieß es in dem Text. Metropolit Kyrill von Smolensk und Kaliningrad, der als Leiter des kirchlichen Außenamtes die russische Kirche voraussichtlich bei den Trauerfeiern im Vatikan vertreten wird, würdigte das Eintreten des Papstes für „ewige christliche Werte“ in einer zunehmend sekulären Welt.

Hauptsache, kein Pole

Das katholisch-orthodoxe Verhältnis werde in Zukunft auf jeden Fall wieder besser, sagte der orthodoxe Theologe und Publizist Andrej Kurajew zu russland-aktuell.RU. “Alleine schon deswegen, weil der nächste Papst auf keinen Fall ein Pole sein wird.” Die Beziehungen zwischen Moskau und dem Vatikan würden daher nicht mehr durch Jahrhunderte lange gegenseitige russisch-polnische Kränkungen und Vorwürfe belastet.

“Ich glaube, dass die Russland-Politik des neuen Papstes nüchterner und pragmatischer wird”, so Kurajew, der als einer der wichtigsten Vordenker des konservativen Kirchenflügels gilt. Der nächste Papst habe auch deutlich bessere Aussichten, die von Johannes Paul II. so herbeigesehnte historische Reise nach Moskau anzutreten.

Papst kam nach Astana und Kiew, aber nie nach Moskau

Der Papst konnte Kasachstan, die Ukraine und sogar Georgien besuchen, wo er das Oberhaupt der ausgesprochen ökumene-feindlichen georgisch-orthodoxen Kirche traf. Trotz einiger Anläufe kam aber weder ein Besuch in Russland, noch ein Treffen mit Patriarch Alexi II. auf neutralem Boden zustande. Die Kluft zwischen dem Papst aus Polen, der eine kaum zu überschätzende Rolle beim Zusammenbruch der kommunistischen Ordnung in Osteuropa spielte, und dem Moskauer Patriarchat, dessen Hierarchen sich zuletzt mit dem atheistischen Regime in der Sowjetunion arrangiert hatten, blieb bis zuletzt unüberwindbar.

Während des Pontifikats von Johannes Paul II. hatten sich nacheinander die Kreml-Chefs Michail Gorbatschow, Boris Jelzin und Wladimir Putin für einen Russland-Besuch des Papstes eingesetzt. Doch Alexi weigerte sich aus Protest gegen eine von den Orthodoxen beklagte katholische Expansion gen Osten bis zuletzt, der Visite zuzustimmen. “Der Vatikan nutzte das ideologische Vakuum aus, dass nach dem Zerfall der Sowjetunion entstanden war und baute seine Aktivitäten stark aus”, urteilt Wjatscheslaw Kostikow, der ehemalige russische Botschafter im Vatikan.

Patriarch in Kiew als Casus belli für die Orthodoxen

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• Moskau kondoliert zum Tod des Papstes (3.4.2005)
• Kein Tauwetter zwischen Moskau und dem Vatikan (24.2.2004)
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Besonders kritisch sei die Lage im Westen der Ukraine geworden, wo die an Moskau gebundene Orthodoxe Kirche von der Papst-treuen, zu Sowjetzeiten verbotenen Griechisch-Katholischen Kirche mit aggressiven Methoden verdrängt worden sei, so Kostikow. Im vergangenen Jahr wollte der Vatikan das Oberhaupt der Griechisch-Katholischen Kirche, Kardinal Lubomyr Husar, zum Patriachen von Kiew ernennen. Die Pläne wurden erst gestoppt, als Moskau mit einem totalen Abbruch des orthodox-katholischen Dialoges drohte. Auch durch die Einrichtung vollwertiger katholischer Diözesen in Russland fühlte sich Moskau provoziert.

Für den neuen Papst dürfte Russland keine so zentrale Rolle mehr spielen, wie für Johannes Paul II., was einer Entspannung zwischen dem Vatikan und Moskau nur nützlich sein würde. Wenn das Moskauer Patriarchat den neuen Papst wählen dürfte, würde die Wahl der meisten Würdenträger auf den deutschen Kardinal Joseph Ratzinger fallen, ist sich der Publizist Andrej Kurajew sicher. Ratzingers “ehrliche Position” sei vielen Orthodoxen sympathisch. (kp/.rufo)


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