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25-06-2004 Kultur

Kluge: Ich bin ein Öffentlichkeitsmacher

Alexander Kluge, Foto: ProchnowMoskau. Der deutsche Filmemacher und Literat Alexander Kluge wird auf dem Moskauer Filmfestival durch eine Retrospektive seiner Film- und Fernseharbeiten geehrt. Mit www.aktuell.ru sprach er über die schlechte Stellung der Kunst in der Gesellschaft und seine Besessenheit in den vergangenen 40 Jahren, öffentlich dagegen vorzugehen. Das Gespräch führte Stephanie Prochnow.


www.aktuell.ru: Sie haben Jura studiert. Wie sind Sie von der Kanzlei zum Film gekommen?

Kluge: Ich bin immer noch Anwalt. Und ich bin Justiziar des Institutes für Sozialforschung gewesen – des Sitzes der kritischen Theorie in Frankfurt von Adorno und Horkheimer. Adorno hat mich zu Fritz Lang geschickt. Ich sollte mir dort das literarische Schreiben abgewöhnen. In dem ich bei einem Filmregisseur lerne, wollte er mich abschrecken und als Jurist erhalten. Die Abschreckung war wirksam. Ich mag zwar Fritz Lang, aber ich mochte nicht, wie die deutsche Filmindustrie gearbeitet hat. Wir wurden dann die Opposition der deutschen Filmindustrie und haben den unabhängigen Autorenfilm von den französischen Regisseuren – Godard, Truffaut – abgeschaut.

www.aktuell.ru: Sie haben damals die Erneuerung des deutschen Films propagiert. Was waren Ihre Hauptgedanken?

Kluge: Ich habe ihn nicht nur damals propagiert, sondern ich propagiere ihn noch heute! Der Gedanke ist, dass man vor die schematische Zeit der UFA – eigentlich des nationalsozialistischen Films – zurückgeht in die 20er Jahre zu den Anfängen. Das man von diesen Traditionen – des wirklichen Films, der sich ernst nimmt, der Selbstbewusstsein hat – wieder anfängt über gegenwärtige Dinge Filme zu machen. Sie werden in allen meinen Filme eine Kollision finden zwischen dokumentarisch festgehaltener Realität und Elementen von Fiktion. Es ist niemals ein Spielfilm und niemals ein Dokumentarfilm. Genauso wie bei den Menschen die Gefühle antagonistisch sind zu den Tatsachen, so gibt es immer die doppelte Seite des Subjektiven und des Objektiven. Das kann ein Film hervorragend beschreiben. Bei den Büchern fehlt dafür nur die Musik.

Kunst muss sich nicht über Kapital verbreiten

www.aktuell.ru: Die Oper war Ihnen immer sehr wichtig. In Ihrem Film „Macht der Gefühle“ haben Sie zum Beispiel „operfähige Stoffe“ im 20. Jahrhundert gesucht. Was verstehen Sie darunter?

Kluge: Das ist ein laxer Ausdruck. Damit die Musik einen Grund hat, braucht sie starke Themen, die sehr bewegen. Das kann etwas ganz Einfaches sein. In der Mozart Oper Figaros Hochzeit gibt es eine Szene in der die Dienerin eine Nadel verloren hat. Hier wird ein Drama in G-Moll entfaltet. Das ist nicht melodramatisch, aber von der Musik ernstgenommen.

www.aktuell.ru: Gab es in Ihrem Leben „opernfähige Momente“?

Kluge: Einen Luftangriff habe ich noch nie in eine Oper gekleidet gesehen. Ich habe aber während dieser Gefahr als Kind im Keller Opernmusik gehört. Das wäre zum Beispiel etwas, was man umsetzen könnte.

www.aktuell.ru: In Ihrem Film von 1968 „Artisten in der Zirkuskuppel“, der die Retrospektive hier in Moskau eröffnete, stellen Sie die Frage nach der Stellung der Kunst in der kapitalistischen Gesellschaft.

Kluge: "Tut der Kapitalist, was er liebt und nicht, was ihm nutzt, so wird er von dem, was ist, nicht unterstützt“, so heißt es im Film. Das heißt, die Kunst hat im fortgeschrittenen Kapitalismus nie Chancen. Aber nur soweit es um die kapitalistischen Netze geht. Die Kunst muss sich gar nicht über das Kapital verbreiten. Sie ist ein Partisan. Ein Partisan läuft nicht in Paradeuniform vor der Tribüne umher.

Mit staatlichen Mitteln lässt sich nur noch Unsinn produzieren

www.aktuell.ru: Gilt diese Erkenntnis von 1968 für Sie auch heute noch?

Kluge: In einer gewissen Vorausahnung habe ich Leni Peikert (die Protagonistin) 1968 das machen lassen, was ich dann 1989 gemacht habe: Sie ist zum Fernsehen gegangen. Ich komme ja von der Kunst und halte heute mitten im Fernsehen den Originalton von Literatur, Oper und Wissenschaft in unabhängigen Kulturmagazinen aufrecht. So wie in nährstoffarmen Meeren Korallenriffe existieren – so arbeiten wir im Fernsehen. Mitten in einer Struktur, die Kunst nicht will, kann es zwar die Künste nicht geben, aber Sie können den Originalton, den Kunst hat, aufrecht erhalten.

www.aktuell.ru: Sind sie zum Fernsehen gewechselt, weil sie für den Film keine Zukunft mehr sahen?

Kluge: Das er keine Zukunft hätte, das würde ich ja nie zugeben. Aber das Hollywood endgültig überlegen ist. Von einem bestimmten Punkt an konnte man mit den Mitteln im deutschen Film eigentlich nur noch Unsinn produzieren – gemessen an dem absolut erfolgreichen Hollywoodstil, der vom „Blairwitch Project“ bis zur „Titanic“ reicht.

www.aktuell.ru: Was meinen Sie mit Unsinn?

Wenn Sie mit den geringen Mitteln, die es in Deutschland gibt, operieren oder mit der Selbstfesselung, die darin besteht, dass Sie mit vom Staat geförderten Mitteln gegen Hollywood angehen, dann wäre das Unsinn. Vor allem hat mich eins sehr bewegt: Fassbinder war tot, Herzog ist emigriert aus dem vordergründigen Krieg, mein Freund Reitz hat (die Fernsehfilmserie) Heimat 1 gemacht – wenn alle weggehen, warum soll ich dann bleiben? Gleichzeitig habe ich mir gesagt, es geht um eine Auseinandersetzung die breiter ist: es geht um Öffentlichkeit. Ich habe nie nur an Film, nur an Bücher gedacht, sondern ich bin ein Öffentlichkeitsmacher. Ich glaube, dass Öffentlichkeit für die Stabilisierung von menschlichen Erfahrungen lebensnotwendig ist.

Ich muss gegen Regeln verstoßen dürfen

www.aktuell.ru: Erreichen Sie denn mit Ihren sehr spät ausgestrahlten Sendungen „10 vor 11“, „News & Stories“ und „Prime-time/Spätausgabe“ ein Publikum?

Kluge: Wir haben sehr viele Zuschauer. Sie zappen am Abend zwischen ein und demselben hin und her und wenn plötzlich ein anderer Ton kommt, bleiben sie hängen. Das nennen wir eine Zapperfalle.

www.aktuell.ru: Haben Sie nie daran gedacht, zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu wechseln?

Kluge: Da habe ich einen Redakteur, einen Planwirtschaftler, vor mir sitzen. Der so wie eine Sowjetunion ohne Ideologie versucht, das Gute zu schaffen. So entsteht das Gute aber nicht in der Welt. Weder dokumentarisch, noch fiktional. Ich muss gegen Regeln verstoßen dürfen. Ich habe Sendungen, die sind, wenn Sie so wollen, Lügengeschichten. Gleichzeitig enthalten sie den Ausdruck von Wahrheit. Insofern ist gerade das Fernsehen die filmische Methode, Romane zu erzählen, Till Eulenspiegel und Münchhausen einzuführen. Das machen die öffentlich rechtlichen Sender nicht, weil sie zwischen Nachrichten, Dokumentation und Fernsehfilm eine Grenze errichten. Diese Einteilung gibt es doch in der Phantasie der Menschen nicht.

www.aktuell.ru: Es ist interessant, dass Sie als Anwalt sagen, dass Sie Regeln brechen müssen.

Kluge: Alle Kunst tut das. Sie müssen radikal sein. Sie müssen etwas wagen. Das ist es, was der Artist in der Zirkuskuppel tut. Das Wagnis – was künstlerisch fast unmöglich ist und trotzdem gelingt – das ist das, was Kunst ausmacht.


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