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12-10-2004 Kultur

Über die Schwierigkeiten der Diplomaten und Dolmetscher beim Übersetzen

Rede des Deutschen Gesandten in Moskau, Herrn von Mettenheim vom 11. Oktober 2004 zur Verleihung des Schukowskij-Preis


Mit meiner Berufsbezeichnung, der des Gesandten, verbindet sich eines der brilliantesten Wortspiele Otto von Bismarcks, das erahnen läßt, wie man Übersetzern schlaflose Nächte bereiten kann. Bei einem feierlichen Abendessen bemerkte er über einen am gleichen Tisch sitzenden Diplomaten: "Er ist ein Gesandter, aber kein Geschickter". Da stößt die Übersetzerkunst an ihre Grenzen.

Dennoch oder gerade deshalb ist meine Ehrfurcht vor der Leistung der Übersetzer tief.

Die Kaufleute unter uns übersetzen zwischen Angebot und Nachfrage. Machen sie einen Übersetzungsfehler, geht es ihnen im allgemeinen schlecht.

Auch Sie, die Kaufleute, haben deshalb zu Recht Ehrfurcht vor den Übersetzern und ich beglückwünsche den Verband der Deutschen Wirtschaft und insbesondere die Firmen, die den diesjährigen Preis gestiftet haben, daß sie in einem viel weiteren Sinne die gesellschaftliche und zwischenstaatlich friedensstiftende Bedeutung der Übersetzertätigkeit erkannt haben und danach handeln.

Auch die Politiker sind Übersetzer. Ihre Aufgabe ist die Übersetzung des Volkswillens in politisches Handeln. Demokratie wäre ohne diese Übersetzung ebensowenig möglich, wie es möglich ist, eine Landkarte im Maßstab 1:1 herzustellen. Politische Übersetzungsarbeit setzt politische Kommunikation voraus. Politische Kommunikation bedeutet, den Wählern Ziele, Notwendigkeiten und Grenzen politischen Handelns verständlich zu machen.

Komplexe politische Zusammenhänge in den Zeiten globaler Chancen und globaler Bedrohungen verständlich zu machen, ist in allen unseren Gesellschaften eine schwierige Aufgabe.

Auch dem Verwaltungsbeamten stellt sich die Übersetzungsfrage nicht viel anders als dem Übersetzer: Soll er dem Buchstaben folgen oder soll er die Vorschriften seinem Sinn nach anwenden? Beides ist richtig. Die Stärke des Deutschen Verwaltungssystems beruht zunächst einmal darauf, dass im Allgemeinen die Beamten Vorschriften buchstabengetreu anwenden.

Das ist ein hohes, gelegentlich unterschätztes Gut. Effizient und bürgernah wird Verwaltung aber erst dann, wenn Regelungen auf ihren Sinn abgeklopft werden. In der Botschaft Moskau stellt sich das Problem jeden Tag bei der Anwendung der Visavorschriften und meine Mitarbeiter geben sich große Mühe, beide Maximen miteinander in Einklang zu bringen.

In der Deutschen Rechtslehre gibt es sogar den Begriff der "korrigierenden Auslegung", die es ermöglicht, Lücken zu füllen oder offensichtlich sinnwidrige Vorschriften so auszulegen, daß sie Sinn machen. In der Literatur mag sich eine solche korrigierende Auslegung in der Regel verbieten, aber ich kann mir vorstellen, daß mancher Übersetzer mit der Versuchung zu kämpfen hat, eine solche Korrektur anzubringen, wenn er auf eine Schwachstelle stößt, - solche soll es auch in der großen Literatur geben.

Auch die Diplomatie übersetzt. Aufgabe einer Botschaft ist es u.a., Beweggründe und Bedingungen des eigenen politischen Handelns im Gastland verständlich zu machen und - umgekehrt - die Politik des Gastlandes in der Heimat zu erläutern. Beide Aufgaben sind nicht immer einfach. Deshalb werden wir so gut bezahlt.

In der Diplomatie, beim Dolmetschen, soll es früher vorgekommen sein, daß die Übersetzung dem Original überlegen war. Dolmetscher stellten in puncto Sachkenntnis und intellektuelle Präzision die Politiker öfter als man glauben sollte, in den Schatten. Heute ist das natürlich ganz anders.

Was uns, die Diplomaten, Kaufleute, Politiker von Ihnen, den Übersetzern trennt, ist eine Nuance: Wir sind Handwerker, Sie sind Künstler und es ist bedauerlich, daß Sie dafür relativ schlecht bezahlt werden.

Den Begriff der "Weltliteratur" hat es schon vor der Globalisierung gegeben. Gemeint war damit aber nicht, daß diese Literatur in aller Welt gelesen würde, sondern es war mehr ein Qualitätssiegel mit dem Inhalt: Dieses Werk ist so gut, daß es zum Besten gehört, was auf der Welt je geschrieben wurde.

Heute haben wir es mit Weltliteratur in einem anderen Sinn zu tun. Was andere Völker denken und fühlen, erfahren wir aus ihren Nationalliteraturen. Diese erschließen sich dank der Sprach-und Interpretationskunst der Übersetzer. Das Bild Rußlands als große Literaturnation hätte in Deutschland ohne die Übersetzung der großen russischen Werke in die Deutsche Sprache gar nicht entstehen können. Heute sind in Deutschland etwa 125.000 belletristische Titel auf dem Markt, davon sind 40% Übersetzungen. Wir holen auf diese Weise Welterfahrung ganz besonderer Art in den eigenen Kulturkreis.

Deshalb haben wir auch ein Interesse daran, unsere Literatur im Ausland zu verbreiten. Die Bundesregierung fördert Übersetzungen von Büchern aus dem Deutschen in fremde Sprachen mit nicht unerheblichen Mitteln. Dazu zählt auch das Programm "Schritte".

Die S. Fischer-Stiftung hat im Rahmen der deutsch-russischen Kulturbegegnungen ein Programm zur Übersetzung zeitgenössischer Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz initiiert. In acht russischen Verlagen werden 32 deutsche Romane zeitgenössischer Autoren übersetzt.

Kulturelle Kommunikation über die Grenzen hinweg ist nur möglich, wenn wir tüchtige und einfühlsame Übersetzer haben, und diesen Übersetzern für jedermann sichtbar Dank sagen dürfen für ihre Arbeit.

Wirklich bewerten kann diese Arbeiten nur die Jury.

Im Jahr der deutschen Kultur in Rußland, welch passenderen Zeitpunkt könnte es je geben, geht der Schukowskij-Preis an Nina Nikolajewna Fjodorowa, die vor allem für ihre Verdienste um die Entwicklung der Übersetzerkunst in Rußland geehrt wird.

Sie hat aus dem Deutschen, dem Schwedischen, dem Niederländischen, dem Englischen und aus der polnischen Sprache übersetzt. Ihre deutschsprachigen Autoren reichen von E.T.A. Hoffmann über Stifter, Hesse, Robert Walser, Dürrenmatt, Musil, Kafka bis zu Anna Seghers und Siegfried Lenz. Manche davon sind schon in der Ausgangssprache schwer zu lesen. Welche Leistung muß hinter der Übersetzung ins Russische stecken!

Im Jahr der deutschen Kultur in Rußland, welch passenderen Zeitpunkt könnte es je geben, wird zum ersten Mal und auf Anregung der Botschaft zusätzlich ein Nachwuchspreis verliehen, den Elisaweta Sokolowa erhält. Sie hat Gedichte von Gottfried Benn, von Ingeborg Bachmann und von vielen anderen übersetzt und ich brauche nicht zu betonen, daß sich im Bereich der Poesie ein Grundproblem verschärft stellt, nämlich das der Abwägung zwischen "Gutem Klang" und "Genauer Sinnwiedergabe", ein Problem, an dem die Diplomaten und die Politiker manchmal scheitern. Sie, Frau Sokolowa, haben es gemeistert.

Dem Verband der Deutschen Wirtschaft und den Stifterfirmen gilt der Dank der Bundesregierung dafür, daß es den Schukowskij-Preis gibt, der schon an der Grenze zur Tradition steht. Den Preisträgerinnen gilt ebenfalls Dank, aber auch Respekt und Bewunderung für ihr Werk. Sie haben einen großen und wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis zwischen unseren beiden Völkern geleistet.

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