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Hinter Gittern. Wer genug Geld hat, lebt gar nicht schlecht (Foto: Gawrilow/.rufo)
Mittwoch, 09.02.2005

Was kostet wieviel in russischer Untersuchungshaft

Von Alexej Dubatow, Moskau. Beim jüngsten Parteikongress lauschten die Nationalbolschewiken ergriffen einer Ansprache ihres Genossen Maxim Gromow, dessen Stimme „aus den Kerkern des Regimes“ kam. Da Aufnahmegeräte in russischen Gefängnissen verboten sind, hatte er ein Handy benutzt. Zwar sind Mobiltelefone auch untersagt, jeder Dritte hat dennoch eins.

Als Folge wurden in großen Moskauer Untersuchungsgefängnissen ab 1. Januar Störsender aufgestellt. Gefängniswärter schalten sie jedoch nur nachts ein, weil sie selbst am Tag auch telefonieren wollen. Der Aufwand war also für die Katz.

Für 1.000 Rubel (27,40 Euro) schmuggelt der Aufseher ein Handy in die Zelle. Wird es gefunden, ist der Gefangene es natürlich wieder los. Sonst gibt es keine Konsequenzen, sagen Nationalbolschewiken mit Knasterfahrung. Im schlimmsten Fall bekomme man vom Kontrolleur eine gewischt. Es gibt im Russischen ein Sprichwort, das sich in keiner anderen Sprache findet: „Vor Gefängnis und Bettelstab ist niemand sicher“. Das Interesse dafür, was sich hinter Gittern abspielt, ist deshalb groß.

Legale Lebensmittelpakete

Die erste, grobe Übersicht bekommt man an dem Schalter, wo einmal im Monat Lebensmittelpakete für Untersuchungshäftlinge angenommen werden. Eine Liste von zugelassenen Lebensmitteln klebt an der Wand. Tee und Zigaretten dürfen nur ohne Schachteln, in eine Tüte umgefüllt, übergeben werden. In manchen Gefängnissen werden die Glimmstengel entzweigebrochen, weil Drogen darin sein könnten. Aus diesem Grunde ist auch der Zucker tabu. Im Winter werden keine frischen Gurken und Tomaten angenommen, auch kein Salat und Salatöl.

Verkaufskiosk und Gefängnisladen

Die Gefängnisküche ist nicht für jeden. Aber wer Lust auf Kaviar hat, muss gut zahlen (Foto: rufo) Die Gefangenen sollen so animiert werden, vom Verkaufskiosk Gebrauch zu machen. Der „Kiosk“ ist in Wahrheit eine Liste am Eingang, nach der Angehörige draußen Waren für ihre Nächsten im Bau bestellen können. Sortiment und Preise sind von Fall zu Fall verschieden. Im Schnitt ist alles um die Hälfte teurer, als in der Freiheit. „Im Kiosk“ dürfen maximal 30 Kilogramm Lebensmittel monatlich gekauft werden. Die Käufe im „Laden“ (ebenfalls nur eine Bestellliste) werden dagegen nicht begrenzt. Der Untersuchungsgefangene kann sie selbst von einem Sonderkonto bezahlen.

Alles inklusive Kaviar, nur kein Wodka

Nach Angaben der Zeitschrift „Djengi“ (Geld) gibt es z.B. in Tula offiziell gegen Geld sogar Kaviar, nur keinen Alkohol. Der ist nur illegal zu haben. In der Warteschlange vor der Paketannahme werden Preise von 800 bis 1.000 Rubel pro Flasche Wodka genannt, das Zehnfache des normalen Preises. Den Alkohol- und Drogenhandel hat die „Bedienung“ in der Hand, die sich aus bereits abgeurteilten Gefangenen rekrutiert. Die „Bediensteten“ können sich fast ungehindert bewegen.

Häftlinge können sich sogar ein Mädchen wünschen

Bei www.aktuell.RU:
• Lettland: Museum wirft Besucher hinter Gitter (20.12.2004)
• Leutheusser-Schnarrenberger: Yukos-Fall politisch (19.11.2004)
• Funkstille im Gefängnis
• Georgien: Gefängnisstrafe für radikalen Priester (03.02.2005)
Der Häftling darf einen seiner Verwandten zweimal monatlich treffen, durch eine Glasscheibe getrennt und in Anwesenheit von Wachen. Die Verwandten müssen sich stundenlang anstellen, weil es in der Regel nur einen Wiedersehensraum gibt. Ein „informelles“ Treffen mit der eigenen Frau (dem eigenen Mann) ohne Zeugen kostet 200 bis 300 US-Dollar. In dem Raum für längere Rendezvous gibt es zwei Betten, eine Dusche und einen Gasherd. Für 1.000 Dollar kann man sich eine Prostituierte wünschen, deren Dienste natürlich extra bezahlt werden.

Bolnitschka als Verschnaufpause

Eine Möglichkeit, dem zermürbenden Gefängnisalltag für ein paar Wochen zu entrinnen, ist die „Bolnitschka“ (Krankenhäuschen), so im Unterweltslang genannt, weil es kein richtiges Krankenhaus ist. Es sind dieselben Zellen, die allerdings nicht überbelegt und sauber sind und mehrere Fenster haben. Die Verpflegung ist besser, es gibt täglich Fleisch und Butter. Man kann sich über einen längeren Aufenthalt dort mit den Ärzten einigen, auf Dollarbasis und auf die Gefahr hin, eine richtige Krankheit aufzugabeln.

Freilassung gegen Kaution für hohes Schmiergeld

Theoretisch gibt es auch in Russland die Freilassung gegen Kaution. Legal werde sie aber nie angewandt, sagt der bekannte Anwalt Igor Trunow, der unter anderem die Interessen von Opfern der Geiselnahme im Moskauer Musical-Theater vertrat. Um gegen Kaution freigelassen zu werden, muss man einen Anwalt finden, der den zuständigen Richter gut kennt und ihm ein Schmiergeld anbieten kann. Die Preisskala reicht von 1.000 bis zu 100.000 Dollar. Alles wird nur in der US-Währung bar abgewickelt.

Ersatz für fehlenden Rechtsstaat

Es gibt übrigens einen scheinbar widersinnigen Posten im illegalen Dienstleistungsangebot. Man zahlt einige tausend Dollar dafür, dass der Fall im Gericht vorgezogen wird – unabhängig vom Urteil. Einige Gefangene warten jahrelang auf den Prozess, und die Bedingugen im Untersuchungsgefängnis sind schlechter, als im Arbeitslager. Man sollte aber deshalb nicht die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Das illegale System ist eine Art Ausgleich für den fehlenden Rechtsstaat.

(adu/.rufo)


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