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04-09-2002 Politik

Rau in Moskau

Moskau. Er hat keine Kanzlerkompetenz und auch nicht den Glanz der Queen, aber wenn Bundespräsident Johannes Rau durch Moskau rollt, dann doch mit all den beeindruckenden Insignien der Macht, die das Kreml-Protokoll für die Staatsoberhäupter dieser Welt vorsieht.

Ein halbes Dutzend Weisse Mäuse vorneweg. Dahinter drei der schweren schwarzen SIL-Strassenkreuzer für KPdSU-Generalsekretäre. Ein halbes Dutzend hochgetunter Kleinbusse und Jeeps der schwerbewaffneten Männer mit dem Knopf im Ohr.


Ein weiteres Dutzend sonstiger Begleitfahrzeuge mit Journalisten, Botschaftsangehörigen, Bundespresseamt, Präsidentenapparat, Diplomaten und Geheimdienstlern. Wo die endlose Kolonne durch Moskau prescht, sperren Streifenwagen die Zufahrten aus den Seitenstrassen, pfeifen Milizionäre unachtsame Fussgänger zurück. Aber die Moskauer sind es gewohnt.

Rau stört den Alltagsverkehr auch kaum mehr, als andere Staatsgäste. Und in den russischen Medien fällt er fast gar nicht auf. In den Fernseh- und Radionachrichten kommt er auf Platz fünf, wenn überhaupt. In den Zeitungen auf den Innenseiten, wenn überhaupt. Denn soviel wissen die Russen natürlich über Deutschland, dass da der Kanzler die Richtlinien der Politik macht und nicht der Präsident. Drum hat sich ja auch Wladimir Putin in den letzten Jahren schon 14 Mal mit Gerhard Schröder getroffen und erst zweimal mit Johannes Rau, der in Russland noch unbekannter ist, als in Deutschland der amtierende russische Duma-Vorsitzende.

Überhaupt, so witzelt ein Moskauer Beobachter, sei dies ein Qualitätszeichen für einen demokratischen Staat: Wenn man zwar das Land bestens kennt, aber den Präsidenten nicht zu nennen weiss, dann sei das – frei nach Lenin - ein Beleg für das fortgeschrittene Absterben des Staates als solchem. Aber da Johannes Rau nun mal offiziell Deutschland und die Kanzler-Partei repräsentiert, wird ihm vom Kreml auch die Reverenz erwiesen, wie es sich gehört.

Wladimir Putin korrigiert sich schnell, als er auf der gemeinsamen Pressekonferenz im prächtigen Kremlsaal Rau beinahe aus Versehen als „Federalnyj Kanzler“ apostrophiert hätte. Und als russische Journalisten von Johannes Rau erfahren wollen, wie denn der freie Zugang zum Gebiet Kaliningrad geregelt werden könnte, obwohl dies sicher nicht in seine Kompetenz fällt, nimmt Putin seinen Gast schnell in Schutz.

Mit diesem Thema möge man Rau nicht quälen, bittet Putin – und nimmt aber sogleich selbst die Gelegenheit wahr, wieder einmal anzuregen, die russische Exklave Kaliningrad durch einen Korridor über EU-Gebiet an Russland anzubinden wie einst Berlin an das Bundesgebiet. Und er dankt Rau dafür, dass dieser sich trotz des Bundestagswahlkampfes die Zeit zum Moskau-Besuch genommen habe. Ein Dank mit leichtem Unterton, denn Putin deutet gleich danach vorsichtig an, dass er auch mit einem anderen Kanzler leben könnte, wenn er denn müsste. Die deutsch-russischen Beziehungen, sagt Putin, seien stabil und pragmatisch. Es gebe keine alten Probleme mehr.

Wir haben alle wichtigen Fragen besprochen, resümiert später Johannes Rau. Gelegenheit dazu gab es reichlich: beim gemütlichen privaten Abendessen auf dem Landhaus des Präsidenten in der neureichen Villen- und Datschengegend vor den Toren der Stadt gleich nach der Ankunft, das sich bis spät in die Nacht hinzog. Beim Vier-Augen-Gespräch im Kreml am darauffolgenden Morgen. Oder auch beim offiziellen Abendessen im Festsaal des Kremls.

Nicht nur die Chemie zwischen den Staatsoberhäuptern stimmt, sagt Rau, sondern auch die deutsch-russischen Beziehungen sind so gut wie viele Jahre lang nicht. Um 80 Prozent sei der deutsch-russische Warenaustausch alleine im vergangenen Jahr angewachsen. Und so diente denn der Beziehungspflege und der Zukunftssicherung auch das Gespräch Raus mit zwanzig russischen Jungmanagern, die ein Stipendium der Carl-Dulsberg-Gesellschaft genossen hatten, sein Treffen mit deutschen und russischen Unternehmern oder seine Rede vor Studenten an der Moskauer Diplomatenschule MGIMO.

Moskau sei doch eine der faszinierendsten Städte der Welt, meint Rau schliesslich vor den Teilnehmern der „Potsdamer Begegnungen“, bei denen – unter Raus Schirmherrschaft, organisiert vom Berliner Deutsch-Russischen-Forum im Moskauer Daimler-Haus – Architekten, Künstler und Kunsthistoriker über „Urbane Kulturen und globale Trends in Moskau und Berlin“ diskutierten. Vom neuen Paris oder neuen London rede niemand, sagt Rau. Der Begriff vom neuen Moskau und vom neuen Berlin gehe hingegen leicht von den Lippen.

Er wäre gerne noch einen Tag länger geblieben, um ohne Protokoll und Staatskarossen Gespür und Geschmack für Moskau und seine Menschen zu entwickeln, bekannte Johannes Rau.

Gisbert Mrozek

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