Mittwoch, 20.04.2005
Kaliningrader Häfen: Keine Ost-West-DrehscheibeKaliningrad. Seit langem träumen Kaliningrader Politiker davon, die Häfen der Ostseeexklave zum wichtigen Umschlagplatz zwischen Russland und den EU-Ländern zu machen. Doch davon kann bislang keine Rede sein.
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„Hamburg - Lübeck - Kaliningrad - Brücke zwischen Russland und der EU“ hieß eine deutsch-russische Konferenz, die heute in Kaliningrad stattfand. Vertreter der Häfen in Lübeck, Kiel, Hamburg und Kaliningrad, sowie Wirtschaftspolitiker und Wissenschaftler beider Seiten waren zusammengekommen, um über die Entwicklung und Intensivierung der bilateralen Zusammenarbeit im Schiffsverkehr zu beraten.
Wiederholt wurde dabei Kaliningrads großartiges Potential für den Schiffsverkehr auf der Ostsee hervorgehoben, auch von innovativen Lösungen für Transport und Logistik und internationalen Güterströmen via Kaliningrad war die Rede. Doch noch zeichnet die Realität ein anderes Bild. Umfang und Qualität der vorhandenen Kaliningrader Hafeninfrastruktur sind immer noch ungenügend. Die Umschlagsleistungen bleiben weit hinter denen der Nachbarhäfen Gdansk (Polen) und Klaipeda (Litauen) zurück.
Einzige internationale Fährlinie führt nach Lübeck
Im internationalen Fährverkehr verbindet gegenwärtig eine einzige Linie das Kaliningrader Gebiet regelmäßig mit einem Ostsee-Nachbarn: Seit 2003 läuft die Reederei „TransRussia Express“ auf ihrem Weg zwischen Lübeck und Petersburg auch Baltijsk, den einzigen Kaliningrader Hafen an der offenen Ostsee, an.
Die Aufnahme einer Eisenbahn-Ro-Ro-Fährverbindung zwischen Ust-Luga im Nord-Westen Russlands und dem Fährhafen Sassnitz auf Rügen via Baltijsk ist zwar für Dezember 2005 angekündigt. Die Gespräche zwischen der Sassnitzer Hafenverwaltung, der Ust-Luga Company, dem Reederei-Konsortium sowie der deutschen und russischen Eisenbahngesellschaft sind jedoch noch nicht abgeschlossen.
Interessenbekundungen der Skandinavier
Ansonsten gibt es lediglich Interessenbekundungen. So weilten Vertreter der schwedischen Reederei „Stena Line“ Anfang Februar zu ersten Sondierungsgesprächen über eine Frachtverbindung im Kaliningrader Gebiet. Konkretes wurde nicht vereinbart. Die Einrichtung einer regelmäßigen Güterfähre zwischen Dänemark und Kaliningrad steckt ebenfalls noch in der Ideenphase.
Viel Zeit verloren
Geht es nach den Verantwortlichen in Kaliningrad, so soll sich vor allem der Ostseehafen Baltijsk in den kommenden Jahren zu einem wichtigen Umschlagplatz im Ost-West-Güterverkehr entwickeln. Doch im andauernden Streit zwischen der Militärführung (Baltijsk ist Hauptstützpunkt der Baltischen Flotte) und Politikern über die zivile Nutzung des Militärhafens ging viel Zeit verloren, erst vor kurzem wurde mit dem Umbau des Frachtterminals und dem Bau einer angemessenen Straßen- und Eisenbahnanbindung an das Hinterland begonnen.
Die Konkurrenz in den Nachbarländern Polen und Litauen hat indes die vergangenen Jahre genutzt, um ihre Hafenanlagen zu modernisieren und dadurch Güterströme auf ihre Standorte umzuleiten. Für die Kaliningrader Häfen wird es schwer werden, diesen Rückstand aufzuholen.
(jm/.rufo)
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