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Aussenminister Lawrow: Kettenraucher und Diplomat
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Moskau. Als er noch UN-Botschafter war, beschwerte er sich über das Rauchverbot, das Generalsekretär Kofi Annan im UN-Gebäude verhängt hatte. Der Generalsekretär könne seine Mitarbeiter herumkommandieren, aber nicht die Diplomaten der UN-Staaten. Annan sei nur deren Angestellter, ereiferte sich Lawrow – und weigerte sich, aufs Rauchen zu verzichten.
Genau ein Jahr danach wird sich der notorische Raucher, den sich niemand ohne Zigarette vorstellen kann, über Rauchverbote im Zuckerbäckerbau am Moskauer Smolensker Platz ärgern müssen. Die Staatsduma verbot per Gesetz ab 1.Januar das Rauchen in russischen Diensträumen. In der Zwischenzeit hatte Sergej Lawrow seinen Vorgesetzten Igor Iwanow als russischen Außenminister abgelöst.
Versagen des Vorgängers oder Kremlintrige?
Ob die Entlassung Iwanows und seine Beförderung zum Sekretär des Sicherheitsrates, der als Abstellgleis gilt, wirklich eine Folge seiner missglückten russischen Georgien-Politik war, dürfte bezweifelt werden. Eher trifft die Vermutung zu, dass es sich bei dem Kaderkarussell um kremlinterne Intrigen handelte.
Putin reagiert allergisch, wenn seine hohen Beamten übermütig oder zu selbständlich werden. Dies könnten Widersacher Iwanows genutzt haben. Eine andere sinnvolle Erklärung für den Wechsel gibt es kaum, denn es wurde ein brillanter Karrierediplomat durch einen ebensolchen ersetzt.
Nach seiner Amtsübernahme im vergangenen März sagte Lawrow vor Journalisten, er sei für Kontinuität. Es werde keine Kursänderung geben.
Karrierediplomat
Der heute 54jährige Sergej Viktorowitsch Lawrow absolvierte 1972 die privilegierte Moskauer Diplomatenhochschule, was ihm allein schon einen Platz in der Sowjetnomenklatura sicherte. Er begann als Mitarbeiter in der drittrangigen Sowjetbotschaft in Sri Lanka, wurde erster Sekretär und dann Botschaftsrat in der russischen UNO-Vertretung in New York.
1994 wurde er russischer Vize-Außenminister und anschließend UNO-Botschafter, für die meisten seiner Diplomatenkollegen die Spitze der Berufslaufbahn.
Kuriose und schillernde Figur
Der joviale Raucher ist eine schillernde Persönlichkeit. Der Außenminister spricht englisch, französisch und singalesich. Er ist als Amateurliedermacher nicht unbegabt und singt gern selbst zur Gitarre. Die Hymne seiner Alma Mater, der Moskauer Diplomatenhochschule stammt von ihm. Sportlich ist er auch: Im Sommerurlaub lässt er sich zusammen mit alten Feunden auf einem Floss einen Bergstrom von den Fluten abwärts treiben.
Wer sich vorwagt, wird gefeuert
Nur eins ist er nicht: selbständig. Sein jüngstes „kühnes“ Angebot, zwei russische Kurileninseln den Japanern zurückzugeben, löste einen regelrechten Sturm im russischen Fernen Osten und in Japan aus. Schließlich musste Präsident Wladimir Putin zugeben, Lawrows „Alleingang“ sei mit ihm abgesprochen worden. Dasselbe trifft mit Sicherheit für harte Irak-Erklärungen des russischen Außenministers und ganz besonders für seine Äußerungen über die Ukraine-Krise zu.
Die russische Außenpolitik wird einzig und allein von der Nummer Eins im Staat bestimmt, ganz gleich, ob sich diese Generalssekretär oder Präsident nennt. Für Putin trifft dieser alte Grundsatz erst recht zu. Sollte sich Lawrow einmal zu weit vorwagen, ist er die längste Zeit Außenminister gewesen. Aber das ist für Diplomaten wie Lawrow so gut wie ausgeschlossen.
(adu/.rufo)
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