St. Petersburg. In nächster Zeit könnte es zu einer neuen Welle von Entschädigungszahlungen an russische NS-Opfer kommen. Nachdem die Stiftung „Verstehen und Versöhnung“ den auf finnischem Gebiet internierten russischen KZ-Häftlingen die Kompensation verweigert hat, wollen die Karelier in Helsinki gegen die finnische Regierung vor Gericht ziehen. In Karelien hatte es im Zweiten Weltkrieg 13 KZ gegeben. Deutschland fühlt sich dafür nicht verantwortlich, Finnland verweist auf die längst erfüllten Klauseln des Friedensvertrags von 1944.
Der karelische Verband ehemaliger KZ-Häftlinge hatte sich zunächst mit der Bitte an die Bundesregierung gewandt, die Entschädigungszahlungen für ehemals in Deutschland internierte Zwangsarbeiter auch auf die Häftlinge der finnischen Lager auszuweiten. Doch die Stiftung „Verstehen und Versöhnung“, die die Zahlungen in Russland tätigt, erteilte dem Verein (wenn auch mit Bedauern) eine Abfuhr. Die Begründung lautete, Deutschland sei nicht verantwortlich für die Handlungen seiner ehemaligen Verbündeten. Und es gäbe keine Dokumente, aus denen hervorgeht, dass die finnischen Lager auf deutschen Befehl errichtet worden waren.
Jetzt wollen die Karelier die finnische Regierung auf die Zahlung von Entschädigungen verklagen. Zunächst wird eine Einzelforderung nach 7.500 Euro erfolgen, um einen Präzedenzfall zu schaffen. Sollte der Klage stattgegeben werden, könnten nicht nur die 5.500 karelischen NS-Opfer mit einer Entschädigung rechnen, sondern auch Tausende weitere ehemalige Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge, die bei deutschen Verbündeten wie Italien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Kroatien einsaßen.
Finnland weist die Forderungen der Naziopfer brüsk zurück. Die finnische Botschaft in Moskau erklärte der Tageszeitung „Iswestija“, der Friedensvertrag von 1944 hätte alle von Seiten Finnlands gegenüber der UdSSR zu leistenden Kompensationen geregelt und Finnland hätte alle Verpflichtungen erfüllt. Von Zahlungen an die Opfer der „so genannten Konzentrationslager“ sei 1944 nicht die Rede gewesen. Wenn Russland aber auf dieses Thema zurückkommen wolle, müsse wohl oder übel die territoriale Frage neu diskutiert werden. Und daran sei der große Nachbar sicher wenig interessiert. (sb/.rufo)
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