Großinvestitionen und Börsengang sollen die Bahn voranbringen (Foto: RZD)
Freitag, 26.10.2007
Russische Eisenbahn sieht sich auf dem richtigen Weg
Moskau. Auf dem 1. Russischen Eisenbahnerkongress stellte die Eisenbahn AG, RZD, ihre Strategie für die nächsten 25 Jahre vor. 400 Mrd. Euro Investitionen und ein möglicher Börsengang standen im Mittelpunkt der Diskussion.
Erstmals kündigte Bahnchef Wladimir Jakunin die Möglichkeit eines teilweisen Börsengangs für das Staatsunternehmen an. „Ich schätze, dass perspektivisch für den Bau neuer Strecken die Frage nach einem Verkauf eines Teils der RZD-Aktien an der Börse diskutiert wird“, sagte Jakunin. Ein solcher IPO sei allerdings frühestens 2010 möglich, wenn die Reform abgeschlossen sei, schränkte der Bahn-Präsident ein.
Börsengang der Deutschen Bahn als Vorbild
Ob diese Idee sich durchsetzt, hängt auch von dem Erfolg bei der geplanten Teilprivatisierung der Deutschen Bahn AG ab. Zudem soll der russische Staat die absolute Kontrolle über die Infrastruktur der Eisenbahn behalten, betonte Jakunin.
Andrej Kostin, Vorsitzender der mehrheitlich staatseigenen VTB und gleichzeitig im Vorstand der RZD, schätzt die möglichen Einnahmen eines Teil-IPOs auf 300 Mrd. Rubel (8,5 Mrd. Euro). Dazu müsste das Unternehmen 20 Prozent seiner Aktien privatisieren, erklärte Kostin.
Freilich sind selbst diese Einnahmen nicht ausreichend, um das ambitionierte Modernisierungsprogramm der Bahn zu finanzieren. Insgesamt sollen bis zum Jahr 2030 umgerechnet knapp 400 Mrd. Euro in die Entwicklung der RZD investiert werden. Ein Teil der Gelder wird der russische Staat beisteuern, Präsident Wladimir Putin forderte auf dem zweitägigen Eisenbahnerkongress vor etwa 4.000 Delegierten aber auch private Investoren auf, sich zu engagieren.
Dabei wird das Modernisierungsprogramm in zwei Etappen verlaufen. Zunächst soll bis 2015 der veraltete Fuhrpark erneuert und die Engstellen im russischen Streckennetz beseitigt werden. Zudem ist eine stärkere Integrierung in das Eurasische Transportsystem geplant, d.h. der Ausbau der Transportkorridore wird weiter vorangetrieben.
Erweiterung des Schienennetzes, Ausbau von Schnellstrecken
Ab 2015 ist dann eine Erweiterung des Schienennetzes vorgesehen. Bis zu 20.000 Kilometern sollen neu gebaut werden. Unter anderem sollen die russischen Teilrepubliken Altai und Tuwa, das Fernostgebiet Magadan und der rohstoffreiche Autonome Kreis der Nenzen in Nordrussland erschlossen werden. Allein dafür werden Schätzungen der Bahn zufolge 4,2 Billionen Rubel (120 Mrd. Euro) nötig sein.
Darüber hinaus will die Bahn mit Hilfe neuer Technologien Schnellstrecken schaffen, um Güter- und Personenverkehr zu beschleunigen. Neben der Prestigestrecke Moskau – St. Petersburg sind das perspektivisch auch die Verbindungen von der russischen Hauptstadt in den Ural und nach Süden Richtung Rostow, Krasnodar und Sotschi im Kaukasus.
Mit all diesen Investitionen will die Bahn ihre Wettbewerbsposition ausbauen. Nach Angaben Jakunins soll der Passagierverkehr um 30 Prozent zulegen, der Güterverkehr sogar um 70 Prozent steigen.
(ab/.rufo/Moskau)
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