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Der am Anschlagsort gefundene Ausweis der 30 Jahre alten Attentäterin (Foto: GUWD)
Der am Anschlagsort gefundene Ausweis der 30 Jahre alten Attentäterin (Foto: GUWD)
Dienstag, 22.10.2013

Wolgograder Terrorakt: War Moskau das Ziel der Attentäter?

Moskau. In Moskau sind die Polizeikontrollen nach dem Terroranschlag von Wolgograd verstärkt worden. Gefahndet wird nach drei möglichen Hintermännern. Die Attentäterin hatte eine Fahrkarte nach Moskau gelöst.

Einen Tag nach dem Sprengstoffanschlag einer Selbstmordattentäterin auf einen Linienbus in Wolgograd gibt es erste Erkenntnisse über die Vorbereitug der Tat: Die 30 Jahre alte Attentäterin Naida Asijalowa war demnach erst eine Stunde vor der Explosion in Wolgograd angekommen. Sie hatte in einem Überlandbus aus Machatschkala gesessen, der nach Moskau unterwegs war.

Nach Zeugenaussagen stieg sie relativ unvermittelt am Stadtrand von Wolgograd aus. Dann muss sie ins Stadtzentrum zurückgefahren sein, wo sie mehrfach gesehen wurde.

Mit Kopftuch, Gipsarm und Bombe unterwegs


Asijalowa war im Bus unter anderem dadurch aufgefallen, dass sie wie strenggläubige Mosleminnen ein Kopftuch trug. Außerdem schien ein Arm eingegipst gewesen zu sein. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die Frau bereits vor der Abfahrt in Dagestan in eine lebende Bombe verwandelt wurde.

Bei Russland-Aktuell
• Terroranschlag in Wolgograd: Linienbus gesprengt (21.10.2013)
• Airport-artige Sicherheitskontrollen für Bahnreisende (01.04.2013)
• Russland Geschichte: Terrorakt zerfetzt Flugzeuge (24.08.2013)
• Dagestan: 13 Tote und 90 Verletzte bei Doppelanschlag (04.05.2012)
• Selbstmordattentäter sprengt sich – und sonst niemanden (12.07.2011)
Da bekannt ist, dass die Attentäterin eine Fahrkarte bis Moskau gelöst hatte, schließt die Polizei jetzt nicht aus, dass eigentlich die Hauptstadt und nicht Wolgograd das Ziel des Anschlags gewesen war.

Was zu einer plötzlichen Änderung der Anschlagspläne geführt haben könnte, ist momentan Gegenstand von Spekulationen: Möglicherweise wollte die Attentäterin nicht mehr sterben – und versuchte, sich auf der Durchreise in Wolgograd abzusetzen. In diesem Fall wurde die Explosion vielleicht auch nicht von ihr, sondern per Fernzündung von Komplizen ausgelöst, die sie beobachteten.

Männer-Trio wird als Drahtzieher verdächtigt


Jedenfalls bekam die Moskauer Polizei inzwischen drei Fahndungsbilder von mutmaßlichen Hintermännern des Anschlags geliefert. Nach den Männern wird jetzt bei verschärften Fahrzeugkontrollen am Moskauer Stadtrand sowie bei Personenkontrollen an den Bahnhöfen Ausschau gehalten.

Dabei handelt es sich unter anderem um Dmitri Sokolow, den Lebensgefährten der Attentäterin. Der Moskauer Student war zum Islam übergetreten und vor etwa einem Jahr mit seiner Partnerin spurlos verschwunden. Seine Angehörigen hatten seither nach ihm gesucht – unter anderem mit Hilfe einer Fernsehsendung, bei der versucht wird, Vermisste aufzuspüren.

Sokolow hatte sich allerdings schon zuvor gelegentlich für länger abgesetzt – danach erfuhren seine Verwandten, dass er in Dagestan gewesen sei. Die beiden anderen Terrorverdächtigen sind gebürtige Dagestaner, Ruslan Kasanbijew und Kurbat Omarow.

30 Verletzte noch in ärztlicher Behandlung


Bei dem Anschlag auf einen vor allem mit Studenten voll besetzten Linienbus sind gestern sechs Menschen zwischen 17 und 30 Jahren getötet worden. 30 Personen kamen mit zum Teil schwersten Verletzungen in Krankenhäuser. Weitere zehn Insassen des Busses wurden ambulant behandelt.

Vier schwer verletzte Opfer des Anschlags wurden inzwischen mit einem Sanitätsflugzeug in Moskauer Kliniken verlegt.



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