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Tausche einen Eimer Bier gegen mein Hemdchen - so das Drehbuch bei diesem Moskauer Pro-Medwedew-Happening (Foto: ridus-news.lj.ru)
Tausche einen Eimer Bier gegen mein Hemdchen - so das Drehbuch bei diesem Moskauer Pro-Medwedew-Happening (Foto: ridus-news.lj.ru)
Freitag, 05.08.2011

„Bier oder wir“ - Erotischer Wahlkampf in Moskau

Moskau. Autowäsche im Bikini, Stripshow gegen Bier - mit nackter Haut werben schöne Russinnen für Präsident Medwedew und Regierungschef Putin. Das Ganze ist eher peinlich – vielleicht sogar von Tandem-Gegner initiiert?

Mit viel nackter Haut läuten Anhängerinnen von Präsident Dmitri Medwedew und Regierungschef Wladimir Putin in Russland die heiße Phase des Superwahljahres ein. Autowaschen in knappen Höschen und engen T-Shirts oder eine Strip-Show im Gegenzug für weggekipptes Bier - unter großem Medieninteresse ringen „Medwedew-Girls“ und „Putin-Armee“ in Moskau um Aufmerksamkeit.

Die nackten Tatsachen gelten als Teil des Wahlkampfs vor der Duma-Wahl im Dezember und der Präsidentenwahl im nächsten März. Medwedew und Putin haben noch immer nicht bekanntgegeben, wer dabei von ihnen antritt.

Bein zeigen für den Lieblingspolitiker


Allerdings sind die Putin-Unterstützer deutlich umtriebiger als die Medwedew-Fans - aber beide Gruppen vergleichsweise sittenstreng gegenüber der ukrainischen Frauen-Initiative "Femen", die mit provokanten barbusigen Happenings den Polit-Strip in den GUS-Staaten erfunden hat.

Bei Russland-Aktuell
• Umfrage: Neues Vertrauenstief für Medwedew und Putin (28.07.2011)
• Putin will 2012 Säuberung – oder nur einen Waschtag? (30.06.2011)
• Zwei-Parteiensystem für Russland: Opposition ist Mist (27.06.2011)
• Umfrage: Die meisten Russen sind politikmüde (23.06.2011)
• ER-Parteitag Anfang September – mit Kandidatenkür? (16.06.2011)
«Wir würden alles für Präsident Medwedew tun», sagt Anna Sirotkina. Die junge Frau - Anfang 20, schlank, lange Beine, blonde Haare - ist ein «Medwedew-Girl». Die Gruppe hat sich in einem sozialen Netzwerk im Internet gegründet.

Wohl das Werk von "Polit-Technologen"


Wer hinter den schönen Russinnen steckt, ist nicht bekannt. Es sei eine private Initiative, behauptet Anna. Und ein Regierungssprecher wiegelt ab, Putin habe mit der weiblichen «Armee», die seinen Namen trägt, nichts zu schaffen.

Doch Beobachter glauben, dass die Aktionen mit dem Segen des Kreml oder des Regierungssitzes über die Bühne gehen. Mehrere tausend Euro stehen laut Medienberichten zur Verfügung. In einem Internetclip wirbt die «Putin-Armee» für eine Kandidatur des Regierungschefs.

«Was würdest du für deinen Präsidenten tun», fragt die hübsche Diana - und reißt sich ihr T-Shirt vom Leib. «Das Video ist das Werk von Profis», urteilt der Blogger Rustam Agadamow. «Es ist offensichtlich, dass solche Dinge nicht ohne Genehmigung der Obrigkeit geschehen.»

Trotz der Losung "Bier oder wir" behielten diese Damen ihre T-Shirts lieber an (Foto: ridus-news.lj.ru)
Trotz der Losung "Bier oder wir" behielten diese Damen ihre T-Shirts lieber an (Foto: ridus-news.lj.ru)

Bikini-Schönheiten zeigen sich für Bier-Opfer


«Wähle: Bier oder wir» lautet das Motto der «Medwedew-Girls». Junge Männer schütten in dem offensichtlich inszenierten Akt ihr Bier in einen Eimer - dafür zogen sich Anna und zwei Mitstreiterinnen unter dem Klicken von Fotoapparaten gestern mitten in Moskau aus. Unter T-Shirt und Hotpants trugen sie aber Bikini - und der fiel nicht.

«Medwedew ist ein guter Mann, wohlgebaut, ein Manager», schwärmt Anna. Die meisten Russinnen aber halten den Präsidenten im Gegensatz zu Putin, der sich gern als Macho inszeniert, für einen Weichling.

Mit ihrem Striptease interruptus werben die jungen Frauen angeblich für ein neues Gesetz, das künftig Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit sowie den Bierverkauf an Kiosken verbietet. «Medwedew verfolgt eine richtige Politik», sagt Anna.

Die Putin-Mädels haben Vorsprung


Die Medwedew-Groupies sind spät dran. Denn bereits seit Wochen rollt die Unterstützerwelle für Putin in bedeutend stärkerem Maße. Viele Polit-Beobachter in Moskau sehen darin ein klares Zeichen, dass damit die Weichen für eine Rückkehr Putins in den Kreml 2012 gestellt werden.

Bei Russland-Aktuell
• Sunday Times: Der Präsidentenkandidat heißt Putin (23.05.2011)
• Geschasster Kreml-Berater wundert sich über Belobigung (11.05.2011)
• Das Tandem und die Wahlen – Gerüchte und Realität (23.04.2011)
• Des Volkes Stimme: Uneinig, wie das Tandem selbst (14.04.2011)
• Medwedew-Berater: Präsident Putin bedeutet Stagnation (05.04.2011)
Zunächst wurde der Ministerpräsident in einem Internetcomic als Superheld gezeichnet, der Russland vor Terroristen und Querulanten rettet. Nun ist der Ex-Kremlchef auch Hauptfigur in einem Internetspiel.

In «Like Putin» (Wie Putin) schlüpft der Spieler in die Rolle des Ministerpräsidenten: Putin löscht Waldbrände, Putin holt die Fußball-Weltmeisterschaft und die Olympischen Winterspiele nach Russland - und Putin verprügelt Terroristen. Der Titel stammt von einem bekannten Popsong: Darin wünscht sich die Sängerin einen Mann «wie Putin».

Beim russischen Bier-Strip geht es vor allem um schöne Bilder für die Medien (Foto: ridus-news-lj.ru)
Beim russischen Bier-Strip geht es vor allem um schöne Bilder für die Medien (Foto: ridus-news-lj.ru)

Opposition und Verklemmte sind nicht entzückt


Bereits im vergangenen Jahr gratulierten Studentinnen dem Regierungschef mit einem erotischen Kalender zum Geburtstag. Der Wahlkampf ohne Tabus stößt aber nicht bei allen auf Gegenliebe: Zu sexistisch, kritisieren viele konservative Russen. Mit Rufen wie «Russland, Titten, Putin», störten Gegnerinnen eine Aktion.

Alles möglich: Handelt es sich um Anti-Werbung von Tandem-Gegnern?


Einige Politologen glauben sogar, dass Gegner Putins oder Medwedews die hübschen Frauen angeheuert haben. «Junge Leute lassen sich mit Sex als Werbung nicht anlocken, und viele traditionelle Unterstützer werden abgeschreckt», sagt Andrej Muchin vom Zentrum für Politische Informationen in Moskau.

Die nächste Aktion planen die Aktivisten-Fans des Führungstandems jedenfalls gemeinsam: Auf Tandem-Fahrrädern wollen sie vom Kreml zum Regierungssitz fahren.

(Benedikt von Imhoff, dpa)


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