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Gruschin-Festival (Foto: Chworostow/.rufo)
Gruschin-Festival (Foto: Chworostow/.rufo)
Donnerstag, 10.07.2003

Woodstock an der Wolga

Von Karsten Packeiser, Samara. Auch als die Sonne schon längst hinter den Gipfeln der Schiguli-Berge verschwunden ist, wird der endlos erscheinende Strom von Menschen nicht kleiner, der sich den steilen Abhang hinunter zum Wolgaufer zieht. Die Strahlen der Taschenlampen schneiden Löcher in die vom Rauch Tausender Lagerfeuer vernebelte Luft. Das Gruschin-Festival, das alljährliche Woodstock der russischen Liedermacher, tritt in seine heiße Phase.

„Nach Mitternacht gibt es die besten Auftritte“, weiß Programm-Koordinator Boris Jessipow aus langjähriger Erfahrung. Vor der Bühne Nummer vier ist kaum ein Sitzplatz auf dem Rasen frei. Alleine oder eng an Freund oder Freundin geschmiegt lauschen die Zuhörer den besten Interpreten vergangener Festivals. Die singen - Solo oder im Duett - selbst Komponiertes oder Evergreens der von ganz Russland verehrten Barden Bulat Okudschawa oder Wladimir Wyssozki.

In der Zeltstadt (Foto: Packeiser/.rufo)
In der Zeltstadt (Foto: Packeiser/.rufo)
Erst am nächsten Morgen gibt es eine kleine Pause. Als es längst hell ist, fragt die letzte Sängerin: „Sind noch nicht alle eingeschlafen?“ Dann singt sie mit makelloser Stimme traurige Balladen über ihre Heimatstadt Kaliningrad, die Brandung an der Ostsee und eine unerwiderte Liebe. Am Fuße der romantischen Schiguli-Berge, dort, wo die Wolga 1.000 Kilometer östlich von Moskau am schönsten ist, trafen sich Waleri Gruschins Freunde 1968 zum ersten Mal. Der Student Gruschin war im Jahr zuvor bei dem Versuch umgekommen, zwei Kinder aus einem Fluss zu retten, deren Boot gekentert war. Bald versammelten sich zu den nun jährlich vom kommunistischen Jugendverband Komsomol organisierten Treffen Tausende Camper mit ihren Gitarren. Für viele der heute bekannten russischen Liedermacher begann die Karriere noch zu Sowjetzeiten am Wolgastrand.

Anfang der 80er Jahre wurde das Festival bis zum Beginn der Perestroika verboten. „Die Mächtigen bekamen Angst“, erinnert sich Boris Kejlman, als Chef des Waleri-Gruschin-Clubs einer der Hauptorganisatoren des Festivals. „Es kamen immer mehr Menschen und kein Zensor kontrollierte ihre Texte.“

(Foto: Packeiser/.rufo)
(Foto: Packeiser/.rufo)
Inzwischen ist das Gruschin-Festival eine Veranstaltung der Superlative. Die Zeltlager der bis zu 200.000 Besucher breiten sich über etliche Kilometer am linken Wolgaufer aus. Über 700 Polizisten und Kämpfer der Sonderpolizei OMON sorgen für Ordnung. Für einige Tage werden auf der zentralen Wiese Erste-Hilfe-Stationen, Fernmeldeämter und sogar eine eigene Ausländerbehörde eingerichtet, damit sich die ausländischen Besucher ordnungsgemäß registrieren lassen können. Noch anderthalb Monate nach dem Festival sind die Organisatoren damit beschäftigt, den Müll auf dem Gelände zu entfernen.

Fliegende Händler versorgen die Gäste mit Mineralwasser und halbgarem Schaschlik, Gitarren, Zelten und Isomatten. Hare-Krishna-Jünger ziehen in Jesus-Latschen über die Festwiese und werben neue Anhänger. Orthodoxe Jugendclubs veranstalten nächtliche Prozessionen. Die Taschendiebe der Region machen das Geschäft des Jahres. Über den Zeltlagern wehen je nach ideologischer Ausrichtung ihrer Bewohner die Flaggen des russischen Zarenreiches, weiße Fahnen mit grünem Hanfblatt oder rote Banner mit Hammer und Sichel.

Viele junge Leute - vor allem aus der näheren Umgebung - reisen nur an, um sich einmal fern der Eltern zu betrinken. „Eigentlich bin ich ein ganz normaler Mensch“, grölt ein junger Mann in schwarzer Lederjacke, der es bereits bei der Ankunft nur noch mit fremder Hilfe aus dem Vorortzug schafft, „aber einmal im Jahr flippe ich hier total aus.“ Mit Badeunfällen und Schlägereien fordert das Festival einen hohen Tribut.

„Gruschin wäre gar nicht glücklich, wenn er all das hier sähe“, meint Sergej aus der nahe gelegenen Stadt Toljatti, der Heimat der russischen Ladas. „Hier sterben jedes Jahr mehr Menschen, als er gerettet hat.“

Im Internet:
• Webseite des Gruschin-Festivals

www.aktuell.RU ist nicht verantwortlich für die Inhalte externer Internetseiten.
„Die alten Barden werfen uns vor, wir hätten unsere Ideale verkauft“, sagt Boris Kejlman, „die Jungen meinen, hier würden nur noch irgendwelche alten Knacker auftreten.“ Dabei sei der eigentliche Geist des Gruschin-Festivals gar nicht während der Konzerte, sondern anschließend im Freundeskreis am Lagerfeuer zu spüren.

Zwischen allen Stühlen verteidigen die Organisatoren die Ideologie ihres Festivals. Die besteht heute wie damals aus zwei Kernpunkten: Jeder darf sein Zelt auf der Wiese aufbauen und jeder, der will, darf sich mit seiner Gitarre auf eine Bühne stellen und sein Können präsentieren.

(epd).

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