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Ein Platz im Museum wäre für die An-12 angemessener als der harte Einsatz in Ostsibirien (Foto: m9.com.ua)
Ein Platz im Museum wäre für die An-12 angemessener als der harte Einsatz in Ostsibirien (Foto: m9.com.ua)
Dienstag, 09.08.2011
Aktualisiert 09.08.2011 19:49

48 Jahre altes Frachtflugzeug in der Taiga abgestürzt

Chabarowsk. Innerhalb von zwei Tagen sind im russischen Fernen Osten zwei Antonow-Flugzeuge verunglückt. Der Absturz des ältesten Zivilflugzeugs Russlands kostete dabei heute vermutlich elf Menschen das Leben.


Gestern noch eine Bruchlandung - heute ein Absturz: Russlands Zivilluftfahrt geht es momentan nicht besser als der Börse. Innerhalb von zwei Tagen sind im Osten des Landes zwei altertümliche Propeller-Maschinen verunfallt.

Während am Montag die Bruchlandung einer zweimotorigen Antonow-24 in Blagoweschtschensk am Amur noch recht glücklich abging (es gab nur einige Verletzte), kam es heute im Hinterland von Magadan zu einem verhängnisvollen Zwischenfall: Bei einer Transportmaschine vom Typ Antonow-12 mit elf Menschen an Bord brach etwa eine Stunde nach dem Start Feuer in einem der vier Motoren aus. Zuvor hatte die Crew austretenden Treibstoff gemeldet.

Umkehr wegen Triebwerksbrands - zu spät


Der Pilot kündigte noch an, nach Magadan zurückzukehren, doch dann brach die Funkverbindung mit dem Frachter ab. Die Hoffnungen, die Maschine könnte irgendwo notgelandet sein, zerschlugen sich jedoch nach einigen Stunden: Im Areal einer Goldmine 300 Kilometer nordöstlich von Magadan wurde das Wrack der Maschine gefunden.

Dementi: Wrack noch nicht gefunden
Entgegen früherer Meldungen ist das Wrack der vermissten An-12 noch nicht gefunden worden. Die weitere Suche wurde heute durch starken Regen, niedrige Wolken und die einbrechende Dunkelheit faktisch unmöglich gemacht.
Offiziell wurde der Tod der elf Personen an Bord – neun Besatzungsmitglieder und zwei Begleiter der Fracht - noch nicht bestätigt, doch ließe der Zustand des Wracks den Schluss zu, dass hier niemand überlebt habe, meldeten Rettungsmannschaften vom Unglücksort.

Versorgungsflug für eine Polar-Stadt


Die Maschine war mit 17,5 Tonnen Lebensmitteln an Bord in Komsomolsk-am-Amur gestartet. Mit einer Zwischenlandung in Magadan sollte sie ihre Fracht zum Flugplatz Keperwejem im polaren Gebiet Tschukotka bringen. Er dient zur Versorgung der 5.000-Einwohner-Stadt Bilibino, in der sich neben einer Goldmine auch das einzige Atomkraftwerk der Welt im Permafrost-Bereich befindet.

Unglücksmaschine war Baujahr 1963


Nach russischen Medienangaben war das abgestürzte Flugzeug schon 1963 gebaut worden – und mit dem wackeren Alter von 48 Jahren die älteste in der russischen Zivilluftfahrt noch eingesetzte Maschine. Die viermotorigen An-12-Frachter waren vor allem für militärische Zwecke zwischen 1957 und 1972 in der Sowjetunion gebaut worden.

Bei Russland-Aktuell
• Flugzeug nach Triebwerkschaden bei Magadan abgestürzt (09.08.2011)
• Katze drei Wochen nach Flugzeugabsturz wieder zuhause (05.08.2011)
• Mindestens sieben Tote bei Wasserlandung von An-24 (11.07.2011)
• Südrussland: Flugzeug überrollt Schlafenden – tot (01.07.2011)
• Nach Absturz: Medwedew will alle Tu-134 verbieten (23.06.2011)
In den letzten fünf Jahren kam es zu 18 Unglücken mit diesem antiquierten Flugzeugtyp – vor allem in Afrika, wo viele dieser Oldtimer für Versorgungsflüge eingesetzt werden. Am Steuer sitzen dabei meist Besatzungen aus ehemaligen Sowjetrepubliken.

Das jetzt verunfallte Uralt-Flugzeug gehörte dem Flugzeugwerk Knaapo in Komsomolsk-am-Amur, wo gegenwärtig mit dem Sukhoi SuperJet auch das modernste russische Verkehrsflugzeug gebaut wird. Die Maschine war allerdings an eine Fluggesellschaft namens „Avis-Amur“ in Chabarowsk vermietet.

Blagoweschtschensk: An-24 rutscht in die Büsche


Vergleichsweise glimpflich ging am Vortag die Bruchlandung einer zweimotorigen An-24 in Blagoweschtschensk aus, die mit 36 Passagieren an Bord mit zwei Zwischenlandungen von Irkutsk nach Chabarowsk unterwegs war.

Bei starkem Regen und Windböen verfehlte das Flugzeug die Landebahn und kam erst in einem mit Büschen bewachsenen Terrain zum Stillstand. Bei dem Crash brachen das Fahrwerk und ein Flügel ab. Da kein Brand an Bord ausbrach und der Rumpf die harte Landung heil überstand, kamen die meisten Insassen mit dem Schrecken davon. Zwölf Personen, darunter der Pilot, mussten jedoch in Krankenhäuser eingeliefert werden.

Erst vor vier Wochen hatte eine Passgier-Maschine des gleichen Typs nach einem Triebwerksbrand auf dem Ob in Westsibirien notwassern müssen. Sieben Menschen kamen dabei ums Leben.

Medwedew möchte Flug-Oldtimer ausmustern


Präsident Dmitri Medwedew hatte daraufhin die Luftfahrtbehörde aufgefordert, den Einsatz dieser ebenfalls schon über 30 Jahre alten Propellerflugzeuge zu verbieten, was aber bislang nicht geschah. Im Juni hatte der Kreml-Chef ähnliches schon in Hinblick auf den altgedienten Verkehrs-Jet Tu-134 gefordert - nachdem in Karelien 45 Menschen bei einem durch Pilotenfehler verursachten Absturz ums Leben gekommen waren.

Wie die jüngsten Unglücke zeigen, sind die fliegenden Sowjet-Oldtimer auf regionalen Strecken in abgelegenen Gebieten Russlands aber nach wie vor häufig in Einsatz – weil es den provinziellen Fluglinien schlichtweg an erschwinglichen Nachfolgemodellen fehlt.


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