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Wer als ausländischer Sänger nach Russland kommt, muss mit Ärger seitens der Behörden rechnen. (Foto: kommersant.ru) |
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Montag, 12.03.2012
Internationale Popstars als Gastarbeiter eingesperrtMoskau. Die Musiker dreier westlicher Bands werden sich noch lange an ihren Moskauaufenthalt erinnern weil sie keine Arbeitsvisa hatten, wurden sie stundenlang in ihrer Garderobe eingesperrt und mussten Geldstrafen zahlen.
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Der skandalöse Zwischenfall ereignete sich am 9. März nach dem Konzert Superdiskothek der 90er im Moskauer Olimpiski-Saal. Bei der Großtanzfete heizten dem Publikum unter anderen auch die Musiker von East 17, Snap und Culture Beat ein. Nach ihrem Auftritt gab es für sie eine böse Überraschung.
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Auch die Ausländerbehörde war bei der Fete
Unter das Publikum hatten sich an dem Abend 23 Mitarbeiter der russischen Ausländerbehörde gemischt, um Illegale abzufangen. Sie wollten die Papiere der ausländischen Musiker sehen und stellten prompt fest: die waren mit einem Touristenvisum eingereist, hätten aber eine Arbeitsgenehmigung gebraucht.
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Das Ergebnis: Die neun Gäste aus Großbritannien, Griechenland und den USA wurden mehrere Stunden in ihren Garderoben festgehalten, wo man sie zwang, eine schriftliche Erklärung abzugeben. Außerdem musste jeder 3.000 Rubel Strafe zahlen (etwa 77 Euro). Im Widerholungsfalle droht ihnen ein lebenslanges Einreiseverbot nach Russland.
Gastarbeiter auf dem Bau und auf der Bühne
Die Ausländerbehörde fühlt sich im Recht und sagt, sie mache keinen Unterschied zwischen Gastarbeitern auf dem Bau oder im Konzert. Soll heißen: Wer als Ausländer in Russland arbeitet, muss dazu eine Genehmigung haben egal ob er tadschikischer Bauarbeiter oder amerikanischer Popstar ist.
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Die Veranstalter des Tanzabends sind da ganz anderer Meinung. Alexander Uneschkin, Chef der Promoter-Firma Rosdance, sagte gegenüber der Zeitung Kommersant, die Musiker seien zu Fernsehaufnahmen ohne Honorarzahlung nach Russland gekommen (die Superdiscothek wurde von MTV übertragen).
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Negativ für Russlands Image
Das war eine Promo-Sache für die Musiker, so Uneschkin. Ihre Visaangelegenheiten hätten sie selbst geregelt. Wir sind nicht gegen Kontrollen, aber genau so können sie auch zu Paul McCartney oder Madonna in die Garderobe gehen. Solche Methoden wirken sich negativ auf das Image unseres Landes aus, fügt er hinzu.
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Rosdance droht jetzt eine Strafe von umgerechnet 6.500 bis 20.500 Euro wegen illegaler Beschäftigung von Ausländern in Russland. Salina Kornilowa, die Pressesprecherin der Ausländerbehörde, erklärt: Die Organisatoren hätten erst eine Genehmigung für die Beschäftigung von ausländischen Mitarbeitern erhalten und dann eine Arbeitsgenehmigung für sie bekommen müssen.
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Der Rechtsanwalt Anatoli Semjonow ist allerdings der Meinung, Gastspielverträge seien eine Sache des Zivil- und nicht des Arbeitsrechts, also fielen alle von der Behörde verlangten Formalitäten weg.
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jich 13.03.2012 - 00:35
stuartpet Hauptsache Dummheit
1) Wo ist die in Ihrer Überschrift erwähnte Gewalt?
2) Bürokratie gibt es in Deutschland, aber keine illegalen ausländischen Schwarzarbeiter?
3) Gesteuerte Aktion, keine spontane - touché!
4) ´mit aller Härte´ = mit Gewalt?
5) Logisch: ´Repressionen´, was sonst hätte denn zu so etwas geführt?
6) Fehlende ´Menschlichkeit´ - aber sicher! Sie seien gegen den Staat und nicht gegen die Bevölkerung, haben Sie mal geschrieben?
[email protected] 12.03.2012 - 17:38
Hauptsache Gewalt
Es ist lachhaft wie sich diese Behörde aufgespielt hat und wird Rußlands Image wirklich schaden. Bürokraten gibt es aber auf der ganzen Welt, auch bei uns in Deutschland. Doch wegen ein paar Musikern solch einen Aufstand zu machen, währen die Russen wissen, dass es auf den Baustellen nur so von illegalen Gastarbeitern wimmelt, kann nur als gesteuerte und gezielte Aktion bewertet werden. Hauptsache die Staatsgewalt mit aller Härte anwenden, statt es bei einer Verwarnung zu belassen. Aber wenn man sein Leben lang selbst Repression erfahren hat und der Staat es vorlebt, kann man wenig Menschlichkeit geben und erwarten.
jich 12.03.2012 - 15:45
Tjo, wer keine Visaerleichterungen mit Russland abschließen will, muss damit rechnen, dass auch seine Bürger in Russland benachteiligt werden, nicht nur umgekehrt.
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