Sitzplätze gibt es in orthodoxen Gotteshäusern nur wenige. Lediglich Alte und Behinderte dürfen auf den harten Holzbänken Platz nehmen. Der Rest steht. Voll sind die Kirchen trotzdem, zumindest am Ostersonnabend. Dicht aneinander gedrängt warten die Gläubigen auf die Worte des Popen: Christus ist auferstanden.
Gegen Mitternacht tritt der Geistliche mit einer großen Kerze in der Hand in die versammelten Reihen und spricht die nahezu magischen Worte. Die Gläubigen antworten ihm im Chor: Fürwahr, er ist auferstanden. Das Feuer seiner Kerze gibt der Pope an die Menge weiter. Nach und nach zünden sie einander gegenseitig die Kerzen an, bis die Kirche in einem hellen Lichtermeer erstrahlt. Fast mysthisch wirkt die Zeremonie auf den fremden Besucher.
Ein wenig später schreitet der Pope gemäßigten Schrittes durch die Massen Richtung Ausgang. Es ist Zeit für den Kreuzgang. Er symbolisiert den Weg der Jünger, die dem auferstandenen Christus entgegen gingen. Zusammen mit seinen Gläubigen geht der Geitliche einmal um die Kirche - entgegen dem Uhrzeigersinn. Mitgeführt werden neben den Kerzen auch Flaggen, das Evangelium und die Ikone der Auferstehung Christus.
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