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Russland löst Venezuela als Anteilseigner bei der Ruhr Oel in Gelsenkirchen ab (Foto: deutschebp.de)
Russland löst Venezuela als Anteilseigner bei der Ruhr Oel in Gelsenkirchen ab (Foto: deutschebp.de)
Freitag, 15.10.2010

Chavez verkauft deutsche Ruhr Oel GmbH an Rosneft

Moskau. Vier deutsche Raffinerien gehen teilweise in den Besitz des russischen Staatskonzerns Rosneft über. Denn Venezuelas Präsident Chavez hat die Anteile seines Ölkonzerns PDVSA an der Ruhr Oel GmbH verkauft.

Chavez ist gegenwärtig zum neunten Mal in Moskau. Dort gilt der im Westen schlecht gelittene venezolanische Herrscher als besonders wertvoller Verbündeter.

Bei diesem Besuch machte man dann auch Nägel mit Köpfen: Venezuelas Staatskonzern PDVSA verkaufte im Kreml seinen 50-Prozent Anteil an der deutschen Ruhr Oel GmbH an den russischen Ölkonzern Rosneft – der ebenfalls in Staatshänden ist. Als Preis wurden 1,6 Mrd. Dollar festgelegt.

Miteigentümer BP hat wohl nichts dagegen


Die andere Hälfte an der Ruhr Oel hält der britische Konzern BP. Dieser hätte eigentlich ein Vorkaufsrecht, will es aber offenbar nicht nutzen. Wie das „Wall Street Journal“ im August berichtete, gewährt Rosneft den Briten dafür Zugang zu neu zu erschließenden Ölfeldern in der russischen Arktis.

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Die Ruhr Oel GmbH wurde 1983 von der Veba und der PDVSA gegründet und galt als erstes derartiges Joint-Venture zur Ölverarbeitung zwischen einem Ölproduzenten und einem Ölabnehmerland. 2001 gingen die Veba-Aktiva an die BP über.

Dem Unternehmen gehören 100 Prozent der Gelsenkirchener Raffinerien Scholven und Horst, die von der BP betrieben werden. Außerdem besitzt die Ruhr Oel 37,5 Prozent der Raffinerie in Schwedt, 25 Prozent der Bayernoil (bei Ingolstadt) und 24 Prozent an MiRO (Karlsruhe) – insgesamt ein Viertel der deutschen Raffineriekapazitäten.

Rosneft-Chef Eduard Chudajatow bezeichnete den Deal als „ersten Schritt zur Realisierung unserer Strategie des Eindringens in Schlüsselmärkte der Welt“. Nun würden sich 18 Prozent der Raffinieriekapazitäten seines Unternehmens „mitten im industriellen Zentrum Europas“ befinden.

Ein Gewinn für Russen, Deutsche und Venezolaner


Der Ruhr Oel würde ihrerseits durch ihre neu gewonnene Rohstoffbasis gestärkt, während das russische Ölbusiness Zugang zu modernen Technologien und europäischem Know-how erhalte.

Wie die Financial Times schon im August berichtete, werden die deutschen Raffinerien durch den Einstieg der Russen eindeutig profitieren. PDVSA hätte in den letzten Jahren kaum noch in seinen deutschen Besitz investiert, da die sozialistische Regierung Venezuelas dem Konzern die Gewinne zur Finanzierung ihrer Sozialprogramme abgeschöpft habe.

Chavez hatte schon sehr lange nach einem Käufer für die Beteiligung an den deutschen Raffinerien gesucht – weil diese nach seiner Darstellung seinem Land nichts bringe: „Ich kam nach Deutschland, um eine venezolanische Raffinerie an der Ruhr zu besuchen und habe gefragt, wie viele Venezolaner hier arbeiten? Keine. Wie viel Cent Gewinn für Venezuela hier erwirtschaftet werden? Keiner. Wie viel Barrel venezolanischen Öls hier verarbeitet werden? Keine."

Rosneft riskiert Yukos-Klagen


2003 war bereits einmal ein Verkauf des PDVSA-Anteils an die russische Alfa-Group vereinbart worden, doch scheiterte dieser damals an der Position von BP.

Die Zeitung „Kommersant“ gibt allerdings zu Bedenken, dass Rosneft mit dem Erwerb auch ein gewisses Risiko eingeht: Rosneft als „Haupterbe“ des enteigneten russischen Yukos-Vermögens könnte auf internationalem Boden für die Zerschlagung des Chodorkowski-Konzerns noch gerichtlich haftbar gemacht werden.

Weitere Rüstungskäufe - und ein Atomkraftwerk


Die strategischen Überlegungen, wie man günstig einen Fuß in den Energiemarkt von EU-Europa bekommen kann, waren dann aber wohl stärker. Hinzu kommt, dass Chavez den Erlös aus dem Ruhröl-Verkauf zumindest zum Teil für weitere Waffenkäufe in Russland verwenden wird. Venezuela hat hier in den letzten Jahren Rüstungskäufe für 4,4 Mio. Dollar getätigt.
Die Kooperation der beiden Länder wurde bei dem Chavez-Besuch in Moskau auch noch auf eine andere Sphäre ausgeweitett, in der Russland starke internationale Interessen hat: Unterzeichnet wurde auch ein Vertrag über den Bau des ersten venezolanischen Atomkraftwerkes – durch Russlands Atomkonzern Rosatom.



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