Boris Beresowski hat Präsident Wladimir Putin den Kampf angesagt und spricht sich für den Umsturz der russischen Regierung aus (Foto: Archiv).
Montag, 27.08.2007
Beresowskis Umsturzplan – Wie Putin beseitigt wird
London/Moskau. Der im Londoner Exil lebende russische Millionär und Geschäftsmann Boris Beresowski will Wladimir Putin stürzen. In der Zeitung „Sunday Times“ legt er detailliert dar, wie das geschehen soll.
Der russische Millionär und Geschäftsmann Boris Beresowski hat sich einmal mehr in einem Artikel in der britischen Zeitung „Sunday Times“ gegen die Regierung Putin ausgesprochen. Beresowski, der in der Ära Jelzin den Fernseh-Sender ORT leitete – heute das erste russische Fernsehen – und als graue Eminenz in Kreml-Nähe galt, lebt heute im Londonder Exil. Der mächtige Wirtschaftsboss hat sich mit den russischen Machthabern überworfen und pflegt eine Erzfeindschaft mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.
In der aktuellen Ausgabe der „Sunday Times“ spricht sich Beresowski für den Sturz der Regierung Putin aus. Laut dem Geschäftsmann ist das unter Putin entwickelte politische System nicht lebensfähig und wird in sich zusammenfallen. Ähnlich wie in der Sowjetunion seien Politik und Wirtschaft zu stark zentralisiert, so Beresowski in der Sonntagsausgabe der „Sunday Times“.
In Beresowskis Augen steht Russland am Scheideweg: Wählt es den Weg Putins, wird es untergehen. Besinnt es sich auf seine eigenen Kräfte, so hat es eine Zukunft. In dem Interview mit der britischen Zeitung zitiert Beresowski John Locke: Wenn eine Regierung das Gesetz verletzt, dann besteht nicht nur das Recht, sie abzulösen. Es ist vielmehr die Pflicht der verantwortlichen Gesellschaftsorgane.
Deshalb, so Beresowski weiter in eigenen Gedanken und Worten, müsse „gezielt Druck ausgeübt werden mit dem Ziel, eine Regierung einzurichten, die dem Geist und dem Wortlauf der Verfassung entspricht“ und die Gültigkeit der Menschenrechte und Bürgerfreiheiten unterstreiche.
Unblutige Revolution nötig
Die Abwendung von den Bürgerrechten und -freiheiten habe dem „Putin-Regime“ die legitime Grundlage entzogen. „Jeder fürchtet ein revolutionäres Blutvergießen. Allein die unblutigen Revolutionen gegen Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts in Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion haben uns eine neue Lehrstunde erteilt“, so Beresowski.
Delikat in diesem Zusammenhang ist, dass Beresowski zuletzt selbst mehrfach zum gewaltsamen Umsturz in Russland aufgerufen hatte. Unter anderem in einem Interview mit der britischen Tageszeitung „The Guardian“ am 13. April dieses Jahres. Erst neuerdings spricht er nur noch von einem Umsturz und nicht mehr von Gewalt.
Beresowski schlägt konkrete Maßnahmen vor, um die Regierung Putin abzulösen: Erstens müsse der Westen Druck ausüben und die Regierung Putin als illegitim bezeichnen. Begründung: Autoritäre Entwicklungen in Russland und der Mord an Alexander Litwinenko.
Oligarchen-Konten einfrieren
Zweitens müsse Druck auf die verschiedenen Regierungsinstitutionen ausgeübt werden – als äußerstes Mittel sei auch ein offener Aufstand möglich. Nur das Volk selbst sei berechtigt eine illegitime Regierung zu stürzen. Im Übrigen, so ist Beresowski überzeut, habe Putin bei Weitem weniger Gefolgsleute, die sein „Regime“ verteidigen wollten, als er Gegner in der Bevölkerung habe, die zu einem Umsturz bereit seien.
In Beresowskis Umsturz-Plänen kommt dem Westen eine Schlüsselrolle zu: Der Westen müsse geschlossen gegen Putin auftreten. Konkret bedeute das: Die westlichen Regierungen müssten Putin und seiner Elite, die ihr Geld auf westlichen Konten angelegt habe, den Geldhahn abdrehen und die Konten sperren. (cj/.rufo/Moskau)
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