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Dienstag, 05.10.2010

Luschkow-Ende bringt russische Gouverneure unter Druck

Moskau/Samara. In Vorbereitung auf die Absetzung Luschkows hatte Präsident Medwedew einige Provinzfürsten der alten Riege geschasst. Schaimijew, Rachimow, Rossel, Boos usw. Seitdem haben auch einige andere Kopfschmerzen.

Anzeichen dafür sind aus verschiedenen Regionen zu vernehmen – so auch aus dem Gebiet Samara an der Wolga. So kann die bekannte us-amerikanische Consulting- und PR-Agentur Ketchum auf einen Vertrag uber politische Beratung für den Gouverneur des Gebietes Samara, Wladimir Artjakow rechnen, der sich Sorgen um sein Image und seine Zukunft macht.

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Die Beratertätigkeit für den Gouverneur des Gebietes Samara, in dem u.a. der bisher größte russische Autobauer AvtoVAZ liegt, konnte dabei nach Insiderinformationen die PR-Agentur Gplus Europe übernehmen. Artjakow erhoffe sich von Ketchum und Partnern Hilfe bei dem Versuch, seine Reputationsprobleme wenigstens zu minimieren, wenn sie sich nicht ganz lösen lassen.

Über die Vertragssumme wird bisher Schweigen gewahrt. Allerdings ist bekannt, dass die Gebietsverwaltung Samara einen Auftrag zur PR-Begleitung des Gouverneurs von Oktober bis Dezember dieses Jahres ausgeschrieben hatte. Gesamtwert des Auftrages: etwa 500.000 Euro.

Dieser Auftrag wäre damit eines der teuersten PR-Projekte für russische Politiker, dabei hat der Wunsch des Gouverneurs nur indirekt etwas mit Wahlkampf zu tun. Artjakow war einer der Gouverneure, die nach dem jetzt gültigen Verfahren vor drei Jahren von Präsident Wladimir Putin ernannt wurden. Er hatte sich seitdem aber zu einer der anrüchigsten Figuren in der politischen Provinz-Elite Russlands entwickelt.

Nach der Abschaffung der Direktwahl der Gouverneure hatten einige Provinzfürsten sich keine Sorgen mehr um ihr Ansehen in der regionalen Wählerschaft gemacht. Das allerdings könnte ein Fehler sein: In einer seiner jüngsten Reden hatte Dmitri Medwedew erklärt, die Unterstützung der Bevölkerung sei ein wichtiger Faktor bei der Beurteilung jedes Gouverneurs.

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Die Popularität Artjakows in Samara war indes nach Einschätzung des Moskauer Ministeriums für Regionale Entwicklung von 50 Prozent Zustimmung im Jahre 2008 auf nur noch 30 Prozent in 2010 katastrophal zusammengeschrumpft.

Artjakow hängen hartnäckig einige Medienskandale an, die sich alle an seinem unstillbaren Appetit und an seiner Schwäche fur Luxus festmachen. So ließ sich der Gouverneur – und Ex-Generaldirektor der Lada-Werke – für seine Touren durch Russland einen gepanzerten Mercedes für knapp 700.000 Euro kaufen.

Artjakow trägt stolz eine brilliantenbesetzte Schweizer Armbanduhr im Werte von etwa 200.000 Euro. Und schließlich kaufte er sich nach dem Beispiel des Oligarchen Roman Abramowitsch eine Luxusyacht, die in diesem Sommer nach Italien überführt wurde. Artjakow hatte die Zeit der katastrophalen Waldbrände (ähnlich wie Juri Luschkow) im Urlaub in Italien verbracht.

Nun hatte Artjakow zwar bei seinem Wechsel von AvtoVAZ auf den Gouverneurssessel noch einen Bonus von einigen hundert Millionen Euro fur seine erfolgreiche Tätigkeit im Ladawerk mitgenommen, in diesem Jahr allerdings konnte Putin AvtoVAZ nur noch mit massiven staatlichen Subventionen vor dem Bankrott retten.

Trotz seiner recht guten Eigentumsverhältnisse spart Artjakow aber natürlich wo er nur kann. Im Laufe von drei Jahren fliege er jede Woche von Moskau aus mit einem gecharterten Flugzeug zur Arbeit nach Samara, heißt es aus verständlicherweise ungenannten Quellen in der Gebietsadministration. Dabei wurden die Chartermaschinen aus dem Gebiets-Etat bezahlt.

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Lange hatte Wladimir Artjakow die Skandalgeschichten, die ihn in der Öffentlichkeit umwitterten, einfach ignoriert. Schließlich gehört er doch zur Seilschaft eines engen Freundes von Wladimir Putin, nämlich des RosTechnologija-Chefs Sergej Tschemesow. Vielleicht hatte Artjakow sich darum keine großen Gedanken um die Wählermeinung in Samara gemacht.

Es scheint aber, als ob er es doch zu schlimm getrieben hätte und nun sein Schatten auch auf die fällt, die ihre Hand über ihn halten. Dabei hatten dem Gouverneur in den vergangenen Jahren beim Ausbügeln von Imagedefekten auch schon Konsultanten der russischen PR-Agentur „Nikkolo M“ beigestanden.

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Aber auch das half wenig, trotz unbestreitbar hoher Professionalität der „Nikkolo M“-Führungsspitze, Jekaterina Jegorowa und Igor Mintussow, deren guter Ruf auch über die Grenzen Russlands hinausreicht. So hatten die beiden sogar im Wahlkampfstab von Barrack Obama mitgearbeitet.

Artjakow liebt eben den Höhenflug, Qualität und den Hauch von Luxus … So ist auch die US-Agentur Ketchum auf dem russischen PR-Markt kein Unbekannter.

Im Jahre 2006 schloss die Agentur einen Vertrag mit der Präsidentenadministration. Der Kreml beauftragte Ketchum, das Image Russlands im Kreise der G-8-Staaten vor dem Gipfel in St.Petersburg aufzubessern.

Welche Dienstleistungen Ketchum für Artjakow erbringen soll, ist bisher unbekannt. Die Beteiligten enthalten sich bisher aller Kommentare.



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