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Schoschelzy, wie so oft im Dunkeln (foto: Deeg)
Schoschelzy, wie so oft im Dunkeln (foto: Deeg)
Sonntag, 31.03.2002

Kein Brennholz mitten im Urwald

Von Lothar Deeg (Archangelsk). Von ökologisch nachhaltiger Waldwirtschaft haben die Bewohner des einsamen Holzfäller-Dorfes Schoschelzy am Rande des nordrussischen Dwinski-Urwalds noch nie etwas gehört. Aber was es bedeutet, wenn natürliche Ressourcen schneller verbraucht werden als sie nachwachsen, spüren sie täglich am eigenen Leib. Von den Behörden vergessen, führt Schoschelzy ein kärgliches Leben ohne Zivilisationsanschluss.

Kurz vor dem Dorf kommt uns ein hoch beladener Lastwagen entgegen: Auf der Ladefläche liegen gestapelt Dielen, Fenster und Türen – wieder ein Haus weniger in Schoschelzy, einem ehemaligen Holzfäller-Dorf im Gebiet Archangelsk. Nachdem der Urwald rund um das Dorf abgeholzt wurde, stirbt auch Schoschelzy: Den Bewohnern mangelt es an allem - sogar an Brennholz.

Auf der Dorfstraße – einer in den meterhohen Schnee gedrückten Fahrspur – entflammt kurz darauf ein heftiger Streit: Ein paar alte Männer beschimpfen Jewgenija Menschikowa, dass sie Häuser ohne Bezahlung „an Fremde“ weggibt. Aber Jewgenija, eine der wenigen im Dorf, die so etwas wie eine Arbeitsstelle hat, ist nicht auf den Mund gefallen: Die Häuser des Dorfes gehören schliesslich der Gemeindeverwaltung im fernen Selmenga. Und wenn jemand von dort ein Papier bringt, dass ihm ein leerstehendes Haus zum Abriss zu geben sei, habe sie sich zu fügen - schliesslich sei sie ja nur „Gehilfin des Hausverwaltungs-Meisters“. Ohnehin würden die Dorfbewohner sonst – „ihr seid doch ein einziges Diebespack!“ – jedes Haus in kürzester Zeit in eine unbewohnbare Ruine verwandeln. Noch zehn Jahre gibt sie ihrem sterbenden Dorf. Aber Jewgenija will nicht weg aus Schoschelzy, sie wurde hier geboren.

Von einst über 500 Bewohnern sind noch etwa 210 geblieben – ohne Lebensgrundlage und ohne Hoffnung, dass ihr 1946 gegründetes Dorf noch eine Zukunft hat. „Der Wald reicht nicht mehr, es gibt keine Arbeit, die Leute gehen weg“, fasst Anatoli Tscheburin wortkarg die Lage zusammen. Als Pensionär mit monatlich 1500 Rubel (55 Euro) gehört Anatoli noch zu den „Reichen“ im Dorf. Ansonsten leben die Leute von Kartoffeln aus dem Garten und Beeren und Pilzen aus dem Wald.

Jewgenija Menschikowa und Familie (foto:Deeg)
Jewgenija Menschikowa und Familie (foto:Deeg)
Unternehmergeist oder Eigeninitiative braucht man hier nicht zu suchen: Zwei, drei Generationen lang haben die Dorfbewohner im Dienst staatlicher Forstbetriebe keine andere Arbeit gekannt als Bäume fällen, zuschneiden und abflößen. Die Taiga mit den über 200 Jahre alten, kräftigen Urwaldstämmen haben sie weit ums Dorf herum abgeholzt. Nachgewachsen ist im harten Nordklima noch nicht viel. Schoschelzy wurde schon Ende der 80er Jahre unrentabel – und die Dörfler ließen sich in der Folge gleich mehrfach verraten und verkaufen: Ihr Holzbetrieb wurde in eine Kooperative umgewandelt, privatisiert, ausgeplündert, ruiniert. Und dann liess sich das Dorf noch einer vermeintlich „perspektivträchtigeren“ Nachbargemeinde in einem anderen Landkreis zuschlagen.

Deshalb fühlt sich heute weder die alte noch die neue Verwaltung für das abgelegene Dorf richtig zuständig: Die 15 Kilometer lange Zufahrtsstraße wird im Winter nicht mehr regelmäßig geräumt. Im Februar kam der Bus drei Wochen lang nicht durch – sonst verkehrt er einmal die Woche: Keine Chance für die Männer aus dem Dorf, zur Arbeit zu kommen. Wer aus Schoschelzy hinaus will – und sei es, um Hilfe zu holen - muss Ski anschnallen. Die Telefonleitung ist schon lange zusammen gebrochen und Diesel für den Stromgenerator liefert die Gemeinde auch nur noch fassweise zu Feiertagen. Dann macht die Jugend eine „Diskothek“.

Die Leute von Schoschelzy sitzen im Abseits, im Dunkeln – und in der Kälte: Denn um genug Brennholz aus dem Wald zu holen, bräuchten sie wegen des vielen Schnees einen Traktor. Doch den gibt es nicht im Dorf, genauso wenig wie Autos oder Treibstoff. Wegen Brennholzmangels wurde schon die Schule geschlossen, die 22 Kinder werden in Privathäusern unterrichtet. „Wir werden nicht krank und wir sterben nicht, denn aus Schoschelzy führt kein Weg ins Spital oder auf den Friedhof“, spottet Hausverwalterin Jewgenija. Ihre alte Mutter schweigt. Schließlich kommt das Gespräch beim Schein einer Petroleumlampe auf das alte Flugfeld hinter dem Dorf. Bis 1995, ist der Babuschka schließlich zu entlocken, konnte man von Schoschelzy noch in die Kreisstadt fliegen. Morgens hin und abends zurück.
(ld/.rufo)

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