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Montag, 12.03.2001

Im Palast ist es zu kühl

Von Barbara Kerneck (Moskau). Die Ahnen von Fürst Meschtscherski besaßen ein Schloss im Westen von Moskau, bis die junge Sowjetmacht sie enteignete. Obwohl das Anwesen heute nur noch als Ruine existiert, beansprucht es der Fürst mitsamt dem Hausgespenst für sich. Doch bisher wurden alle seine Anträge auf Privatisierung negativ entschieden. Große Hoffnungen auf die neue Gerichtsverhandlung heute macht Fürst Meschtscherski sich nicht.

Der Schnee glitzert in freundlicher Morgensonne. Doch während sich die Elektritschka, die Vorortbahn, vom Kiewer Bahnhof in Moskau aus an einem Wochenende in diesem März gen Westen in Bewegung setzt, wirken die meisten Passagiere eher bedrückt. Einige der mitfahrenden jungen Männer finden zu dieser frühen Stunde bereits ihren Trost in mitgeführten Bierdosen. Die beiden hübschesten Mädchen im Waggon beugen mit beleidigte Minen einer eventuellen Anmache vor. Resolute Rentnerinnen auf dem Weg zu ihren Datschen, halten im Gedränge die Ellenbogen leicht angewinkelt.

Nach etwa einer Stunde erreichen wir das Dorf Alabino, den Wohnsitz des Fürsten Jewgeni Aleksejewitsch Meschtscherski. „Erst durch das Gelände der Poliklinik“, weist uns ein Datschen-Gärtner den Weg: „von dort aus kann selbst ein Blinder das Anwesen nicht mehr verfehlen“.

Demselben Pfad zur Plattform der Elektritschka folgt fast täglich auch der Fürst, seit er 1996 aus der heute ukrainischen Stadt Nikolajewsk mit Frau und Kindern hier eingetroffen ist, um die riesige Ruine des Palastes seiner Vorfahren wieder bewohnbar zu machen. Ein Auto kann er sich nicht leisten. Geschenkt aber wird den Meschtscherskis hier in Alabino fast nichts, und weniges bleibt ihnen erspart.
Im Quadrat um die nackt in den Himmel ragenden Säulen des einstigen Hauptgebäudes stehen vier kleine Häuschen, die sogenannten „Flügel“. Eine Rauchfahne über einem von ihnen weist den Weg durch den knietiefen Schnee. Obwohl der Besuch unerwartet kommt, strahlt der Fürst. Er wartet gespannt auf einen Gerichtstermin in der nahen Kreisstadt Naro-Fominsk, bei dem sich das weitere Schicksal seines Palastes entscheiden soll, Jegliche öffentliche Anteilnahme ist ihm in dieser Phase lieb.

Alle bisherigen Anträge Meschtscherskis auf Privatisierung des Anwesens wurden abgelehnt. Diesmal hat das Gericht sogar die Postannahme der von ihm eingereichten Unterlagen verweigert. Doch seinem erklärten Hauptziel bleibt er treu: „Ich will den russischen Staat zwingen, seine eigenen Gesetze zu befolgen“.

Trotz seiner negativen Erfahrungen, will Fürst Meschtscherski die Hoffnung nicht aufgeben. „Unsere ganze Rücksiedlung hierher war von sovielen mystischen und unglaublichen Begebenheiten begleitet, ja, und auch Russlands Zukunft liegt noch im Nebel. Da möchte ich einfach aus Neugierde am Leben bleiben, um mitzubekommen, wie das alles ausgeht“.

Fürstlicher Alltag: Karnickel verschenkt, Ziege von Banditen ermordet, Hunde im Kochtopf


Im vorigen Sommer nährte sich die Fürstenfamilie zeitweilig nur von den Früchten des Waldes und eigenen Gemüsegartens. Seine Karnickel hatte Meschtscherski (49) längst verschenkt. Weder er selbst, noch die Gräfin oder die drei, sonst recht munteren, bei ihnen lebenden Kinder, Mischa (19), Katja (15) und Dima (8) brachten es über sich, sie zu schlachten. Die Ziege Mila wurde vor genau einem Jahr von Banditen ermordet. Der Fürst folgte ihren Blutspuren im Schnee und fand die Täter. Aber die Staatsanwaltschaft weigerte sich, ein Verfahren zu eröffnen, angeblich, weil das örtliche Gefängnis überfüllt sei. Auf ähnliche Weise verlor er seine beiden Hunde. Er ist überzeugt, dass sie von entlassenen Häftlingen verspeist worden sind. In den Straflagern Russlands wütet die Tuberkulose. Hundefett gilt dort als Patentmedikament.

Vorigen Sommer zerhackten kahlgeschorene Kraftprotze alle Exponate des eben in einem restaurierten Flügel eingerichteten Familienmuseums und setzten das Nebengebäude anschließend in Brand. Die Feuerwehr weigerte sich, den Fall zu Protokoll zu nehmen. „Wann wurde der Palast erbaut?“ fragte der inspizierende Beamte: „1775? Na, was wollen Sie denn? Wenn ein Gegenstand so alt ist, beläuft sich die Entschädigungssumme unseren Preislisten zufolge auf null“.

Im Palast ist es doch zu kühl

Das winterliche Dasein als Hausbesetzer im eigenen Palast ist kühl. Von den insgesamt acht Räumen des Flügels werden zur Zeit nur die Küche und der vom Küchenherd mitgeheizte angrenzende Raum bewohnt. Trotzdem hat Gräfin Ljudmila soeben gefröstelt und trägt nun inspiriert lächelnd beim Gemüseputzen einen Schaffellmantel über ihrem dünnen Kleidchen. Sollte es gar ihr einziges sein? Nur wenige Textilien hängen an Nägeln und über einer Leine.

Auf dem Tisch liegt Wachstuch, unter den Betten stehen Kartons. Alles in allem herrscht säuberliche Barackenatmosphäre. Nur an Feiertagen zündet der Graf im Salon den Kamin an – Achtung!, an manchen Stellen sind die Dielenbretter hier einsturzgefährdet. Unwillkürlich drängt sich die Frage auf: war es nun wirklich die Prinzipientreue, die diese Menschen hierher geführt hat, die Neugier auf Mystisches, oder vielleicht die blanke Not, die soviele Bewohner der einstigen Sowjetunion in den letzten zehn Jahren umgetrieben hat und in Notunterkünften landen liess?

Ideal und Wirklichkeit: Monarchie statt Stalinismus ?


Immerhin haben Fürst und Fürstin jetzt beide Arbeit. Sie jobbt als Buchhalterin. Er ist als studierter Bauingenieur bei einer Behörde in Moskau angestellt, die Kindergärten renoviert oder umbaut. Die notwendigen Fachkenntnisse hätte er also, um das Familienanwesen neu zu errichten, dazu auch die kräftige Konstitution. Letztere braucht er in letzter Zeit ganz und gar für seinen Kampf gegen die Behörden. Gelassen zieht Meschtscherski Bilanz:

„Dieser Staat wurde seit Jahrzehnten von Dieben und Räubern regiert. Stalin war vor der Revolution Bankräuber, ja, und auch unsere letzten Regierungen haben allein das Ziel verfolgt, sich zu bereichern. Deshalb sind Beamte und Unterwelt bei uns natürliche Verbündete. Dieser Staat führt nun Krieg gegen meine Familie und wir führen Krieg gegen den Staat“.

Der Fürst als Anhänger der konstitutionellen Monarchie, träumt dennoch davon, wenigstens in Alabino eine „Insel der Rechtsstaatlichkeit zu schaffen“ zu schaffen. „Wenn es in Russland mehrere solche Inseln gäbe“, sagt er, „dann könnten sie mit der Zeit zusammenwachsen.“ Die Welt muss sich darüber klar werden, welche Bedrohung ein Räuber-Atomstaat von so gewaltigen Ausmassen für sie darstellt“. Im Familienwappen der Meschtscherskis steht ein Halbmond für Phobos, den Dämonen der Furcht. Wir fragen den Fürsten, ob er nicht um seine Kinder fürchtet. „Ja“, sagt er: „um uns alle“.

Es fehlen dem Fürsten nur 6 Millionen Dollar


Im Fernsehgericht des Privatsenders NTW sprachen die Zuschauer dem Fürsten das Besitzrecht an seinem Anwesen zu. Doch seine wachsende Popularität bringt ihm weder ein ordentliches Gerichtsurteil zu seinen Gunsten, noch eine einzige Kopeke für den Wiederaufbau. Die Kosten für die Wiedererrichtung des Palastes werden auf sechs Millionen Dollar geschätzt.

Da könnte nur noch ein Wunder helfen. An Wunder sind die Meschtscherskis zwar gewöhnt. Zum Beispiel entspringen auf dem Anwesen zwei Quellen. Der Volkssmund spricht ihnen eine besondere Heilkräfte zu, falls „der Graf persönlich“ das Wasser bei Vollmond schöpfe. Meschtscherski schöpft unermüdlich und bestätigt ihre zauberhafte Wirkung. Die Gräfin, allerdings, hätte lieber eine Wasserleitung. Und sechs Millionen.

Das Hausgespenst, der Familienschmuck und Gorbi


Besser als mit den Ex-Sträflingen hat sich die Familie mit dem Hausgespenst arrangiert. Das ist der Geist einer ehemaligen Schlossherrin, die Jewgeni Meschtscherskis Hunde zu deren Lebzeiten manchmal zur Verzweiflung trieb. Es heißt, die Gute habe auf dem Gelände einen Schatz vergraben, von dem sich ihre gierige Seele nun nicht trennen könne. Vielleicht ist er ja wirklich 6 Millionen wert - aber leider bis heute unauffindbar.

Auf dem Rückweg zur Elektritschka erzählt Meschtscherski uns noch von den Brilliantohrringen aus dem Familienschatz: „Jedem, der sie unrechtmässig erwirbt, bringen sie den Tod. Plötzlich las ich in der Zeitung, dass Raissa Gorbastschowa diese Ohrringe trug“, erinnert sich Meschtscherski: „und da wusste ich sofort: sie wird bald sterben?“.

Hat denn Gorbatschow den Schmuck gestohlen? „Nicht direkt“, erzählt der Fürst. „Aber er schusterte der Spenderin des Schmuckes, meiner Großtante, dafür eine staatliche Rente zu. Erstens war dies nicht sein eigenes Geld, und zweitens hatte Tante den Schmuck an Raissa offiziell als Geschenk gegeben. Und das war wohl Michail Gorbatschows Hauptfehler in dieser Angelegenheit. Geschenke soll man als Geschenke behandeln. Für sie zu zahlen, ist nicht recht.“

Da kommt – strotzend vor Rechtsbewusstsein – das jüngste Fürstenkindchen den Gästen hinterhergewatschelt und trägt ihnen eine vergessene Packung Papiertaschentücher nach.

Rechtsgrundlagen - STRITTIGER BESITZ


Beim Wiedereinzug in seinen Palast hoffte Fürst Meschtscherski auf den Paragrafen 546 aus dem neuen russischen Bürgerlichen Gesetzbuch. Demzufolge haben Erben von Familien, deren Gebäude in der Sowjetunion enteignet wurden, Anspruch auf die Immobilien, falls sie selbst darin wohnen.

Das Erbrecht der Meschtscherskis wid von der Russischen Adelsversammlung anerkannt, dem höchsten Gremium des Standes.

Alle bisherigen Anträge des Fürsten auf Privatisierung scheiterten allerdings bisher am Gericht. Dieses bezeichnete den von der Sowjetmacht gesprengten Palast bisher als „Architekturdenkmal von föderaler Bedeutung, das nicht privatisiert werden dürfe”. Nun unternimmt aber das Gericht von sich aus einen erneuten Versuch zur Privatisierung des Anwesens: zugunsten eines Mannes, der sich vor Jahren einmal ein Zimmer in einem der Flügel hergerichtet hatte, dort aber schon längst nicht mehr lebt. Der Fürst hält dies nicht für überraschend und meint, dass „einflussreiche Finanzkreise“ dahinter stünden.

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