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Welche Gasleitung setzt sich am Ende durch: Nabucco oder Southstream? (Foto: TV) |
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Donnerstag, 05.08.2010
Pipelineprojekt Nabucco soll auf Tauchstation gehenBaku. Das von der EU favorisierte Gasleitungsprojekt Nabucco soll ins Wasser fallen, um doch noch erfolgreich zu sein. Geplant ist die Verlegung auf dem Grund des Kaspisees. Doch Russland schlägt schon eifrig Wellen.
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Seit Jahren kämpfen die Pipelineprojekte Nabucco und Southstream um die Gunst von Politikern und Investoren. Bislang liegt Southstream um eine Wellenlänge voraus.
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Southstream umschwimmt Hindernisse
Southstream wird von Russlands Energieriesen Gazprom forciert. Die Leitung soll russisches (wenn die Reserven nicht reichen, ist auch der Zukauf mittelasiatischen Erdgases angedacht) Erdgas über das Schwarze Meer nach Europa bringen. Die russische Regierung hat inzwischen mit allen Transitländern entsprechende Vorvereinbarungen getroffen.
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Der nördliche Strang von Southstream endet in Österreich, der südliche in Italien. Insgesamt hat die Pipeline eine Kapazität von 63 Mrd. Kubikmeter Gas pro Jahr. Die Baukosten liegen bei geschätzt 25 Mrd. Euro. Die Fertigstellung ist 2015 geplant.
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Europäer wollen Diversifizierung der Lieferanten
Das europäische Nabucco-Projekt ist bescheidener. Bislang gingen die Planer von 8 Mrd. Euro Baukosten aus. Die Kapazität ist auf etwas über 30 Mrd. Kubikmeter beschränkt. Im Gegensatz zum russischen Projekt setzt Nabucco nicht nur auf eine Diversifizierung der Transitrouten, sondern auch der Lieferanten. Russland soll umgangen werden, da Brüssel eine zu hohe Abhängigkeit von Moskau fürchtet.
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Stattdessen soll das Gas aus Turkmenistan und Aserbaidschan kommen, als Ausweichvarianten gelten auch der Irak und Ägypten, die allerdings nicht genügend Gasreserven haben und der Iran, der aufgrund politischer Differenzen aber ausfällt.
Kann Kaspi-Pipeline Skepsis der GUS-Länder brechen?
Für Nabucco besteht das Problem allerdings bislang darin, feste Lieferzusagen zu bekommen. Weder Aschachabad, noch Baku haben feste Quoten zusagt. Ändern könnte sich dies, wenn eine Pipeline auf dem Grund des Kaspischen Meeres liegt, hoffen EU-Diplomaten.
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Die Pipeline wäre der kürzeste Weg für turkmenisches Gas nach Europa. Tatsächlich ist Turkmenistan stark interessiert an der Leitung. Das Problem: Die Grenzziehung in dem Binnenmeer ist seit dem Zerfall der UdSSR nicht eindeutig geregelt. So streiten sich Aserbaidschan und Turkmenistan bis heute darüber, wem die Lagerstätte Kjapas gehört.
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EU will zwischen Baku und Aschchabad vermitteln
Nachdem die USA lange vergeblich versucht hat, in dem Konflikt zu vermitteln, ist nun die EU als Vermittler eingesprungen. Im Juni sollen erste Verhandlungen angelaufen sein bislang gibt es aber noch keine konkreten Ergebnisse.
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Ein weiteres Problem ist, dass auch Russland ein Anrainer des Kaspisees ist. Nach Auffassung Moskaus ist die Verlegung einer Gasröhre auf dem Grund des Gewässers ohne die Zustimmung aller Anrainer unmöglich.
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Russland will Kaspi-Pipeline verhindern
Zwar fragt auch Russland bei der Verlegung von Southstream durch das Schwarze Meer weder die Ukraine, die durch das Projekt Milliarden an Transiteinnahmen davonschwimmen sieht, noch seinen Intimfeind Georgien um Erlaubnis. Dennoch ist die Situation nicht vergleichbar. Im Schwarzen Meer ist die Grenzfrage geregelt im Kaspischen Meer ist sie es nicht.
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D.h. theoretisch kann Russland auch Anspruch auf diesen südlichen Teil des Kaspisees erheben. Ohne Russland kann die Frage (der Grenzziehung d.R.) nicht entschieden werden, ergo gibt es keine Pipeline, erklärte ein anonymer Sprecher des russischen Außenministeriums.
Können GUS-Länder Moskau ignorieren?
Ob Russland tatsächlich um Erlaubnis gefragt werden muss, ist nicht ganz klar. Zwar gibt es seit 2007 eine Deklaration der Kaspi-Anrainerstaaten, in der sich alle Teilnehmer dazu verpflichten, die Verlegung von Pipelines auf dem Grund des Binnenmeeres mit allen anderen vorher abzustimmen, doch nach Aussage von Michail Krutichin, Partner bei RusEnergy, ist die Deklaration nicht bindend.
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Doch Russland ist die eindeutige Führungsmacht innerhalb der GUS. Experten führen das lange Zögern von Aserbaidschan und Turkmenistan bislang schon darauf zurück, dass Russland hinter den Kulissen Druck auf die Regierungen ausübt. Selbst wenn das Projekt für beide Länder lukrativ sein sollte, scheint es derzeit ungewiss, ob sie dafür Moskau ignorieren werden.
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barnaulholger 22.08.2010 - 09:46
Ich würde eine einfache Lösung voschlagen!
Mein Vorschlag lautet: Russland oder Gazprom verhandelt mit Aserbaidshan und Turkmenistan über den Ankauf des Gases aus diesen beiden Ländern und liefert dann dieses Gas zusammen mit den eigenen Gas durch die Southstream\\r\\nnach West-Europa! Denn die Nabucco wird, meiner Ansicht nach,\\r\\nnicht gebaut. Das sieht man schon daran, das mehrere EU-Staaten auf\\r\\ndas Southstream-Projekt umgestiegen sind. Und die EU muss sich auch keine Gedanken wegen eventuell ausfallender Gaslieferungen machen, denn schon die Sowjetunion hat selbst in den \\r\\nHochzeiten des Kalten Krieges immer pünktlich geliefert!
Mehrwert 05.08.2010 - 12:28
Das wird ja immer lustiger mit diesen Gaspipelines
Und nicht nur, dass in der Arktis um Grundbesitz gestritten wird, jetzt auch noch am Kaspisee. Ach würden wir doch endlich unabhängig werden von den fossilen Energien. Aber das liegt allein in unsrer eigenen Hand
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